Mannheim / Rhein-Neckar – Die städtische Lebensmittelüberwachung informiert. Keine mit Amitraz belasteten Birnen aus der Türkei im Mannheimer Handel Selbstverpflichtung der Großhändler gegenüber der Behörde.
Die städtischen Lebensmittelkontrolleure haben sofort nach Bekanntwerden der extremen Belastung von Birnen aus der Türkei mit dem Pflanzenschutzmittel Amitraz alle Mannheimer Obst-Großhändler und viele Einzelhandelsgeschäfte überprüft. „Aktuell haben wir keine Birnen türkischer Herkunft im Verkauf gefunden“, informiert Klaus Eberle, Leiter des für den Verbraucherschutz zuständigen Fachbereichs Sicherheit und Ordnung. Er hat die Zusage aller Großmarkt-Händler, bis auf Weiteres auf die Einfuhr und den Verkauf von Birnen aus der Türkei zu verzichten. Vorhandene Bestände haben sie freiwillig aus dem Verkehr genommen und entsorgt. Die Großhändler wollen die Behörde in Kenntnis setzen, wenn sie den Handel mit türkischen Birnen wieder aufnehmen.
Das Landesministerium für Ernährung und Ländlichen Raum (MLR) hat am 1. Oktober darüber informiert, dass erneut das in der EU nicht zugelassene Pflanzenschutzmittel Amitraz in Birnen aus der Türkei entdeckt wurde. Die festgestellten Gehalte wiesen mehrfach stark überhöhte Ausschöpfungen der akuten Referenzdosis bezogen auf Kleinkinder auf, so dass eine mögliche gesundheitliche Beeinträchtigung bei hohem Konsum nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden konnte. Die Birnen wurden unverzüglich aus dem Handel genommen, mehrere Tonnen wurden vernichtet und für den Großmarkt in Stuttgart wurde ein Handelsverbot für türkische Birnen erlassen. Minister Peter Hauk nimmt diesen Fall zum Anlass, eine EU-weite Einfuhrbeschränkung für Birnen zu fordern.
Im Rahmen der risikoorientierten Lebensmittelüberwachung führt auch die Mannheimer Behörde regelmäßig Kontrollen bei Obst- und Gemüsehändlern durch und erhebt Proben von pflanzlichen Lebensmitteln für Untersuchungen auf Rückstände an Pestiziden. Dabei kam es zuletzt im September zu Beanstandungen türkischer Birnen wegen erheblicher Rückstände des Insektizids Amitraz. Alle beanstandeten Waren wurden sofort aus dem handel genommen, Verfahren gegen die Verantwortlichen wurden eingeleitet. Gezielte Kontrollen werden weiter durchgeführt. Der Fachbereich Sicherheit und Ordnung nimmt Hinweise von Verbraucherinnen und Verbrauchern auf den Verkauf türkischer Birnen unter der Tel. Nr. 293-9095 und 293-2577 gern entgegen.
Hintergrundinformation:
Zur Bewertung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, die eine hohe akute Toxizität aufweisen und schon bei einmaliger oder kurzzeitiger Aufnahme gesundheitsschädliche Wirkungen auslösen können, wurde die sogenannte Acute Reference Dose (akute Referenzdosis, ARfD) entwickelt. Die Weltgesundheitsorganisation hat die ARfD als diejenige Substanzmenge definiert, die über die Nahrung innerhalb eines Tages oder mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein erkennbares Gesundheitsrisiko für den Verbraucher resultiert. Der ARfD-Wert wird nicht für jedes Pflanzenschutzmittel festgelegt, sondern nur für solche Wirkstoffe, die in ausreichender Menge geeignet sind, die Gesundheit schon bei einmaliger Exposition schädigen zu können (Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung).
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