Worms / Rhein-Neckar – 225 Jahre Kasino- und Musikgesellschaft Worms: Festschrift zum Jubiläum. – Mit einem Alter von 225 Jahren ist die Wormser Kasino- und Musikgesellschaft die älteste Vereinigung der Stadt. Noch am Ende des Alten Reiches zu Zeiten der Reichsstadt Worms 1783 gegründet, war die Gemeinschaft in unterschiedlichen Zeiten stets der Geselligkeit, Kultur und Literatur verpflichtet und blieb über alle politischen und gesellschaftlichen Veränderungen hinweg eine wichtige Säule des bürgerlichen Kulturlebens der Stadt. In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv, das die älteren Vereinsunterlagen verwahrt und im Vorfeld neu verzeichnet hatte, entschloss sich die Kasino- und Musikgesellschaft, eine fundierte, heutigen Ansprüchen genügende Festschrift zu ihrer Geschichte erstellen zu lassen. Der gebundene Band (228 S.) ist erschienen in der Reihe der gemeinsam von Stadt und Altertumsverein herausgegebenen Beihefte der Zeitschrift ‚Der Wormsgau’ als Jubiläumsband 40. Der Band stellt einen wichtigen Beitrag für die Erforschung der Geschichte vor allem des bürgerlichen Milieus dar und wurde von Ulrich Oelschläger für die Gesellschaft und Gerold Bönnen für das Stadtarchiv gemeinsam herausgegeben.
Herzstück des Bandes ist die Geschichte der Gesellschaft von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg, für die der Gimbsheimer Historiker Dr. Gunter Mahlerwein erstmals umfassend das vorhandene Quellenmaterial vor allem des 19. Jahrhunderts ausgewertet hat. Angefangen in der Zeit der der Aufklärung verpflichteten Lesegesellschaften um 1780/90 bis hin zum Vorabend des 1. Weltkriegs, als aus dem demokratisch-fortschrittlich-liberalen ein mehr nationalliberaler Verband geworden war, verfolgt der Autor Zusammensetzung, Gesellschaftsleben und Eigenart der Gesellschaft. Die Entwicklung steht dabei stellvertretend für die Entwicklung des deutschen Bürgertums. Mahlerwein hat als erster Historiker das Archivmaterial gründlich und aspektreich ausgeschöpft und kann die Entwicklung von einer Aufklärungsgesellschaft zu einem bürgerlichen Geselligkeitsverein quellennah nachvollziehen. Dabei erweist sich ein Blick in die Mitgliederlisten der Gesellschaft als ‚Who is who’ der Wormser bürgerlichen Schicht.
Der vormalige Präsident Rechtsanwalt Kurt Degen schildert die Entwicklung der Gesellschaft seit der Wiedergründung 1950, Fritz Reuter und Jakob Harnecker dokumentierten in Wort und Bild die Tagungsorte der Gesellschaft, die bis 1967 mit dem Johanniterhof ein eigenes Domizil in der Stadt besaß. Die beiden Herausgeber haben ebenfalls Beiträge beigesteuert. Die Veröffentlichung ist für die Beschäftigung mit dem bürgerlichen Worms vor allem für das 19. und frühe 20. Jahrhundert von großem Wert und bereichert unser diesbezügliches Wissen auf erfreuliche und anschauliche Weise. Der Band ist im Buchhandel und im Stadtarchiv erhältlich (18 Euro).