• /// METROPOLREGION RHEIN-NECKAR NEWS

Heidelberg – Wirtschaft trifft Wissenschaft – Die Zukunft der beruflichen Bildung im Fokus beim Heidelberger Abend der IHK

Heidelberg/ Metropolregion Rhein-Neckar. Welche Bedeutung hat Bildung für ein Land wie Deutschland? „Dass Wissenschaft ohne Bildung nicht existieren kann, leuchtet unmittelbar ein. Aber auch die deutsche Wirtschaft wäre ohne Bildung nicht das, was sie heute ist: Eine der stärksten und robustesten der Welt, “ so Dr. Gerhard Vogel, Präsident der IHK Rhein-Neckar, in seiner Begrüßungsrede zum Heidelberger Abend der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar. „Bildung und die daraus resultierende Innovations- und Beschäftigungsfähigkeit ist nahezu der einzige, auf jeden Fall der wichtigste Rohstoff, über den unser Land und unsere Wirtschaft im internationalen Wettbewerb verfügt“, führte der IHK-Präsident weiter aus.

ihk_wirtschaft_wissenschaftDas deutsche Bildungssystem hat in den vergangen Jahren einen Wandel vollzogen. Entschieden sich lange Zeit rund zwei Drittel eines Altersjahrganges für die berufliche Bildung, strebt mittlerweile ein Großteil der Jugendlichen das Abitur und anschließend ein Studium an. „Die ursprüngliche Verteilung zwischen dualer und akademischer Ausbildung hat sich jahrzehntelang als Eckpfeiler für den Wohlstand unserer Volkswirtschaft bewährt“, betonte Vogel. „Bei Übergangsquoten von der Grundschule in das Gymnasium von mehr als 50 Prozent ist das Gymnasium – zumindest quantitativ – zur „Haupt-Schule“ geworden. Diese Schulform kann und darf nicht davon ausgehen, dass alle ihre Schüler für ein späteres Studium geeignet sind. Diese eindimensionale Sichtweise ist auch nicht im Interesse der Hochschulen. Das Resultat einer solchen einseitigen Studienorientierung an Gymnasien ist bereits heute sichtbar: Die Quote der nicht studierfähigen Studentinnen und Studenten nim
mt spürbar zu,“ so Vogel weiter. Die damit verbundene Entwicklung sei für jeden Betroffenen mit einer persönlichen Erfahrung des Scheiterns verbunden und volkswirtschaftlich betrachtet eine nicht zu verantwortende Fehlleitung sowie Verschwendung von Lebensarbeitszeit und finanziellen Ressourcen.

Um dem Spannungsfeld zwischen dualer und akademischer Ausbildung zu begegnen, empfahl IHK-Präsident Vogel eine bessere Verzahnung der Bildungswege. Die im April dieses Jahres durch den Wissenschaftsrat vorgelegten „Empfehlungen zur Gestaltung des Verhältnisses von beruflicher und akademischer Bildung“ stellen hier aus Sicht der IHK Rhein-Neckar eine reale Arbeitsgrundlage dar. „Denn die Wirtschaft braucht keine bildungspolitischen Grabenkämpfe. Sie braucht starke Fachkräfte, welche nicht nur in der Lage sind, komplexe Herausforderungen zu erkennen und zu bewältigen, sondern auch die Ergebnisse der theoretischen Durchdringung von Prozessen in die Tat, nämlich in qualitativ hochwertige und innovative Produkte und Dienstleistungen umzusetzen,“ erläuterte der IHK-Präsident.

So sieht der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen an Bundesregierung und Bundesländer unter anderem vor, im Rahmen des schulischen Orientierungsangebots Jugendliche verstärkt bei ihrer Entscheidung zwischen Berufsausbildung und Hochschulstudium zu unterstützen. Die IHK Rhein-Neckar bietet bereits seit Anfang 2014 mit ihrem „Tag der Berufsorientierung“ Schülerinnen und Schülern die Chance, hautnah Ausbildungsinhalte zu erleben und mit Betrieben aus der Region in Kontakt zu treten. Ziel ist es, bei den Jugendlichen Hemmungen gegenüber einer dualen Ausbildung abzubauen. „Wir stellen hier allerdings gerade an Gymnasien ein Desinteresse an Angeboten zu Informationen über den Karriereweg der beruflichen Bildung fest“, erklärt Vogel. Aus Sicht des IHK-Präsidenten seien hier auch die Eltern in der Pflicht, die oftmals eine duale Ausbildung nicht als Karrierechance für ihr Kind sehen.

Zur Entwicklung einer Symbiose zwischen beruflicher und akademischer Bildung schlägt die IHK Rhein-Neckar zusätzlich vor, die Übergänge zwischen den postschulischen Bildungssektoren zu erleichtern. So könnte beispielsweise der Weg von den Hochschulen in die berufliche Bildung transparenter und einfacher gestaltet werden. Einige Hochschulen der Region arbeiten bereits mit der IHK zusammen, um exmatrikulierten Studentinnen und Studenten Bildungsoptionen außerhalb der Hochschule aufzuzeigen. Das IHK-Angebot fungiert unter dem Motto „Tschüss Studium – mein Karriereweg geht anders“; im Vordergrund steht nicht das Scheitern, sondern die Chance, die sich aus einem Wechsel in die berufliche Bildung ergeben.

Des Weiteren befürwortet die IHK Rhein-Neckar die Forderung des Wissenschaftsrats, gemischte Ausbildungsformate weiterzuentwickeln sowie auszubauen. Im Rahmen eines Modellversuchs wird gerade an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach erprobt, inwieweit während des Studiums auch eine Abschlussprüfung im entsprechend anerkannten Ausbildungsberuf möglich ist. „Es ist sehr positiv, dass die Dualen Hochschulen in unserem IHK-Bezirk dazu bereit sind, sich solchen Modellen zu öffnen. Nun sollte der Vorstand der DHBW in Stuttgart seine Ablehnung gegenüber solchen Konzepten aufgeben“, fordert Vogel.

Mit dem Wissenschaftsabend der IHK Rhein-Neckar, an dem in diesem Jahr über 500 Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft teilnahmen, bietet sich eine wichtige Plattform zum Meinungsaustausch. Er ist eine gemeinsame Veranstaltung der IHK Rhein-Neckar, aller Hochschulen und zahlreicher Forschungsinstitute aus dem IHK-Bezirk Rhein-Neckar. „Hier können heute Abend erste Kontakte geknüpft oder bestehende intensiviert werden“, sagte Vogel. Ideen dazu sollen auch die beiden Referenten des Abends bieten.

Prof. Dr. Henry Keazor (Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg) widmete sich unter dem Titel „Was ist falsch an der Fälschung?“ dem Phänomen Fälschung in der Kunstgeschichte. „Optische Messtechnik aus dem Raum Mannheim/ Heidelberg und ihre Anwendungen in Industrie und Medizintechnik“ erläuterte Prof. Dr. Matthias Rädle (Fakultät für Verfahrens- und Chemietechnik der Hochschule Mannheim).

Die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft wurde auch 2014 durch die Verleihung des mit jeweils 5.000 Euro dotierten Klaus O. Fleck Preises für herausragende Forschungsarbeiten verdeutlicht. Ausgezeichnet wurde Dipl.-Soz. Christian Hunkler für seine Dissertation zum Thema „Fehlende Ressourcen oder Diskriminierung? Ethnische Ungleichheit beim Zugang zu Ausbildungsplätzen im dualen System“. Hunkler hat an der Universität Mannheim promoviert.

Das Kurpfälzische Kammerorchester unter der Leitung von Yuri Revich rundete den Abend mit Auszügen aus den „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi bzw. Astor Piazolla ab.

DIESE MELDUNG BITTE TEILEN UND WEITERLEITEN! DANKE!

  • PREMIUMPARTNER
    Pfalzbau Ludwigshafen


    PREMIUMPARTNER
    Kuthan Immobilien


    PREMIUMPARTNER
    HAUCK KG Ludwigshafen

    PREMIUMPARTNER
    Edeka Scholz


    PREMIUMPARTNER
    VR Bank Rhein-Neckar

    PREMIUMPARTNER
    Hier können Sie werben!


    PREMIUMPARTNER



///MRN-News.de