Heidelberg – Infos zum Clemens-Brentano-Preis 2009

Heidelberg / Rhein-Neckar – Der Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 1993 jährlich im Wechsel in den Sparten Erzählung, Essay, Roman und Lyrik an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, die mit ihren Erstlingswerken bereits die Aufmerksamkeit der Kritiker und des Lesepublikums auf sich gelenkt haben. Der Preis ist deutschlandweit einzigartig, denn die Jury setzt sich zur Hälfte aus professionellen Literaturkritikerinnen und -kritikern und zur anderen Hälfte aus Studenten des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg zusammen. Die Studierenden wurden zuvor im Hinblick auf die Preisvergabe während eines einsemestrigen Kolloquiums geschult. Ihre Beurteilungsfähigkeit trifft auf die Erfahrung der bereits im Beruf stehenden Kritikerinnen und Kritiker.
 
Der Preisträger Andreas Stichmann wurde 1983 in Bonn geboren und ist dort aufgewachsen. Seit 2005 studiert er am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Längere Aufenthalte in Südafrika, die auch in seine Erzählungen einge?ossen sind. Mit 15 Jahren kam er über das Comiczeichnen zum Schreiben, gewann bereits 2002 seinen ersten Preis und nahm 2006 an der Endrunde des internationalen Wettbewerbs junger deutschsprachiger Literatur Open Mike teil, wo er zu den absoluten Publikumslieblingen gehörte. Er hat bereits in mehreren Anthologien (zuletzt in „Gute Vorsätze, schlechtes Karma“, erschienen im Suhrkamp-Verlag) und Zeitschriften veröffentlicht (u.a. BELLA triste, poet[mag], Akzente). Im Herbst/Winter 2008 unternahm er seine erste längere Lesereise. Bei Jackie in Silber, 2008 erschienen im Mairisch-Verlag, handelt es sich um Stichmanns erste eigenständige Veröffentlichung: Elf dichte und skurrile Erzählungen führen in eine neue Welt abseits ausgetretener Pfade.
 
Die Preisträgerin Felicia Zeller, 1970 in Stuttgart geboren, war auf der Filmakademie Baden-Württemberg und schloss diese mit einer Arbeit über nonlineare Dramaturgie ab. Sie lebt und arbeitet derzeit als Schriftstellerin, Theaterautorin und Medienkünstlerin in Berlin-Neukölln. Die äußerst produktive Autorin ist eine der gefragtesten jungen Dramatikerinnen im deutschsprachigen Raum und hat bereits zahlreiche Preise und Stipendien erhalten. Zuletzt wurde sie 2008 für ihr Stück „Kaspar Häuser Meer“ mit dem renommierten Publikumspreis der Mülheimer Theatertage ausgezeichnet. Mit „Einsam lehnen am Bekannten“, 2008 erschienen im Lilienfeld-Verlag, hat sie nun ihr erstes Prosa-Werk vorgelegt. In 23 Prosaminiaturen erzählt sie von Schriftstellerei, Sprache und Alltag in Jogginganzugsparadiesen wie dem Stuttgarter Hallschlag oder Berlin-Neukölln.
 
Die Laudatorin Katja Lange-Müller wurde 1951 in Berlin-Lichtenberg geboren. Mit 17 Jahren wurde sie „wegen unsozialistischen Verhaltens“ vorzeitig aus der Schule entlassen. Sie absolvierte eine Lehre als Schriftsetzerin, arbeitete anschließend als Bild- und Umbruchredakteurin bei der Berliner Zeitung, ein Jahr lang als Requisiteurin beim DDR-Fernsehen und schließlich mehrere Jahre als P?egerin in der Psychiatrie. Von 1979 bis 1982 studierte sie am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig, dem Vorgänger des heutigen Deutschen Literaturinstituts. Danach absolvierte sie ein einjähriges Praktikum in der Mongolischen Volksrepublik. Bis zu ihrer Ausreise nach Westberlin 1984 war sie als Lektorin im Altberliner Verlag tätig. Nach 1984 arbeitete sie unter anderem in Mainz als Stadtschreiberin und gewann zahlreiche Preise und Stipendien, zuletzt den Wilhelm-Raabe Preis (2008). 2007 war sie mit ihrem Roman „Böse Schafe“ Finalistin beim Deutschen Buchpreis, 1995 gewann sie den Alfred-Döblin-Preis und 1986 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Katja Lange-Müller lebt und arbeitet in Berlin.
 
Der Jury des Clemens-Brentano-Preises gehörten in diesem Jahr an: die Literaturkritikerin Ursula März (Berlin), der Literaturkritiker Marius Meller (Berlin), der Schriftsteller Burkhard Spinnen (Münster), die Germanistikstudenten der Universität Heidelberg Ivana Cubelic, Sigrid Messner und Fabian Wehner sowie als Leiter und Moderator der Jury Uwe Kossack (Literatur-Redakteur, SWR, Baden-Baden).
 
Die bisherigen Preisträger sind: Ann Cotton, Clemens Meyer, Stefan Weidner, Anna Katharina Hahn, Raphael Urweider, Andreas Maier, Doron Rabinovici, Sabine Peters, Hendrik Rost, Oswald Egger, Norbert Niemann, Benjamin Korn, Daniel Zahno, Jörg Schieke, Barbara Köhler, Gabriele Kögl und Günter Coufal.