Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Die Stadtbahnen in Mannheim sollen künftig zunächst probeweise am Abend statt im Halbstunden-Takt alle 20 Minuten fahren. Das sieht eine Vorlage der Stadtverwaltung vor, die im Ausschuss für Umwelt und Technik am 20. April diskutiert werden soll.
Erster Bürgermeister und ÖPNV-Dezernent Christian Specht erläutert die Gründe für den Test der neuen Linienkonzeption: „Viele Bürger wünschen sich ein besseres Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs in den Abendstunden. Immer mehr Menschen arbeiten im Schichtdienst oder wollen mit Bus und Bahn zu kulturellen Veranstaltungen oder sonstigen Freizeitaktivitäten fahren. Diesem berechtigten Anliegen wollen wir mit der zunächst probeweisen Einführung eines 20-Minuten-Takts auf den Stadtbahn-Linien nachkommen.“
Mit dem Fahrplanwechsel im Juni sollen alle Stadtbahn-Linien mit Ausnahme der Regionallinien 4 („RHB“), 5 („OEG“) und 6A (Paradeplatz – Neuhermsheim) zwischen ca. 20.30 und ca. 23.30 Uhr für mindestens ein Jahr im 20-Minuten-Takt verkehren. Die Regionallinien 4 und 5 ergänzen sich bereits heute im Abschnitt zwischen Innenstadt und Käfertal auf einen angenäherten 15-Minuten-Takt und sollen daher unverändert bleiben. Die Linien 6 und 6A werden dann auch in den Abendstunden wieder mit Stadtbahn-Fahrzeugen im 20-Minuten-Takt (Linie 6) bzw. im 30-Minuten-Takt (Linie 6A) bedient. Die bewährten täglichen Nachtanschlüsse um Mitternacht und 1 Uhr ab Paradeplatz und der durchgehende Nachtverkehr im Stundentakt am Wochenende sollen wie bisher durchgeführt werden. Auch die Taktung der Stadtbus-Linien bleibt unverändert, die Abfahrtzeiten werden aber an die neuen Fahrpläne der Straßenbahnen angepasst.
Mehr Fahrplantransparenz
Mit der Anpassung der Taktfrequenzen werden die Fahrpläne noch übersichtlicher: Fahrgäste müssen sich jetzt nur noch die Abfahrtminuten an ihren Haltestellen merken. In Schwachverkehrzeiten – also ab ca. 20.30 Uhr sowie am Wochenende – fährt dann im Vergleich zum Tagfahrplan an Wochentagen ganz einfach nur jede zweite Bahn. Außerdem entspricht der neue Abendfahrplan dem Fahrplan an Sonn- und Feiertagen.
Höhere Flexibilität und Verfügbarkeit
Martin in der Beek, technischer Geschäftsführer der RNV nennt weitere Vorteile: „Die neue Konzeption kommt ohne den bisher notwendigen Zentralanschluss der Abendzüge am Paradeplatz aus. Dadurch verkürzen sich die Reisezeiten, da die Anschlusswartezeiten entfallen. Gleichzeitig entzerren wir die Fahrtenfolgen in den Innenstadtabschnitten, so dass dort die Verfügbarkeit des ÖPNV-Angebots zunimmt.“ Auch die Flexibilität steige durch die neue Konzeption, so in der Beek weiter: „Bei Großveranstaltungen können wir dann auch im Abendverkehr längere Züge einsetzen, was bisher wegen der begrenzten Aufstellkapazitäten an Paradeplatz und Hauptbahnhof nicht möglich ist. So lässt sich das ÖPNV-Angebot noch besser an den jeweils aktuellen Bedarf anpassen.“
Höhere Kosten
Durch die häufigeren Fahrten in den Abend- und Nachtstunden entstehen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) Mehrkosten von etwa 640.000 Euro pro Jahr. Dieser Mehraufwand könnte durch zusätzliche Fahrgeldeinnahmen gedeckt werden, wenn in den Abendstunden etwa ein Drittel mehr Fahrgäste die ÖPNV-Angebote nutzen würden als heute. Davon ist allerdings nach derzeitigem Stand nicht auszugehen, so dass die RNV für den Versuchszeitraum die verbleibenden Mehrkosten tragen wird. Bei der Umstellung vom 30-Minuten- auf den 20-Minuten-Takt im Jahr 2008 konnten Fahrgastzuwächse von bis zu 15 Prozent erzielt werden.
Nach Ende des Versuchszeitraums von maximal zwei Jahren wird die Verwaltung dem Gemeinderat über die Ergebnisse berichten und eine Empfehlung für ein dauerhaftes Angebot unterbreiten.
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