Worms / Metropolregion Rhein-Neckar – Zelt wird bei steigenden Flüchtlingszuweisungen weiterhin benötigt – In satten Grüntönen erstrahlt die Fassade der neuen Asylbewerberunterkunft auf dem ehemaligen US-Motorpool-Gelände. Tag für Tag gehen Handwerker ein und aus, es herrscht ein geschäftiges Treiben. „Die Arbeiten gehen zügig voran, worüber ich mich sehr freue. Wir können somit einen baldigen Bezugszeitpunkt ermöglichen“, berichtet Oberbürgermeister Michael Kissel. Wirft man einen Blick ins Innere der mobilen Wohneinheit, wirkt es, als betrete man einen Neubau. Dass die Anlage mobil ist, ist drinnen überhaupt nicht festzustellen. Doppelt verglaste Fenster, helle, freundliche Räume mit viel Licht, mehrere sanitäre Anlagen und Kochmöglichkeiten bieten menschenwürdige Wohnbedingungen. „Damit kommen wir unserer moralischen Pflicht und Verantwortung nach, Menschen in Not zu helfen“, betont der Stadtchef.
Aufgrund der freundlichen Fassadenfarben ist von Container-Tristesse nichts zu spüren. Auch der OB begrüßt das ansprechende Erscheinungsbild. „Wir bedauern, dass wir in den vergangenen Wochen verstärkt improvisieren mussten bei der Unterbringung neu ankommender Flüchtlinge. Dies ist den unvorhersehbar stärker werdenden Flüchtlingsströmen geschuldet“, erläutert der Stadtchef. Zum Vergleich: Im März des vergangenen Jahres verzeichnete die Stadt acht Neuzuweisungen, in diesem Jahr waren es im selben Monat 62. Auch die Prognosen des Landes zu Jahresbeginn waren nicht zu halten. Bereits im ersten Quartal hat Worms 142 Menschen aufgenommen – 250 waren für das gesamte Jahr prognostiziert worden. Inzwischen signalisiert das Land, dass man in Worms mit rund 540 Flüchtlingen in diesem Jahre rechnen müsse.
„Mit dem Zelt hinter der Nikolaus-Dörr-Halle konnten wir eine einfache, aber zumutbare Notlösung bis zur Fertigstellung der Wohnanlage schaffen“, so der OB. Das Zelt orientiere sich an den Standards der Landesaufnahmeeinrichtung in Trier und sei bei der derzeitigen Marktsituation in dieser Qualität nur schwer zu bekommen gewesen. Sobald die Anlage auf dem Motorpool-Gelände fertiggestellt ist, können die Männer dann in die neue, freundlich eingerichtete Unterkunft umziehen. Die improvisierte Unterbringung wird angesichts der rapide steigenden Zuweisungszahlen allerdings kaum ein Ende haben“, so der Stadtchef. Bei weiteren Zuweisungen, die über die geschaffenen Kapazitäten hinausgingen, müsse das Zelt auch weiterhin belegt werden, macht Oberbürgermeister Kissel unmissverständlich deutlich.
Die Stadt wird nach Abschluss der Bauarbeiten zu einem Tag der offenen Tür in die Wohnanlage einladen, wo sich Interessierte vor Ort ein eigenes Bild machen können.
Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen sucht die Verwaltung weiterhin adäquate Wohnungen, um insbesondere Familien unterbringen zu können. Denn auch in die neue Unterkunft auf dem Motorpool-Gelände werden ausschließlich Männer einziehen. Unabhängig davon plant man in der Verwaltung an weiteren Wohnanlagen. Derzeit werden mehrere in Frage kommende Standorte auf ihre Eignung und jeweils entstehende Kosten untersucht. „Wir müssen zeitnah konkrete Entscheidungen treffen“, erklärt OB Kissel angesichts des enormen Drucks, dem die Mitarbeiter des Sozialbereiches in immer stärkerem Maße ausgesetzt sind.
Aufgrund der enormen Investitionskosten für adäquaten Wohnraum begrüßt der OB die Bereitschaft des Bundes – Innenminister Thomas de Maizière und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel – über zusätzliche Mittel für die Kommunen zu verhandeln. „Die Hilfe für Flüchtlinge und Asylbewerber ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und darf die Kommunen nicht überfordern. Wir sind in Worms längst an der Grenze des Machbaren angelangt“, betont das Wormser Stadtoberhaupt.
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