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Speyer – Bücher aus der NS-Zeit an das Bistumsarchiv zurückgegeben Pfälzische Landesbibliothek übergibt sechs Bücher, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden

Übergabe der BücherSpeyer/Metropolregion Rhein-Neckar. Die Pfälzische Landesbibliothek hat sechs Bücher, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus katholischen Pfarrbüchereien enteignet wurden, an das Bistum Speyer zurückgegeben. „Es handelt sich um belletristische Werke, die Geschichten erzählen, aber auch selbst eine spannende Geschichte haben“, erklärte Dr. Armin Schlechter vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz. Ein Erlass im Jahr 1940 verfügte, dass sämtliches nichtkonfessionelles Schrifttum aus den katholischen Pfarrbüchereien entfernt und für die Ausleihe gesperrt werden musste. Auf das rein religiöse Schrifttum reduziert, verloren die Borromäusbüchereien an Attraktivität für die Benutzer, was de facto einer Ausschaltung gleichkam. „Es handelte sich um den Versuch, das geistige Leben in Deutschland im Interesse des Nationalsozialismus zu kontrollieren“, so Schlechter.

Im Kreis Speyer wurden im Frühjahr 1941 Gestapo-Kontrollen in den Pfarrbüchereien durchgeführt, ob der Erlass befolgt und die entsprechenden Bücher ausgesondert worden waren. Meist wurde pro forma eine „mangelhafte“ Ausscheidung festgestellt und die Bücher beschlagnahmt. Sie mussten zunächst gesondert in einem Schrank aufbewahrt werden, der von der Gestapo versiegelt wurde. Wie genau die Bücher in das Landesbibliothekszentrum gelangten, kann nicht mehr rekonstruiert werden. Es ist davon auszugehen, dass sie im Zusammenhang mit der so genannten „Rosenbergspende“, einer Sammelaktion für die deutsche Wehrmacht, in die Hände anderer Besitzer gelangten.

Generalvikar Dr. Franz Jung konnte sechs Bücher entgegennehmen, als deren letzter Besitzer vor der Enteignung die Kirchenstiftung des Bistums Speyer nachweisbar ist. Eines der Bücher stammt laut Besitzstempel aus der katholischen Pfarrbücherei in Bellheim, die ebenfalls dem Borromäusverein angeschlossen war. Die fünf anderen Bücher können keiner konkreten Borromäusbücherei zugeordnet werden. Landesbibliothek untersuchte 60.000 Bände Während der Zeit des Nationalsozialismus erwarb die Pfälzische Landesbibliothek rund 60.000 Bände durch Ankauf, Geschenke oder Tausch mit anderen Bibliotheken. Einige dieser Bücher haben eine besondere Geschichte: Sie gehörten Personen und Körperschaften, die aus weltanschaulichen oder politischen Gründen verfolgt wurden – meist Juden, aber auch Kommunisten, Sozialisten, Freimaurer, Katholiken oder Pazifisten. Insgesamt wurden 2.500 Bücher aus dieser Zeit als Raubgut identifiziert. 60 davon sind inzwischen an die rechtmäßigen Eigentümer oder ihre Nachkommen zurückgegeben worden.

Im Jahr 2012 startete das Landesbibliothekszentrum ein Projekt zur Provenienzforschung, um seine Bestände am Standort Speyer auf NS-Raubgut zu untersuchen. Das Landesbibliothekszentrum war damit die erste Einrichtung in Rheinland-Pfalz, die sich an der nationalen Aufgabe der Recherche nach NS-Raubgut beteiligte. Zunächst wurden die zwischen 1933 und 1950 erworbenen Bestände auf nationalsozialistisches Raubgut überprüft. Bei den Recherchen stellte sich heraus, dass dieses Haus tatsächlich NS-Raubgut erworben hatte, in erster Linie aus regionalen Bezugsquellen. „Buch als Medium hat für Christentum entscheidende Bedeutung“ Generalvikar Dr. Franz Jung dankte der Pfälzischen Landesbibliothek für die bemerkenswerte Untersuchung und Rückgabe der Bücher. „Ihre Beschlagnahmung stand seinerzeit für den Versuch, die Volksbildung in Deutschland gleichzuschalten und im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie in den Griff zu bekommen.“

Er erinnerte daran, dass dem Buch als Medium im Christentum eine entscheidende Bedeutung zukommt. Als wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus würdigte der Leiter des Bistumsarchivs, Dr. Thomas Fandel, das Restitutionsprojekt der Pfälzischen Landesbibliothek. Dr. Gabriele Dreßing, die Leiterin der Fachstelle für die katholischen öffentlichen Büchereien, beleuchtete die Rückgabe der Bücher vor dem Hintergrund der Geschichte der katholischen Büchereiarbeit. Der Borromäusverein wurde 1845 gegründet. „Im Jahr 1933 gab es in Deutschland rund 5.300 öffentliche Büchereien mit zehn Millionen Ausleihen, wobei jedes dritte Buch in einer Bücherei des Borromäusvereins ausgeliehen wurde“, so Dreßing.

Der Borromäusverein wurde 1944 nicht aufgelöst. „Er besteht bis heute und ist noch immer von der Idee getragen, über Bücher die Herzen und Köpfe der Menschen zu erreichen“, so Dreßing. „Auch im 21. Jahrhundert haben unsere katholischen öffentlichen Büchereien ihren Platz in den Pfarreien und in der Gesellschaft.“ So befindet sich derzeit etwa ein Drittel der öffentlichen Büchereien in kirchlicher Trägerschaft. An rund 130 Standorten im Bistum Speyer werden pro Jahr etwa 200.000 Besucher und 566.000 Ausleihen gezählt. Dank der Mithilfe von rund 960 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann ein Bestand von rund 370.000 Titeln vorrätig gehalten werden.

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