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Heidelberg – Rugby-Nationaspieler Tim Kasten im Porträt

Heidelberg /Metropolregion Rhein-Neckar – anlässlich des Länderspiels der Deutschen 15er-Rugby-Nationalmannschaft gegen Moldawien am 24. März in Heidelberg ein ausführliches Porträt über Nationalspieler Tim Kasten. „Rugby hat immer mein Leben bestimmt“ -Rugby-Nationalspieler Tim Kasten im Porträt
Tim Kasten ist ein Kind des Rugbysports. Bereits mit drei Jahren stand der heute 29- Jährige in Hannover bereits auf dem Rugbyplatz. Heute gehört er nicht nur zu den besten, sondern mit 26 Jahren Rugby „auf dem Buckel“ auch zu den Routiniers in den deutschen A-Kadern für das 15er- und das 7er-Rugby. Der Name Kasten ist im deutschen Rugby bei weitem kein seltener. Vater Ralf habe ihn beim Heimatverein SV 1908 Ricklingen schon früh auf den Platz gestellt, einen Ball in die Hand gedrückt und gesagt: Lauf, Junge! – so berichtet es Tim heute mit einem Schmunzeln. Auch zwei Onkel, der zwei Jahre jüngere Bruder Oliver sowie vier Cousins haben ebenfalls den Familiensport betrieben. So erfolgreich wie der kleine Tim sollte aber keiner werden.
Als Jugendlicher war Tim Kasten auch ein talentierter Fußballer. Heimlich, so sagt er, habe er mit Kumpels trainiert. Die Eltern hätten damals von nichts gewusst. Bis in die U14 von
Hannover 96 hatte er es geschafft. Als es dann allerdings auch seine Kumpels eher zum Rugby zog, hat auch Tim sich komplett für das ovale Spielgerät entschieden und wurde
Rugby- statt Fußballspieler. Mit den 96ern hält er es aber heute noch, obwohl er mittlerweile in Heidelberg wohnt. Insgesamt 13 Jahre spielte er für die Mannschaften von 08 Ricklingen. In den ersten Jahren lernte er das Spiel unter Trainer Pit Borges. Später waren es Vater Ralf und Onkel Michael, die den Spross durch die Jugendteams begleiteten. Als es jedoch in Ricklingen nicht mehr für eine Jugendmannschaft reichte, wechselte Tim zum SC Germania List, der seinerzeit über eine bessere Jugendarbeit verfügte. Mit den Germanen holte er dann auch gleich zwei nationale Jugendtitel. Zwei Mal wurde er zudem für die U19-Weltmeisterschaften nominiert, spielte für die DRV-Auswahlen in Chile und Italien.
Vor der Saison 2002/2003 der nächste Wechsel. Kasten blieb in Hannover, doch die kommenden beiden Jahre spielte er im Trikot des DSV 78. Dort hielt es ihn allerdings nur bis
2004. „Als da ein Sponsor ausgestiegen ist, sind 13 Spieler weggegangen“, erinnert er sich.„Und dann wollte ich auch nicht mehr als Einziger die Stellung halten.“ Da passte es, dass
Rudolf „Bazi“ Finsterer, ein Freund der Familie, schon länger ein Auge auf den talentierten Stürmer geworfen hatte. Uns so wechselte Tim Kasten 2004 zur RG Heidelberg. Für den damals 21-jährigen anfangs kein leichter Schritt – weg von der Familie und den Freunden. In „Bazi“ Finsterer und dessen Frau fand er dann jedoch eine „Ziehfamilie, die mir in dieser
Phase viel geholfen hat. Ohne das wäre mir das alles sicher schwerer gefallen“, so Tim Kasten rückblickend. Sportlich gewöhnte er sich jedoch schnell ein. Viele Mitspieler kannte
er ja bereits aus den U-Nationalmannschaften.
Nachdem es bereits früher einige Angebote aus dem Ausland – vor allem aus Frankreich – gegeben hatte, war der Wunsch nach einem Tapetenwechsel immer weiter gewachsen. Nach vier Jahren RGH mit insgesamt fünf Meisterschaften und einem Pokalsieg wagte Kasten den Schritt zum Southend RFC nach England. „Mein Kumpel Robert Mohr hatte da einige Kontakte, dann ging alles schnell und ich hatte dort einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben.“ Das Abenteuer entwickelte sich dann allerdings „ziemlich komisch. Erst wurde der Trainer gewechselt, dann sind viele Spieler gegangen. Ich hatte außerdem Knieprobleme und wurde damit auch ziemlich allein gelassen. In England wird man da längst nicht so aufgefangen wir hier in Deutschland.“ Und so war er dann auch nicht allzu traurig, als er wieder nach Deutschland zurückkehrte. Rückblickend sagt Kasten jedoch: „Rugby in England war eine coole Erfahrung. Es ist alles viel physischer dort. Da sind in jedem Training50 Leute auf dem gleichen hohen Niveau. Sportlich hat es mir auf jeden Fall etwas gebracht.“
Über den Kontakt zu seinem alten Hannoveraner Weggefährten Benjamin Danso, der mittlerweile beim Heidelberger RK spielte, kam Tim Kasten 2009 ebenfalls dort unter. „Das passte genau zu dieser Zeit. Der HRK wollte gern deutsche Spieler verpflichten und hat genau für meine Position jemanden gesucht.“ Nach zügigen Verhandlungen unterschrieb Kasten beim HRK als einer der wenigen deutschen Spieler einen Profi-Vertrag. „Profi ist eigentlich nur halb richtig. Ich betreue Kinder- und Jugendmannschaften, trainiere aber unter
professionellen Bedingungen mindestens sechs Einheiten pro Woche.“ Außerdem macht Kasten derzeit eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann bei der Wild Rugby Academy, was ihm optimale Voraussetzung bietet, sich auch künftig optimal auf Rugby konzentrieren zu können. Wie lange er dem Sport noch aktiv treu bleibt, mag Kasten nicht voraussagen. „Ich bin ein Typ, der in den Tag hinein lebt. Ich schaue, was auf mich zukommt. Ich hatte nur zwei schlimmere Verletzungen, und das in kurzer Zeit, bin ansonsten verschont geblieben. Ich spiele so lange, wie es geht. In meiner Mannschaft sind mit Caine Elisara und Pieter Jordaan auch Spieler, die schon weit über 30 sind. Und bei denen klapptes noch sehr gut.“ Seinen Vertrag beim HRK jedenfalls hat er gerade erst um drei Jahre verlängert.
Im Jahr 2006 hat Kasten sein Debüt im DRV-A-Kader gegeben. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die Hannover Sevens. „Da waren wir als Mannschaft so fit und so gut wie
nie. Die Kulisse in meiner Heimatstadt war einzigartig.“ Ebenfalls als tolle Erfahrung beschreibt er die London Sevens 2009: „Twickenham muss man mal erlebt haben. 50.000
Zuschauer, die gerade die kleineren Nationen unterstützen. Das war unglaublich!“ Im 15er-Rugby war mit Abstand der Aufstieg in die A-Gruppe sein markantestes Erlebnis. „Da haben
wir gegen enorm starke Gegner gespielt, wo sich teilweise ein Klassenunterschied gezeigthat. Die haben eben 40 Profis im Team, wir bestenfalls zehn. Dennoch haben wir etwa
gegen Georgien oder Rumänien gute Spiele abgeliefert.“Die Entscheidung, welche Rugby-Variante er mehr mag, fällt Kasten schwer: „Das ist eigentlich kaum miteinander zu vergleichen. 15er ist man mehr gewohnt. Damit verdiene ich ja auch mein Geld. Also ist das für mich die wichtige Basis. Siebener ist ganz anders. Die Turnierform macht schon mehr Spaß, die Sielform ist eine ganz andere, tolleHerausforderung. Letztlich ist das am Ende der 15er-Saison immer ein tolles Bonus.“ Privat wird Tim Kasten, wie er selbst sagt, oft verkannt. Mit seiner äußeren Erscheinung –kahler Kopf und mehrere Tattoos, von denen Teile übrigens sein kleiner Bruder mit tattowiert hat – wirkt er hart und unnahbar. „Viele kennen mich nicht richtig, schätzen mich auch falsch ein. Es gab schon Leute, die sich dafür entschuldigt haben.“ Außen hart – innen zart: Kasten ist im Moment zwar „glücklicher Single“, aber ist offen für eine Beziehung, wenn es sich ergibt. Familie: „Kann ich mir gut vorstellen. Ich bin schon sehr kinderlieb. Aber das hat auch noch Zeit!“ Kasten lebt eben in den Tag hinein und lässt auch solche Dinge auf sich zukommen.
Der Name Kasten bleibt den Rugbyfans in Deutschland also noch eine Weile erhalten. Auch wenn Tim die aktuelle Situation als schwierig ansieht. „Das Umfeld passt im Moment einfach
nicht. Alle anderen haben einen Schritt nach vorn gemacht, wir können das aber derzeit nicht. Es fehlt auch an der Basis, wir haben nicht genügend Spieler. Das lässt sich natürlich
auch nicht von heute auf morgen ändern. Aber man muss heute daran arbeiten, für die nächste oder die übernächste Spieler-Generation.“ Dann ist vielleicht ja auch wieder ein
Kasten dabei.Foto: SportsWork

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