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Speyer – Gerechtigkeit ist Aufgabe der Politik

Speyer / Rhein-Neckar – Soziale Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt – Herbstforum: Theologen und Wirtschaftswissenschaftler zwischen Utopie und Realität. 

Ist der Bibelvers „Gerechtigkeit erhöht ein Volk“ in der heutigen Zeit und angesichts wachsender Globalisierung, Bankenkrisen und der Kluft zwischen Arm und Reich antiquiert und eine biblische Utopie? Darüber diskutierten Theologen und Wirtschaftswissenschaftlerbeim 8. Speyerer Herbstforum von SWR 2 in Kooperation mit der Evangelischen Akademie der Pfalz und dem Heinrich Pesch Haus, Katholische Akademie Rhein-Neckar.

Gerhard Willke, Professor für Wirtschaftspolitik an der Hochschule in Nürtingen, sah die Aufgabe, Gerechtigkeit zu schaffen, eindeutig als Aufgabe der Politik an, nicht als die der Wirtschaft. Die Wirtschaft dürfe nicht noch stärker reguliert werden, sondern die Politik müsse die bestehende Regulierungsmacht stärker nutzen. Aber: „Hier versagt Politik am laufenden Band“ behauptete er. Der Markt mit seinen eigenen Gesetzen sowie das Geld dürfe nicht „verteufelt“ werden, denn er schaffe erst Wohlstand; auch die Verlegung von Arbeitsplätzen auf dem Niedriglohnsektor in so genannte Schwellenländer und den Abbau von Beschäftigung trotz hoher Rendite eines Unternehmens verteidigte er im Hinblick auf die Globalisierung. Dem christlichen Anspruch des Teilens und Umverteilens hielt er entgegen, man müsse die Menschen am System beteiligen und in den Stand versetzen, damit sie selbst ihr Auskommen verdienen können.
Darin stimmte Heinrich Bedford-Strohm, Professor für evangelische Theologie und Gegenwartsfragen an der Universität Bamberg, zumindest zum Teil mit dem Wirtschaftswissenschaftler überein. Auch aus seiner Sicht ist Armut die fehlende Teilnahme am Wirtschaftssystem. Er forderte daher „massive Investitionen in Bildung und Kindertagesstätten, vor allem auch in sozialen Brennpunkten: Aber das kostet viel Geld!“ Keinesfalls aber teilte er die Auffassung, dass ein gering bezahlter Job immer noch besser sei als gar keine Arbeit oder die Aussage: „Sozial ist was Arbeit schafft.“ Heiner Ludwig, Professor für christliche Sozialethik an der TU Darmstadt, wollte in der Beantwortung der Frage nach sozialer Gerechtigkeit zunächst einen Schritt zurückgehen: „Ist das System überhaupt gerechtigkeitsfähig?“, fragte er – und bezweifelt genau das. Für ihn besteht ein erster Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit darin, zuerst einmal ein öffentliches Klima zu schaffen, in dem solche Fragen überhaupt gestellt werden dürfen. Als eine Aufgabe der Kirche sieht er es daher an, einen Beitrag zur politischen Kultur zu leisten und öffentlich zu machen, was wichtig ist für die Menschen. Auch Bedford-Strohm bezeichnet die Lobbyarbeit als eine Aufgabe der Kirche – etwa durch die Denkschriftenreihe der EKD, in der Vertreter unterschiedlicher Positionen Denkanstöße zu formulieren versuchen. Er folgert die Verantwortung der Kirche direkt aus der Bibel und rechtfertigt damit auch ihren Anspruch auf soziale Gerechtigkeit.  Die uralte Erfahrung der Knechtschaft der Israeliten und ihrer Befreiung ziehe sich wie ein roter Faden durch die Bibel, die somit in ihren Aussagen gar nicht antiquiert sei. Grundlagen der christlichen Ethik könne man in die bestehenden Strukturen einpassen – das aber sei nicht eine private Aufgabe oder ausschließlich religiös motiviert, sondern müsse von der Politik geleistet werden. (brid)

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