Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Die Jungsozialistinnen und Jungsozialisten im Kreisverband Mannheim kritisieren die Junge Union (JU) und den CDU-Stadtrat Nikolas Löbel für ihre Aussage, ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren zu prüfen.
„Der Vorschlag, die Finanzierungslücke des Rentensystems durch ständiges Anheben des Renteneintrittsalters zu schließen, geht komplett an der Lebensrealität der Menschen vorbei“, kommentiert der Juso-Kreisvorsitzende Christian Dristram die Äußerungen des JU-Landesvorsitzenden Nikolas Löbel. Aktuellen Zahlen zu Folge sind fast 35% der 60 bis 64-jährigen arbeitslos. Bei den 64-jährigen sind es sogar mehr als 50%. „Die Junge Union spricht einmal wieder nur darüber wie lange ein Mensch der Wirtschaft dienen kann. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Statt über eine Lebensarbeitszeitverlängerung zu diskutieren, wäre eine ernstzunehmende Auseinandersetzung um Armutsrenten und der Situation älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmer notwendig und richtig.“, meint Dristram.
„Wir brauchen ein flexibles Renteneintrittsalter, bei dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch ohne Abschläge früher als mit 65 Jahren in Rente gehen dürfen, wenn sie beispielsweise durch gesundheitliche Probleme nicht mehr erwerbstätig sein können. Ein noch höheres Renteneintrittsalter ist außerdem irrsinnig, da ein großer Teil der Rentnerinnen und Rentner vor dem Renteneintritt keine Arbeit mehr gefunden haben oder erwerbsunfähig sind“, führt Miriam Duttweiler, stellvertretende Juso-Kreisvorsitzende, aus.
Im aktuellen System bedeutet ein höheres Eintrittsalter nur die Absenkung der Renten. Darüber hinaus ist ein generelles Umdenken in der Rentenpolitik dringend nötig. Nicht die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen bestimmt die Höhe der Renten, sondern die Einzahlungen in das Rentensystem. Schon eine geringe Anhebung des Beitragssatzes würde zudem das Rentenniveau auf Dauer stabilisieren, ohne zusätzlich versteckte Rentenkürzungen über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters vorzunehmen. „Unser Ziel muss daher weiterhin ein Produktivitätsfortschritt sein. Gleichermaßen muss die Zeit der Lohnzurückhaltung der Zeit der Lohnerhöhungen weichen, denn daran hängt wie unsere Rentenkassen gefüllt sind. Nur so macht unser solidarisches System einer umlagefinanzierten Rente Sinn”, konstatiert Duttweiler abschließend.
Die Jusos Mannheim begrüßen dennoch die Kurskorrekturen der SPD vom vergangenen Jahr und hoffen auf eine weitere progressive Positionierung auf dem Parteikonvent im November dieses Jahres.