Speyer /Metropolregion Rhein-Neckar(is). Am Vorabend zum Palmsonntag erklingt am Samstag, 31. März (21 Uhr), im Dom zu Speyer der Orgelzyklus „Le Chemin de la Croix“ (Der Kreuzweg) von Marcel Dupré. Domorganist Markus Eichenlaub interpretiert zum Abschluss der Reihe „Cantate Domino“ eine der bedeutendsten Orgelschöpfungen über das Leiden und Sterben Jesu Christi.
In vielen Kirchen erinnert eine auf 14 Bildstationen aufgeteilte Darstellung an den letzten Gang Jesu, beginnend mit seiner Verurteilung vor Pilatus, fortgesetzt mit dem Leidensweg nach Golgatha hinauf – bis hin zu seinem Tod und der Grablegung. Traditionell sind die Stationen ringsum an den Kirchenwänden angebracht. Um sie einzeln zu betrachten, umschreitet man den ganzen Innenraum der Kirche. Gegenüber den bildlichen Darstellungen des Kreuzwegs sind literarische und musikalische eher selten. Während erklärende Worte, Betrachtungen und Gebete zu allen Zeiten verbreitet waren und auch heute noch sind, gibt es nur wenige musikalische Ausdeutungen. Zu den neueren Vertonungen gehört die Orgelkomposition von Marcel Dupré (1886-1971).
Es ist der 13. Februar 1931. Dupré – einer der führenden Orgelimprovisatoren seiner Zeit – ist zu einem Konzert nach Brüssel eingeladen. Auf dem Programm steht die Lesung der Kreuzwegmeditationen von Paul Claudel, die dieser 1911 geschrieben hatte. Zu diesen Texten soll Dupré improvisieren. Er legt sich Motive, Themen und Zuordnungen zurecht, die das Geschehen des Kreuzwegs musikalisch-symbolisch deuten sollen. Dupré ist aber nicht nur Berichterstatter des Kreuzwegs, nicht nur anteilnehmender Zuschauer. Er schreibt keine Filmmusik, baut keine Theaterkulisse. Er betet den Kreuzweg. Er kennt den Inhalt und seine Bedeutung und glaubt an die Erlösung der Welt durch das Kreuz Christi. So lässt er in seiner Musik Erlösung aufblühen, setzt eine Hoffnung, die nach vorne, nach oben zeigt. Diese aus dem Stegreif entstandene Musik schreibt er später auf und schafft mit „Le Chemin de la Croix“ eines der eindruckvollsten Werke der Orgelliteratur.
Als Hinführung zu den einzelnen Stationen wird Domkapitular Franz Vogelgesang Passagen aus dem Buch „Der Kreuzweg unseres Herrn“ von Joseph Kardinal Ratzinger aus dem Jahre 2005 rezitieren.
Auf die ungewöhnliche Anfangszeit um 21 Uhr sei noch einmal hingewiesen. Der Einlass in den Dom ist ab 20.30 Uhr über die Seiteneingänge möglich. Der Eintritt ist frei.
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