Weinheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Freundschaften jenseits des Geldes – Griechisches Fernsehen in Weinheim – Spyros Mercouris ist ein Mann mit Botschaft, diese Botschaft heißt Demokratie. Er reist damit durch die Welt, ganz im Geiste seiner verstorbenen Schwester Melina, die als Künstlerin und Schauspielerin weltberühmt wurde, bevor sie in den 80er Jahren in Griechenland Kultusministerin wurde. Die Dikatur im Vaterland der Mercouris, in dem die Wiege der Demokratie steht, war gerade erst gestürzt. Diese Epoche, dieser Sieg des Volkes, hat das Leben der Geschwister geprägt. Melina Mercouris lebt nicht mehr, aber ihr Bruder Spyros – hochbetagt, aber geistig in Hochform, weise und voller Humor – zieht mit der gemeinsamen Botschaft durch die Welt: Demokratie. In der nächsten Woche reist er so nach China.
Vorher lernte er jetzt Weinheim kennen, wo er – erstmals in Deutschland – am Freitag eine Hommage an seine verstorbene Schwester eröffnete. Die Ausstellung, die ihr Leben mit mehr als 50 Bildern nachzeichnet, ist in der Weinheimer Stadthalle noch bis 8. Juni zu sehen. In Weinheim kümmert sich ein deutsch-griechischer Freundeskreis „Philia“ mit der Stadträtin Stella Kirgiane-Efremidis an der Spitze engagiert um die deutsch-griechische Freundschaft. Deshalb war Mercouris auch auf Weinheim aufmerksam geworden. „Ich spüre, dass man hier die griechische Seele versteht“, erklärte er beim Empfang durch Oberbürgermeister Heiner Bernhard im Rathaus; auch der OB ist Mitglied der „Philia“. Bernhard bekräftigte: „In dieser Stadt gehören Griechenland sehr viele Sympathien.“
Der Grieche kam noch mit einem weiteren Anliegen und stieß in Weinheim auf offene Ohren. „Die Situation in Griechenland ist wegen der Wirtschaftskrise sehr schwierig, umso wichtiger ist es, wenn man, so wie hier, Freunde findet“, erklärte er. Diese Krise sei aber nur teilweise im Land selbst verschuldet. Die eigentlichen Ursachen für diesen und andere Staatsbankrotte sieht Mercouris woanders. „Es kann nicht sein, dass Geld das Wichtigste ist auf der Welt, das offenbar einzige Ziel eines Staates.“ Kultur, Verständnis, Ethik, Moral, die Seele eines Landes, wo seien diese Werte geblieben, fragt sich der Denker. Großes Verständnis erfuhr er mit dieser Einstellung auch bei Lothar Binding. Der Bundestagsabgeordnete und „Philia“-Freund, Haushalts- und Finanzexperte in Berlin, fühle sich ebenso „immer nur auf das Thema Haushalt reduziert“, beichtete er. Aber ein Staat habe andere Werte zu vermitteln.
„Freundschaft jenseits des Geldes“, so Heiner Bernhard prägte schließlich die weiteren Gespräche im Dienstzimmer des OB und auf dem Balkon mit Sicht auf den Schlosspark.
Zur Ausstellungseröffnung am Abend waren außerdem zwei Reporter des griechischen Fernsehsenders ERT angereist, um Mercouris in Weinheim zu begleiten. „Das wird weltweit ausgestrahlt, überall dort, wo Griechen leben“, freute sich Stella Kirgiane-Efremidis.