Speyer/Metropolregion Rhein-Neckar – Das Bistum Speyer nimmt Abschied von Weihbischof Ernst Gutting
„Der kleine Bischof mit dem großen Herzen“ – Beisetzung im nördlichen Seitenschiff des Domes
Speyer (is). Mit einem Pontifikalrequiem im Speyerer Dom nahm das Bistum Speyer am 4. Oktober Abschied von seinem emeritierten Weihbischof Ernst Gutting. Er war am 27. September im Alter von 94 Jahren in Kaiserslautern verstorben.
„Der kleine Bischof mit dem großen Herzen“: So beschrieb Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann Weihbischof Gutting. Sein bischöflicher Leitspruch „Nur die Liebe zählt“ (Theresia von Lisieux) fasse das Entscheidende seines Lebens und Wirkens zusammen. Ihm sei das „Aggiornamento“, das Hineinholen der Botschaft ins Heute und die Erneuerung der Kirche in der Welt von heute, zeitlebens innerstes Anliegen gewesen. „Er suchte die Begegnung, den Dialog, die Unmittelbarkeit zu den Menschen und ihrer konkreten Lebenswelt. Er ging auf die Menschen in der Welt von heute zu und konnte daher so viele bewegen und prägen.“ Viele Gläubige hätten ihm berichtet, dass die Gespräche mit Weihbischof Gutting nie lange an der Oberfläche blieben, sondern schnell eine geistliche und existenzielle Tiefe erreichten – eine „geradezu theresianische Begabung“, so der Bischof. Ihm sei es um die „Vision Gottes“ von seiner Kirche gegangen, die „als Gemeinschaft die menschenfreundliche, erlösende Gegenwart Christi spürbar macht“. Eine Kirche also, die „auf die Menschen zugeht, ihnen durch die Botschaft von der barmherzigen Liebe Gottes dienen will und hilft, Vereinsamung, Trost- und Hoffnungslosigkeit zu überwinden.“
Konzelebranten beim Gottesdienst im Dom waren unter anderen Kardinal Dr. Friedrich Wetter, der Weihbischof Ernst Gutting 1971 zum Bischof geweiht hatte, sowie der emeritierte Speyerer Bischof Dr. Anton Schlembach. „Auch im Namen meiner beiden Vorgängen bin ich aus ganzem Herzen dankbar für die lebendigen Spuren, die Weihbischof Gutting in unserem Bistum hinterlassen hat“, betonte Bischof Wiesemann. Zum Menschen gehöre die Sehnsucht nach dem Größeren. Wer solche Sehnsucht wecken und wach halten könne, der könne Menschen prägen. „Weihbischof Gutting war zeitlebens ein solcher Mensch der Sehnsucht nach dem Größeren, der Sehnsucht nach Gott.“
An dem Requiem nahmen mehrere Bischöfe und Domkapitulare aus benachbarten Bistümern und darüber hinaus teil. Gekommen waren unter anderen Weihbischof Vincent Dollmann (Straßburg), Weihbischof Ulrich Neymeyr (Mainz), Weihbischof Rainer Klug (Freiburg), Weihbischof em. Dr. Alfred Kleinermeilert (Trier), Weihbischof em. Heinrich Janssen (Münster) und Domkapitular Dr. Johann Bauernfeind (Passau). Auch Monsignore Pirmin Spiegel (Misereor), Oberkirchenrat Dr. Michael Gärtner (Evangelische Kirche der Pfalz), Oberbürgermeister Hansjörg Eger (Stadt Speyer) und Maria Theresia Opladen (Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands) zählten zu den Trauergästen. Zur musikalischen Gestaltung des Requiems trugen die Kantorenschola, geleitet von Domkapellmeister Markus Melchiori, und Domorganist Markus Eichenlaub bei.
Bereits vor dem Gottesdienst erwiesen viele Gläubige Weihbischof Ernst Gutting, dessen Sarg vor dem Pfarraltar aufgebahrt war, die letzte Ehre. An das Requiem schloss sich die Beisetzung im nördlichen Seitenschiff des Speyerer Domes an. Das Grab befindet sich in der Nähe des Eingangs zur Afra-Kapelle.
Mit Weihbischof Ernst Gutting wurde erstmals seit 1991 wieder ein Bischof im Speyerer Dom beigesetzt. Er ist nach Bischof Isidor Markus Emanuel der zweite Bischof, der seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Speyerer Dom seine letzte Ruhestätte gefunden hat.