Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – 9 186 Vollzeitkräfte in Ludwigshafen verdienen miserabel. Sie arbeiteten nach einer aktuellen Erhebung des DGB für einen Niedriglohn. Im Jahr 2010 waren dies bereits 13,7 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten. Auszubildende nicht einmal mitgezählt. Auch qualifizierte Arbeitskräfte in der Stadt erhalten oftmals nur einen mickrigen Lohn.
Erstmals legt der DGB regionale Daten zum Niedriglohnsektor vor. Konkret lag die Niedriglohnschwelle 2010 in allen westdeutschen Ländern bei einem Monatsbrutto von 1.890 Euro. In Ludwigshafen rutschen Vollzeitbeschäftigte zwar geringer häufig in den Niedriglohnsektor als in den alten Bundesländern insgesamt. Dies gilt für Vollzeitbeschäftigte ohne Berufsabschluss aber nicht wie für jene mit Ausbildung. So zählten in Ludwigshafen 8,8 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten mit Berufsabschluss zu den Niedrigverdienern. In den alten Bundesländern insgesamt waren es demgegenüber 16,0 Prozent der Erwerbstätigen in Vollzeit und mit Ausbildung.
Weit miserabler sei die Entlohnung für viele ohne Berufsabschluss. 32,1 Prozent der Geringqualifizierten in der Stadt Ludwigshafen zählen nach der DGB-Auswertung zugleich zu den Geringverdienern. „Das Risiko, als Vollzeitbeschäftigte/r einen Niedriglohn zu erhalten, ist für Beschäftigte ohne Berufsabschluss damit fast viermal so hoch wie für Qualifizierte“, hebt Rüdiger Stein der DGB Regionsgeschäftsführer hervor.
Insbesondere im Dienstleistungsgewerbe sei das Risiko einer schlechten Bezahlung für Qualifizierte wie Beschäftigte ohne Berufsabschluss überdurchschnittlich hoch. Nach Einschätzung des DGB Vorder- und Südpfalz haben Menschen, die wenig verdienen, oftmals auch ein instabiles Arbeitsverhältnis und ein hohes Entlassungsrisiko.
Die beruflichen Aufstiegschancen für Niedriglohnverdiener seien hingegen ungünstiger als in vielen anderen Industrieländern. Wer behaupte, Niedriglöhne seien Einstiegslöhne, der liege falsch. Die Chancen, in besser bezahlte Jobs aufzusteigen, seien hierzulande relativ gering. Viel häufiger als der Einstieg in besser bezahlte Tätigkeiten, ist eine Verfestigung der Niedriglohnfalle, warnt der DGB.
Der hohe Niedriglohnsektor in Ludwigshafen ist nach Einschätzung des DGB auch eine Zeitbombe für künftige Altersarmut und sozialen Abstieg. Gerade die in die Stadt wichtigen sozialen Einrichtungen, wie das „Sozialkaufhaus“ der Caritas, oder aktuell die „Suppenküche“ der protestantischen Kirche werden bei Schließung als wichtige Unterstützungsleistung in Zukunft fehlen. Dies wird das soziale Ungleichgewicht in Ludwigshafen verstärken.
Für die Erhebung hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die auch von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verwendete Definition über Niedriglöhne zugrunde gelegt. Danach zählt zu den Geringverdienern, wer in seinem Land auf weniger als zwei Drittel des mittleren (durchschnittlichen) Lohns kommt. Wegen des immer noch deutlichen Lohngefälles zwischen Ost und West wurde nicht die bundesweite Niedriglohnschwelle, sondern eine differenzierte für West und Ost zugrunde gelegt. Danach lag die Niedriglohnschwelle 2010 in den alten Ländern bei 1.890 Euro brutto im Monat und in den neuen Bundesländern bei 1.379 Euro. Ausgewertet wurden die Meldungen für die Sozialversicherungen, die die Arbeitgeber vornehmen. In der Stadt Ludwigshafen allein wurden die Meldungen für 66 881 Vollzeitbeschäftigte mit sozialversichertem Job einbezogen, für die alten Bundesländer rd. 16,6 Mio. und für die neuen Bundesländer gut 3,9 Mio. Meldungen.