Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar (red/ak) – Wie sieht die Zukunft der US-Konversionsfläche Patrick Henry Village (PHV) in Heidelberg aus? Zu dieser Frage hat die Internationale Bauausstellung im Mai diesen Jahres fünf weltweit tätige Architekturbüros zusammengebracht, um mögliche Szenarien für die Fläche zu entwickeln. Am Donnerstag, 15. Dezember 2016, konnte man in Heidelberg die weitere Zwischenergebnisse dieser Zusammenarbeit erleben: Markus Neppl (ASTOC Architects and
Planners) sowie Herbert Dreiseitl (Ramboll Liveable Cities Lab) mit Katrin Bohn (University of Brighton) stellten ihre Szenarien bei dem dritten PHVBürgerforum der Öffentlichkeit vor. Von freien urbanen Experimentierzonen über Lernräume als neue Stadtteilzentren bis hin zu ansprechend gestalteten, Lebensmittel produzierenden und wasserreinigenden Freiräumen reichten die Vorschläge.
Szenario 3 von ASTOC Architects and Planners:
Lernräume als Motoren der Quartiersentwicklung Das Szenario „Lernräume“ von ASTOC sieht vor, die bestehenden Strukturen
der US-Amerikaner in Form von Villen und Zeilenbauten sowie besonderen Gebäuden der Quartiers wie Offizierskasino, Bibliothek oder Chapel städtebaulich in Teilen zu erhalten, um die Identität des Ortes zu wahren. Neue Zentren der vorhandenen Quartierseinheiten bilden Lernräume, die zugleich offene Angebote für die Bewohner des Quartiers bereithalten. So sollen die
Orte der kulturellen Bildung wie Schulen, Kitas oder Integrationsräume zu den Identitätsträgern des Quartiers werden, gestalterisch und funktionell. In den beiden neuen Zentren kommen Wohnen und Arbeiten mit neuen Räumen für
das Lernen zusammen. Markus Neppl schlägt an der östlichen Quartiersgrenze zur Autobahn Flächen für das Arbeiten vor, die in eine ‚Fusionszone’ übergehen.. Diese ‚Fusionszone’ sieht Neppl als ein Stadtlabor für innovative Raumkonzepte, Technologien und Organisationsformen, in der die Schnittstellen zwischen Gesellschaft und Intuitionen, Universität oder Unternehmen neu ausgehandelt werden können. Die Fusionszone geht Richtung Westen bis zur landwirtschaftlichen Fläche in eine überwiegend durch Wohnen geprägte Zone über.
Szenario 4 von Ramboll Liveable Cities Lab / University of Brighton:
Die produktive Stadt
Die Identität eines neuen PHV entwickeln Herbert Dreiseitl und Katrin Bohn aus der Landschaft heraus: In ihrem Szenario wird das komplette Quartier und nicht nur dessen einzelne Teile als Stoffkreislauf gedacht. So soll der neue Stadtteil nicht nur Ressourcen verbrauchen, sondern sie auch recyceln und herstellen. Dreiseitl und Bohn schlagen dazu vor, das PHV in kleinere
Einheiten (‚Cluster’) zu untergliedern, die Raum für umweltorientierte Experimente bieten. Vorteil: Die Risikobereitschaft für die Anwendung neuer Technologien und Prozesse ist höher, wenn statt einer großen Lösung viele kleinräumige innovative Experimente gestartet werden können. Durch die Gleichzeitigkeit verschiedener Ansätze entsteht eine große Vielfalt an Gebäuden, Lebensformen und technischen Lösungen, was die Widerstandskraft des Quartiers gegenüber äußeren Einflüssen erhöht und zugleich eine vielseitigere urbane Landschaft erzeugt. Die zukünftigen Bewohner des PHV machen Dreiseitl und Bohn in ihrem Szenario zu Konsumenten und Produzenten zugleich (‚Prosumer’), die wieder stärker eingebunden sind in die sie umgebende Landschaft und deren produktive Prozesse. Großes Netzwerk aktiviert Zahlreiche Interessierte kamen auch zum dritten Bürgerforum der IBA, entwarfen im IBA_GAME | 20.000 Blocks ihre Version des PHV und diskutierten mit den Städteplanern die vorgestellten Szenarien. Der Erste Bürgermeister der Stadt Heidelberg, Jürgen Odszuck, begrüßte die Gäste und dankte ihnen für ihr Engagement für die gemeinsame Zukunft des PHV: „Die IBA hat es geschafft, sowohl internationale und lokale Fachleute als auch interessierte Bürgerinnen und Bürger in die Entwicklung des PHV einzubinden und bereits jetzt ein großes Netzwerk für die Zukunft dieser Fläche zu aktivieren. Wir sind gespannt auf die weiteren Ergebnisse.“ Michael Braum, Geschäftsführender Direktor der IBA Heidelberg, resümierte: „Und wieder überraschte mich der Facettenreichtum der Ideen. Nun wird der Staffelstab an
KCAP übergeben, die die Entwicklungsvision für das PHV als Wissensstadt von Morgen entwerfen. Dies liefert die Grundlage für die anschließende städtebauliche Konkretisierung, die im kommenden Jahr hoffentlich mit der gleichen Dynamik und auf einem exzellenten Niveau fortgesetzt wird. “ So geht es weiter Aufbauend auf den vier Szenarien der Städtebauer Winy Maas (MVRDV),
Carlo Ratti (Carlo Ratti Associati), Markus Neppl (ASTOC) und Herbert Dreiseitl (Ramboll Liveable Cities Lab) mit Katrin Bohn (University of Brighton) sowie den Kommentierungen aus der Bürgerbeteiligung und den Ergebnissen des IBA_GAME wird Kees Christiaanse (KCAP) eine Entwicklungsvision für die ehemalige US-Fläche erarbeiten. Diese präsentiert er beim vierten öffentlichen PHV-Bürgerforum am 29. März 2017 ab 18 Uhr im Hermann-Maas-Haus in Heidelberg-Kirchheim.