Weinheim / Metropolregion Rhein Neckar – An den Moment erinnert sich Nadine Söllradl noch genau. Eine Woche nach ihrer Abschlussprüfung holt sie einen unscheinbaren Umschlag aus dem Briefkasten. Darin ist eine besondere Nachricht. Sie hat ihren Abschluss als Modeschneiderin mit Einserdurchschnitt als Beste ihres Jahrgangs im Rhein-Neckar-Kreis gemacht. Kurz darauf jubelt sie los. „Ich wusste, dass die Prüfung gut gelaufen ist, aber mit diesem Ergebnis habe ich nicht gerechnet“, so Söllradl. Pokal und Urkunde der Jahrgangsbesten sind heute in ihrem Zimmer zu finden. Drei Jahre lernte die modebegeisterte Fünfundzwanzigjährige den Beruf der Modeschneiderin. Stoffe zuschneiden, ein Revers mit der Hand nähen oder mit der Nähmaschine arbeiten: All das lernte Söllradl im Modeatelier, auch anwendungstechnisches Studio genannt, der Freudenberg-Geschäftsgruppe Performance Materials in Weinheim.
An Schneiderpuppen hängen abgesteckte Modelle, Scheren und Stecknadeln liegen auf dem Tisch. Heißer Dampf durchzieht die Luft, Bügeleisen zischen. Mittendrin sitzt Nadine Söllradl und näht das Revers eines Blazers. „Am Anfang war das Nähen von Hand schwer für mich“, sagt sie. „Denn das Kleidungsstück muss perfekt passen und auf den Millimeter genau gearbeitet sein. Daher musste ich oft alles wieder auftrennen und neu beginnen.“ Viel Übung und ein genaues Augenmaß – beides hat sie in der Ausbildung erworben. „Die Unterstützung meiner Chefin Ulrike Winkler war sehr wichtig, sie hat mich immer wieder motiviert und mir Tricks und Kniffe beigebracht“, so Söllradl. „Die Arbeit ist kreativ und abwechslungsreich, oft wird während des Nähens noch ein Schnitt angepasst oder verändert.“
Ein Modeatelier in einem Unternehmen, das seinen Kunden technologisch anspruchsvolle Produkte und Dienstleistungen anbietet? Das ist ein ungewöhnliches Arbeitsumfeld. In Weinheim werden für Designer wie Louis Vuitton und andere namhafte Kunden aus der Modewelt Einlagestoffe getestet und hergestellt. Diese tragen zur optimalen Passform des Stoffes von Blazern, Hosen und anderen Kleidungsstücken bei. „Die Mischung aus Handwerk und Industrie macht den Reiz aus“, so Söllradl. „Natürlich muss das klassische Handwerk beherrscht werden, zugleich wird mit Spezialmaschinen gearbeitet. Außerdem setzten wir die Ansprüche und Wünsche internationaler Kunden um, das ist spannend.“
Die Ansprüche an Einlagevliesstoffe sind hoch: Kleidungsstücke sollen figurbetont sein, aber trotzdem bequem. Eine hohe Elastizität in alle Richtungen wird mit bi-elastischen Einlagen unterstützt. Freudenberg hat hierfür spezielle elastische Vliesstoffe entwickelt. Ein Kleidungsstück durchläuft außerdem bis zu 20 verschiedene Prozesse wie Bedrucken, Färben und Bleichen, bevor es verkauft wird. Auch die Einlage muss diese Prozesse unbeschadet überstehen. Sie soll für viele Oberstoffe einsetzbar sein, gut haften und Hitze sowie Kälte aushalten, ohne sich zu verformen.
Ihr schönstes Erlebnis? „Mein Einsatz hinter der Bühne während der Insights-Modenschau für unsere internationalen Kunden“, so Söllradl. „Die Atmosphäre war großartig. Die Models umziehen oder etwas abstecken – es gab jede Menge zu tun. Die selbst genähten Modelle dann auf dem Laufsteg zu sehen und die Reaktion der Kunden beobachten zu können, das war toll.“ Wer ihr heute bei der Arbeit zusieht, hat den Eindruck, dass sie zaubern kann. Mühelos fliegt die Nadel durch den Stoff und in kurzer Zeit entstehen passgenaue Kunstwerke aus Stoff, Einlagen und Faden.
Über die Freudenberg Gruppe
Die Freudenberg Gruppe ist ein Familienunternehmen, das seinen Kunden technisch anspruchsvolle und beratungsintensive Produkte und Dienstleistungen bietet. Die Unternehmensgruppe entwickelt und produziert Dichtungen, schwingungstechnische Komponenten, Filter, Vliesstoffe, Produkte zur Oberflächenbehandlung, Trennmittel und Spezialschmierstoffe, medizintechnische sowie mechatronische Produkte. Vor allem für mittelständische Unternehmen entwickelt Freudenberg Softwarelösungen und IT-Dienstleistungen. Unter den Markennamen vileda®, O-Cedar®, Wettex®, Gala® und SWASH® findet der Endverbraucher fortschrittliche mechanische Reinigungsprodukte von Freudenberg im Handel. Im Jahr 2013 beschäftigte die Freudenberg Gruppe rund 40.000 Mitarbeiter in rund 60 Ländern und erwirtschaftete einen Umsatz von mehr als 6,6 Milliarden Euro, inklusive der quotalen Konsolidierung aller 50:50 Joint Ventures. Weitere Informationen zu Freudenberg gibt es im Internet unter www.freudenberg.de.