Landau / Metropolregion Rhein Neckar – Das Kreishaus Südliche Weinstraße zeigt in einer faszinierenden Ausstellung bis 10. April das Werk von zwei Künstlerinnen.
Die Malerin Eva Clemens lebt in Heidelberg und die französische Bildhauerin Colette Wendel` Ehr in Altenstadt im Elsass.
Beide Künstlerinnen haben trotz unterschiedlicher Medien und Techniken Einiges gemeinsam.
Beide lieben Formen aus der Natur sowie Menschlich-Figürliches. Manche Werke wirken lyrisch, erotisch-sinnlich bis dynamisch und ausdrucksstark. Einige Arbeiten sind künstlerisch gestaltete Sinnbilder von Lebensenergie.
Es ist anregend, wie Colette Wendel `Ehr in ihren Skulpturen ihre meist der Natur abgelauschten Formen gestaltet. In unserer Region ist sie durch die Teilnahme an einer Reihe Elsässisch-Pfälzische Kunstprojekte bekannt geworden.
Während der “Grenzüberschreitenden Kunstwoche rund um den Sandstein” schufen in einem Steinbruch bei Weißenburg mehrere Künstlerinnen und Künstler, so auch Colette Wendel`Ehr – vor einem wissbegierigen Publikum Skulpturen aus Sandstein. Buntsandstein prägt in Wasgau und Vogesen mit imposanten Felsformationen das Landschaftsbild unserer Heimat.
Der traditionsreiche Sandstein ist auch als künstlerischer Werkstoff sehr reizvoll. Dies können wir hier im Kreishaus beispielhaft bei der ausgesprochen attraktiven Werkauswahl von Colette Wendel`Ehr erleben.
Sandstein war zuerst nicht das Material der Künstlerin, sondern Kalkstein. Beim Bearbeiten von Jurakalkstein entdeckte sie ihre Leidenschaft für die dreidimensionale Kunst. Später lernte sie bei dem Bildhauer Jacques Thibaut neue Steinsorten und Techniken kennen. Je nach Steinsorte zeigt Colette Wendel EHR eindrucksvoll unterschiedliche künstlerische Wirkungen. Wie ein blumenhafter, aus Strahlen gebauter Stern erscheint uns die Arbeit etoile florale, ähnlich gestaltet die Epice etoilée, ein sternenförmiges Gewürz, oder die Fleur épice – die Gewürzblume.Welch aparter Gedanke, Gewürzformen als Ausgang für ein Kunstwerk zu erwählten.
Elegante Rundungen zeigen Beispiele ihrer figurativen Kunst, die von weiblichen Formen angeregt sind. Die Buste Pyramidale könnten wir als abstrakte Form deuten, wäre nicht eine einzige aber entscheidende Rundung. So verwandelt die Bildhauerin den pyramidal gehauenen Stein in einen weiblichen Torso.
Die Steine sind teils glatt poliert und verlocken uns sie anzufassen und darüber zu streichen, ein ausgesprochen sinnliches Moment. Colette zeigt keine individuellen Körper in ihrer alltäglichen Mühsal und ihrem Altern – keine Falten, sondern zeitlos schöne Skulpturen.-
Prallrund erotisch sind die Johannisbeeren von Eva Clemens.
Sie ist in einem Künstlerhaushalt an der Südlichen Weinstraße aufgewachsen. Bei einem Studienaufenthalt in den USA erhielt sie wichtige gestalterische Erkenntnisse. Geblieben ist das ausgeprägte Gespür für kraftvoll-räumliche Plastizität der Dingwelt, die man ihren faszinierend eigenwillig gestalteten Sujets ansieht.
Immer wichtiger wurde ihr das Thema menschliche Figur und Portrait. Ihre Lehrer Professor Wolfgang Peuker von der Kunsthochschule Berlin- Weißensee und Professor Ulrich Hachulla von der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig erkannten ihre Sonderbegabung für die Portraitmalerei. In der Landauer Schau präsentiert Eva Clemens kleine Leinwandportraits der berühmten Sängerinnen Marlene Dietrich, Madonna, Anna Netrebko und Janice Dixon.
Die erfahrene Malerin konzentriert sich auf die Gesichtszüge der Sängerinnen. Allein das Gesicht als Seelenlandschaft ist ihr wichtig. Dies genügt ihr, um die selbstbewusst-eigenwilligen Charaktere der Sängerinnen offen zu legen.
Körperliches in seiner ganzen Sinnlichkeit finden wir in ihren Früchte- und Blütenbildern als eine sehr zeitgenössische malerische Huldigung an Macht und Mythos der Natur.
Die uns vertrauten Naturformen werden monumentalisiert, erhalten Würde, können neu und frisch erlebt werden.
Spielerisch schöpft Eva Clemens aus ihrem großen technischen Können. Zum Kultursommer Rheinland-Pfalz 2014 entstand eine Portraitserie von noblen Damen und Herren. Es sind Portraits von Menschen, die real nie gelebt haben – künstlerische Geschöpfe, kreiert aus der reichen Phantasie der Malerin. Sie entführt uns aus der Gegenwart in die Welt des 18. Jahrhunderts. Die lasziven Gestalten spiegeln den koketten Geist aus Barock und Rokoko, voll spielerischer Erotik – kleine intime Kostbarkeiten.
Die Kunstfreunde sind eingeladen, die vielen Facetten der Plastiken von Colette Wendel`Ehr und das Charisma der Malerei von
Eva Clemens zu entdecken.
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