Landau/ Metropolregion Rhein-Neckar.Strom und Wärme aus der Biotonne
Ob Abfälle aus Garten und Küche oder die Reste einer Mahlzeit: In organischem Material steckt Energie. Deshalb nutzt der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) diese Stoffe sinnvoll und trägt damit sogar aktiv zum Klimaschutz bei. Möglich wird dies durch eine professionelle Verwertung des Inhalts aus den rund 9.000 Biotonnen Landaus. „Wir arbeiten bei der Bioabfallverwertung seit 2013 mit einem Dienstleister zusammen, der in einem mehrstufigen Verfahren Energie und Kompost erzeugt. Nach zwei Jahren der Zusammenarbeit haben wir nun eine Bilanz gezogen – und die kann sich sehen lassen“, findet Bürgermeister Thomas Hirsch, der dem EWL-Verwaltungsrat vorsitzt.
Doppelte Nutzung
Es sind jedes Jahr rund 4.400 Tonnen Bioabfall, die der EWL erfasst. Der Inhalt aus den grünen Tonnen geht zur professionellen Verwertung. Hier hat der EWL in der Firma Gemes einen Partner gefunden, der aus Bioabfall nicht nur Kompost bereitet, sondern zuvor das gesamte Material einer Trockenfermentation unterzieht. Dabei entsteht unter Beteiligung von speziellen Mikroorganismen Biogas. Dieses wird vor Ort in zwei hocheffizienten Blockheizkraftwerken verstromt, dabei entstehen Strom und Wärme. Der erzeugte Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist, die Wärme nutzt der Betrieb direkt auf dem Areal, um die Erzeugnisse aus der anschließenden Kompostierung zu trocknen und damit marktfähig zu machen.
Strom für 150 Haushalte
Pro Jahr entstehen durch diese Prozesskette aus Landaus Bioabfällen rund 1,3 Millionen Kilowattstunden elektrische und thermische Energie. „Damit versorgen wir jedes Jahr über 320 Dreipersonenhaushalte komplett mit Strom und gut 50 Einfamilienhäuser mit Wärmeenergie aus Landaus Bioabfall“, rechnet Thomas Hirsch vor und fügt an: „Das belegt, welch enormes Potenzial in Abfällen steckt.“ Auch aus diesem Grund engagiert sich der EWL für die sorgfältige getrennte Erfassung von allen Reststoffen. Dazu gehören auch Aktionen des EWL, wie der Komposttag Ende April und Bildungsangebote für die Jüngsten im grünen Klassenzimmer auf der Landesgartenschau.
Gelebter Klimaschutz
Die effiziente Nutzung der Energie aus Bioabfällen dient zusätzlich dem Schutz des Klimas. In den beiden Jahren der Zusammenarbeit mit der Firma Gemes hat der EWL der Umwelt rund 1.000 Tonnen des klimaschädlichen CO2 pro Jahr erspart, das hat die Universität Landau berechnet. Darin berücksichtigt sind bereits der Transport der Bioabfälle zwischen Landau und dem thüringischen Saalfeld sowie die Temperierung der Behälter bei der Fermentation.
Motivation zu mehr
Die hervorragende Energie- und Klimabilanz motiviert den EWL, das Erfassungssystem für organische Abfälle weiter zu verbessern. Hier sieht man beim EWL noch Potenziale: Immerhin nutzen aktuell 80 Prozent der Haushalte die Biotonne, die der EWL seit 1996 anbietet. Mit einem Volumen von 120 Litern ist das Behältnis großzügig bemessen; es wird 34-mal im Jahr geleert, im Sommerhalbjahr sogar wöchentlich. Damit wird bereits eine sehr hohe Erfassungsquote beim Bioabfall in Landau erzielt. Nach wie vor gibt es in Landau viele Haushalte, die fachgerecht kompostieren und den damit gewonnenen Humus direkt als wertvollen Dünger auf dem eigenen Grundstück verwerten. „Das ist aus Sicht von Ökologie und Ökonomie in Ordnung. Doch wenn bei Eigenkompostierern nennenswerte Mengen Gartenabfälle in der Restabfalltonne landen, ist das auf Dauer nicht sinnvoll“, ist man beim EWL überzeugt. Aus diesem Grund werden in Landau künftig Befreiungsanträge von der Biotonne enger geprüft; Kriterien sind dabei eine ausreichende Gartenfläche sowie ein geeignetes Kompostgefäß.
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