Bad Dürkheim / Metropolregion Rhein-Neckar [ENA] – von Peter Breier (European News Agency) – Dürkheimer kleine Kantorei unter der Leitung von Jürgen E. Müller präsentieren ein kontrastreiches Programm mit der Motettensammlung „Angst der Hellen und Friede der Seelen“ sowie Teile aus dem „Musikalischen Opfer“ von Johann Sebastian Bach in der Schlosskirche Bad Dürkheim.
Das Konzert bot einen hohen Grad an Vielfalt und Abwechslung. Zwei Jahrhunderte musikalischer Meisterwerke wurden in der Darbietung raffiniert verschmolzen. So erschienen an diesem Sonntagabend den 21. Oktober klangvolle Namen wie Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Heinrich Schütz gemeinsam im Programmheft und überraschten mit ihrer Affinität.
Perfekt Ausbalanciert und mit durchgehend hoher musikalischer Qualität zeigte sich die Kleine Cantorey, und das Kammerorchester mit Constanze und Christoph Hertrampf, Beate Schipplick (Violinen), Therése Eberl (Viola), Reinhild Arfken, Christoph Eberle (Cello), Stefan Bratz (Querflöte) und Stefan Göttelmann (Orgel und Cembalo) unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Jürgen E. Müller.
Das schlicht gehaltene Programmheft informierte über die wesentlichen Hintergründe – vor allem darüber, wieso solch unterschiedliche Zeiten und Meister in einem musikalischen Abend zusammengefasst wurden. Im Jahre 1616 beauftragte Burckhard Großmann, dem im selben Jahre ein großes Unglück zugestoßen war, in Erfüllung seines Gelübdes, aus Dankbarkeit für seine wundersame Errettung, sechzehn Komponisten, die er aus seinen Schüler- und Studienzeiten kannte, zur Komposition jeweils einer Motette zu Psalm 116. Nicht ein einziger der beauftragten Komponisten entzog sich der Aufgabe. Zum Teil liegt jedoch auch nahe, dass die Komponisten den Auftrag möglicherweise als Wettbewerb gesehen haben. 1623 veröffentlichte Großmann daraufhin eine Motettensammlung mit insgesamt 16 Motetten unter dem Namen „Angst der Hellen und Friede der Seelen“. Welche Errettung Großmann dazu bewegt hatte, dieses rätselhafte Gelübde abzulegen, ist nicht bekannt.
Zu Bachs Besuch am Hofe von Friedrich dem Großen in Potsdam in der ersten Maihälfte 1747, erteilte ihm Friedrich eine außergewöhnliche Aufgabe. Zu einem von Friedrich vorgegebenen Thema sollte Bach eine Fuge improvisieren. Das Thema war kontrapunktisch zu variieren; Bach entschloss sich hierauf eine dreistimmige Fuge zu komponieren. Der König bat ihn daraus eine sechsstimmige Fuge zu entwickeln. Zurück in Leipzig komponierte Bach zum königlichen Thema eine dreistimmige und eine sechsstimmige Fuge, auch bekannt unter den Namen Ricercar à 3 und Ricecar à 6, und zusätzlich sechs Kanons „Fuga canonica“.
Gleich zu Beginn wurde das Konzert mit schwerer Kost eröffnet. Es ertönte die Orgel mit Bachs kontrapunktischem Ricercare à 3 aus dem „Musikalischen Opfer“. Diese Instrumentalwahl fasziniert und erstaunt zugleich, denn die dreistimmige Fuge Ricercar soll Bach ursprünglich für das Cembalo geschrieben haben. Die Gattung Motette, eine bereits im 13. Jahrhundert entwickelte musikalische Gattung, gehört typischerweise zur geistlichen Musik, sodass selbst die Räumlichkeiten der protestantischen Schlosskirche Bad Dürkheim zu einem ausgezeichneten, authentischen und saftigen Klangergebnis beisteuerten. Die äußeren Umstände waren äußerst zufriedenstellend. Die Kirche erwies sich als akustisch hervorragend geeignet, die Veranstaltung fand in einer allgemein passablen und angenehmen Atmosphäre statt.