Mannheim/ Metropolregion Rhein-Neckar – Die zweite Fachveranstaltung zum „1. Mannheimer Bildungsbericht 2010“ lockte über 100 Interessierte zu Impulsvorträgen und einer Dialogrunde über das Thema Ganztagsschule – Jugendarbeit in den Saal der Mannheimer Abendakademie. Die vierteilige Vortragsreihe ist eine Plattform für den Austausch der Öffentlichkeit mit Experten über Themenschwerpunkte im Bildungsbericht. – Bild: Herr Jahre, Leiter des Fachbereichs Bildung
Im November 2010 wurde der „1. Mannheimer Bildungsbericht 2010“ vorgestellt. Er zeigt, wie sich Bildungsstrukturen und Bildungsprozesse in verschiedenen Lebensphasen darstellen und leitet daraus Handlungsempfehlung ab. Nach der erfolgreichen Auftaktveranstaltung im Dezember 2010 wurde in der Zweiten das Feld der Ganztagsschule und Jugendarbeit aufgegriffen. Impulsvorträge lieferten die Grundlage für die anschließende Dialogrunde der Expertinnen und Experten mit dem Publikum. Neben Lutz Jahre, Leiter des Fachbereichs Bildung und Klemens Hotz, Abteilungsleiter der Jugendförderung der Stadt Mannheim war das Staatliche Schulamt durch Uwe Wurz, der Stadtjugendring Mannheim e. V. durch Julia Lück, die Arbeitsgemeinschaft der Jugendarbeit Mannheim durch Robert Stoner, Matthias Mackert für den Gesamtelternbeirat und Verena Wittemer als Fachberaterin für Ganztagsschulen und Leiterin der Jungbuschschule-Ganztagsgrundschule auf dem Podium vertreten.
Lutz Jahre sprach aus, worüber sich die Experten und das Publikum einig waren: „Eltern, Lehrer, Schulleiter, Politik, Jugendarbeit, freie Träger, Vereine – die Bandbreite der Akteure, die zur erfolgreichen Bildung unserer Kinder beitragen, ist groß. Es ist deshalb umso wichtiger, dass die Verantwortlichen für den Bildungserfolg Hand in Hand arbeiten und das Heranwachsen des Kindes aus mehreren Blickrichtungen aber mit gemeinsamer Zielsetzung begleiten. Ziel der Stadt Mannheim ist es, die Talente und Potentiale Mannheimer Kinder individuell zu fördern und so vom frühen Kindesalter bis zur Berufsausbildung chancengerechtere Bildungswege zu ermöglichen. Die Ganztagsschule ermöglicht vielen Kindern eine deutlich verbesserte Teilhabe an Bildung.“
„Obwohl die Schülerzahlen an öffentlichen Schulen zurückgegangen sind, stehen ganztägige Betreuungsangebote hoch im Kurs“, berichtete Dr. Tanja Mangold, Fachbereich Bildung. Ziel der Stadt ist es, dass jeder zweite Schüler in Mannheim ganztags betreut wird, sei es durch die Hortplätzen an Schulen oder den Ausbau von gebundenen Ganztagsschulen. „Im Schuljahr 2008/2009 besuchten beispielsweise 16 Prozent der Schüler eine von 14 bestehenden Ganztagsschule in Mannheim – Sonderschulen nicht eingerechnet“, fuhr sie fort.
Für Verena Wittemer, Leiterin der ersten Ganztagsgrundschule in Mannheim, ist die Ganztagschule ein Ort, an dem neben Vermittlung der Inhalte des Bildungsplans die Stärkung der Persönlichkeit und die Förderung sozialer Kompetenzen zum zentralen Aufgabengebiet gehören. „Eine Grundvoraussetzung für die Ganztagsschule ist die enge Zusammenarbeit mit der Jugendarbeit und den außerschulischen Partnern, was beispielsweise durch die erst kürzlich unterzeichnete Rahmenvereinbarung zwischen dem Fachbereich Bildung und Sportvereinen über Sportangebote an der Ganztagsschule gefördert werden soll. Die Schule wird so zum „Haus des Lernens und Lebens“. Es entstehen Synergieeffekte, die sich positiv auf die persönliche und soziale Entwicklung der Kinder auswirken.“
Aus dem Fachbereich Kinder, Jugend und Familie – Jugendamt unterstrichen Klemens Hotz und Dr. Volker Schanz-Biesgen die Aussage von Wittemer. „Jugendarbeit ist ein verlässlicher Partner in der Bildungslandschaft für Kinder und Jugendliche. Wir möchten außerdem die Zusammenarbeit mit den Schulen ausbauen und qualitativ weiter entwickeln.“ Jugendarbeit lebe von der Pluralität und Vielfalt, womit sie auf die vielen unterschiedlichen Angebote hinwiesen: Alles das, was in Jugendfreizeitstätten, auf pädagogisch betreuten Abenteuerspielplätzen, im Sportverein, in der Pfadfindergruppe, bei der Jugendfeuerwehr oder in den christlichen, jüdischen und muslimischen Jugendgruppen passiert, gehört zum Bereich der Jugendarbeit. Ohne den Beitrag der Jugendarbeit zur Ganztagsschulentwicklung fehlt eine wichtige Komponente. „Jugendarbeit wird im Alltag der Schule in der Zukunft eine wichtigere Rolle übernehmen, schulische Lernfelder und außerschulische Aktivitäten sind im Interesse der Kinder und Jugendlichen in Mannheim gemeinsam weiter zu entwickeln und noch besser aufeinander abzustimmen.“
Julia Lück, Vorsitzende des Stadtjugendrings, erläuterte die Arbeit vor Ort: „Jugendverbände machen Bildungsarbeit, die direkt an den Interessen und Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen anknüpft. In den Jugendverbänden engagieren sich junge Menschen ehrenamtlich und freiwillig, sie tragen pädagogische Verantwortung, organisieren Veranstaltungen und Projekte, sind politisch aktiv und leitend tätig. Dadurch erleben sie Bildungsprozesse, die selbst- und eigenverantwortlich gestalten werden und erhalten hohe Qualifikationen.“
Das Programm sowie die Impulsvorträge stehen auf der Homepage unter www.mannheim.de/bildungsbericht zum Download zur Verfügung.