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Speyer – Ein Brückenbauer zwischen West und Ost

Paul NeumannSpeyer/Metropolregion Rhein-Neckar. Paul Neumann aus Römerberg steht mit den Menschen in Polen, Weißrussland und Russland in engem Kontakt – Kinder aus Tschernobyl kommen jedes Jahr zur Erholung in die Pfalz Die Länder Osteuropas spielen im Leben von Paul Neumann eine zentrale Rolle. Er stammt selbst aus Ostpreußen und kam Ende der 50er-Jahre als Flüchtling in die Pfalz. Genauer gesagt: nach Berghausen, in die Pfarrgemeinde St. Pankratius. Dort hat er eine neue Heimat gefunden, mit jedem Tag, mit jedem Jahr etwas mehr. Durch vielfältige Formen des Engagements hat er dafür gesorgt, dass die Verbindung in seine alte Heimat – noch unter den Vorzeichen des Kalten Krieges und des Eisernen Vorhangs – erhalten bleibt und gestärkt wird. Der lebendige Austausch zu den Menschen in den osteuropäischen Ländern wurde ihm zu einer Lebensaufgabe.

Über Hilfsgütertransporte der Pfarrgemeinde St. Pankratius in Berghausen in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband war er Anfang der 80er-Jahre mit der Dompfarrei Heiligkreuz in Oppeln in Kontakt gekommen. Die Hilfsgüter waren das eine, „doch das Entscheidende waren und sind die menschlichen Begegnungen“, erinnert sich Paul Neumann, der polnisch und russisch spricht und als Übersetzer in einer Patentanwaltskanzlei in Ludwigshafen gearbeitet hat. 1985 reiste er mit einer Gruppe der Katholischen Jungen Gemeinde nach Oppeln. „Die Jugendlichen, die zum ersten Mal hinter dem Eisernen Vorhang waren, überraschte die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wurden.“ Der Gegenbesuch im Jahr darauf war noch durch politische Schikanen erschwert. „Es war nicht möglich, als kirchliche Gruppe zu reisen.

Die polnischen Jugendlichen mussten angeben, dass sie einzeln und auf persönliche Einladung in den Westen unterwegs waren. Im Zug haben sich dann ganz ‚zufällig‘ getroffen.“ Man musste einfallsreich sein in diesen Zeiten. „Der Steg, der damals errichtet wurde, ist mit den Jahren zu einer tragfähigen Brücke ausgebaut worden, die Menschen in Ost und West verbindet“, berichtet Paul Neumann. Die Besuche weiteten sich auf weitere Gruppen und die Chöre beider Gemeinden aus, später wurde daraus eine Partnerschaft der beiden Landkreise. Alle zwei Jahre finden seitdem Bürgerreisen statt, mal in die eine, mal in die andere Richtung. Im September 2016 werden in der Pfalz wieder die Freunde und Familien aus dem polnischen Oppeln erwartet. „Die Beziehungen, die aus dem regelmäßigen Kontakt erwachsen sind, erfüllen uns alle mit großer Dankbarkeit, zumal wir im christlichen Glauben eine gemeinsame Basis haben, die alle Ländergrenzen überwindet.“

Hilfe für die Kinder von Tschernobyl 1986 ereignete sich die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl. In den verstrahlten Gebieten um den Reaktor kann auch heute niemand mehr wohnen. Vor allem Kinder werden durch die Radioaktivität schnell geschwächt. In dieser Situation entschloss sich die Pfarrgemeinde St. Pankratius, jedes Jahr eine Gruppe von rund 30 bis 40 Kindern im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren zu einem dreiwöchigen Erholungsaufenthalt in die Pfalz zu holen. „Das Immunsystem unserer kleinen Feriengäste wird so gestärkt, dass sie nach dem Urlaub viel weniger anfällig für Infektionen sind. Das bestätigen uns Eltern, Ärzte und Behörden in Weißrussland immer wieder.“ Die Kinder und ihre Betreuer sind im Pfarrheim untergebracht und verbringen die Wochenenden bei Gastfamilien. Die Pfarrgemeinde St. Pankratius in Berghausen ist die älteste, aber nicht die einzige Tschernobyl-Initiative in Deutschland. Zum 26sten Mal werden in diesem Sommer wieder Kinder aus der Umgebung von Tschernobyl erwartet. „Ich würde mir wünschen, dass Jüngere einsteigen und das Engagement in die Zukunft tragen“, erklärt Paul Neumann, der als Vorsitzender des Sprecherrates den Tschernobyl-Initiativen in Rheinland-Pfalz Gesicht und Stimme gibt.

Menschen begegnen sich, wo einst Panzer aufeinander geschossen haben Ein drittes Betätigungsfeld von Paul Neumann liegt in der russischen Stadt Kursk, auf halbem Weg zwischen Moskau und der Krim. Ein Großteil der Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, insbesondere während der Schlacht im Jahr 1943, der größten Panzerschlacht der Weltgeschichte. Seit 1989 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Speyer und Kursk. „Wir bieten jedes Jahr eine Bürgerreise an, die im Wechsel nach Speyer und nach Kursk führt. Im September werden wir wieder mit einer Gruppe nach Russland aufbrechen“, kündigt Paul Neumann an, der dem Freundeskreis der beiden Partnerstädte vorsteht und die Bürgerreise leitet.

Mit der Situation der Jugendlichen in Osteuropa ist er schon seit vielen Jahren eng vertraut. Er empfindet es als große Chance, dass Renovabis mit seiner Pfingstaktion „Jung, dynamisch, chancenlos?“ auf die mangelnden Perspektiven für junge Menschen im Osten Europas aufmerksam macht. Die bundesweite Aktion wird am 17. April in Speyer eröffnet. „In Osteuropa fehlt vielen Jugendlichen eine tragfähige Perspektive“, hat Paul Neumann auf seinen Reisen oft erfahren. „Korruption, Arbeitslosigkeit, Armut und die damit einhergehende Chancenlosigkeit sind nur einige der Gründe, warum sie dort keine Zukunft mehr sehen.“ Als Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken unterstützt das Hilfswerk Renovabis die ehemals sozialistischen Länder Mittel- und Osteuropas bei der Erneuerung von Kirche und Gesellschaft.

Paul Neumann engagiert sich bewusst aus christlicher Verantwortung. „Als gläubiger Christ es meine Pflicht, Menschen in Not zu helfen“, ist er überzeugt. Motivation schöpft er aus den menschlichen Begegnungen und den Momenten, die auch ihm unter die Haut gehen. „Wenn im Sommer die Kinder aus Weißrussland nach drei Wochen in der Pfalz munter und gut erholt in ihre Heimat aufbrechen, bedeutet das eine solche Freude und Genugtuung, die mit nichts auf der Welt aufzuwiegen ist.“

Weitere Informationen zu den Tschernobyl-Initiativen in Rheinland-Pfalz: http://www.sprecherrat-tschernobyl-initiativen-rlp.de/ Weitere Informationen zur Pfingstaktion von Renovabis: https://www.renovabis.de/veranstaltungen/pfingstaktion

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