Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar / Brüssel – Zulassung der Gen-Kartoffel Amflora – Schlag ins Gesicht der Verbraucher und der Kartoffelbranche
Zur Zulassung der Gentechnik-Kartoffel Amflora durch Gesundheits-Kommissar John Dalli erklärt Franziska Brantner, Abgeordnete der Grünen für die Metropolregion Rhein-Neckar:
„Es ist ein Schlag ins Gesicht der Bürgerinnen und Bürger, von denen 70 Prozent Gentechnik im Essen ablehnen“, empört sich die Europaabgeordnete Franziska Brantner darüber, dass der gerade einmal seit drei Wochen im Amt befindliche EU-Gesundheitskommissar John Dalli die Zulassung der Gentechnik-Kartoffel Amflora der BASF zur kommerziellen Nutzung regelrecht „durchgepeitscht“ habe. Die 30-Jährige sitzt für die Metropolregion Rhein-Neckar, im Parlament, wo sich der Stammsitz des Chemiekonzerns befindet. Ihr Grünes Europabüro ist in Ludwigshafen selbst zu finden. Gerade deshalb findet die Parlamentarierin es auch so bedauerlich, dass sich die BASF als Großunternehmen der Region in Sachen Amflora so ganz auf “falschen Kurs” begeben habe. “Das geht völlig an dem vorbei, was sich die Menschen wünschen”, so Brantner, “und ist nicht zukunftsfähig”. Die genmanipulierte Amflora soll besonders stärkehaltig sein und vor allem zur Herstellung von Textilien, Klebstoffen und Papier verwendet werden.
Es ist das erste Mal seit zwölf Jahren, dass wieder der Anbau einer Gentechnikpflanze zugelassen wurde. „Niemand in Europa braucht die Amflora“, so Franziska Brantner gestern in Brüssel. „Sie ist überflüssig, da es schon Kartoffeln mit der gleichen Eigenschaft gibt, ganz ohne Gentechnik, nur durch Züchtung“. Die werdende Mutter hält die Zulassung für fahrlässig. Dass ausgerechnet ein Gesundheits-Kommissar die Warnungen der Weltgesundheits-Organisation (WHO) ignoriere und den Anbau einer Pflanze erlaub, die eine Resistenz gegen wichtige Antibiotika im Kampf gegen die Tuberkulos enthalte, sei kaum zu fassen.
Kommissar Dalli brüskiere damit auch das Europäische Parlament selbst. Hatte er sich doch Anfang der Woche erstmals mit den Fachpolitikern zu einem Austausch über die grüne Gentechnik getroffen. Die ablehnende Haltung seiner Gesprächspartnerinnen und –partner gegenüber den Gentechnik-Pflanzen hinderte ihn aber nicht an der raschen Zulassung, die er augenscheinlich längst in die Wege geleitet hatte. „Er verschwendet dabei keinen Gedanken an die Kartoffelindustrie“, so Brantner weiter. Das ist ihrer Ansicht nach umso gravierender, da die zuständige Fachbehörde selbst einräume, dass die Lebensmittelbranche mit Kontaminationen durch den Anbau und die Weiterverarbeitung zu rechnen habe. Der Zustand, dass die Kartoffelbranche bislang in ganz Europa „garantiert gentechnikfrei“ war, dürfte damit ein schnelles Ende haben. „Nun kommen“, zeigt die grüne Abgeordnete, die Konsequenzen auf, „erhebliche Zusatzkosten für Tests, Kontrollen und Voruntersuchungen zu. Erfahrungen aus dem Ökolandbau dürften aufschrecken: bis zu sieben Prozent vom Ladenpreis müssen hier von den Unternehmen aufgewendet werden, um sicherzustellen, dass sich keine Spuren von Gentechnik-Produkten in ihren Waren befindet.