Ludwigshafen / Rhein-Neckar – Schilf wäscht verschmutztes Regenwasser – Erweiterte und sanierte Regenwasseranlage in Ruchheim eingeweiht.
In einer dreijährigen Bauzeit sanierte der Wirtschaftsbetrieb der Stadt Ludwigshafen das Regenüberlaufbecken und das Pumpwerk in Ruch-heim. Zudem entstanden ein Erdpolder mit 30 000 Kubikmeter Volumen und zwei Retentionsfilterbecken zur mechanisch-biologischen Reinigung von Mischwasser. Die ursprünglich veranschlagten Kosten in Höhe von 4,8 Millionen Euro konnten um 650.000 Euro unterschritten werden.
“Die Stadtentwässerung hat in Abstimmung mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd ein zukunftsweisendes Sanierungskonzept entwickelt und nun erfolgreich umgesetzt. Die Regenwasseranlage in Ruchheim zu ertüchtigen und zu erweitern war dringend nötig, da es auf Grund der veralteten Abwasseranlage und der Bevölkerungs- und Flächenzunahme in Ruchheim in den vergangenen Jahren besonders bei Starkregenereignissen vermehrt zu Problemen bei der Abwasserentsorgung kam”, erläuterte Bau- und Umweltdezernent Ernst Merkel bei der Einweihung der Anlage am Dienstag, 4. November 2008. Zur Entlastung des Affengrabens wurde ein Erdpolder mit einem Volu-men von rund 30.000 Kubikmetern erstellt. Ergänzt wird die Anlage durch einen modernen Retentionsbodenfilter. Wassermassen, die im Starkregenfall auch einen geringen Anteil Schmutzwasser mit sich füh-ren, werden durch zwei parallele schilfbepflanzte Becken geleitet und so weitgehend mechanisch-biologisch gereinigt. Diese Anlage hat den gleichen Reinigungseffekt wie eine biologische Kläranlage, ist in Bau und Unterhalt jedoch wesentlich kostengünstiger. Als zweiter Teil der Gesamtmaßnahme folgte die Sanierung des Pumpwerkes und des Regenüberlaufbeckens. Im Erweiterungsbau des Gebäudes, hat die neue Notstromversorgung ihren Platz. Die moderne Steuerungsanlage im Pumpwerk ersetzt jetzt das veraltete Vorläufermodell. Auf dem Dach des Pumpwerkes wurde eine Photovoltaikanlage errichtet. Der hier erzeugte Strom wird in das Stromnetz eingespeist. Der zu erwartende Ertrag ermöglicht langfristig einen wirtschaftlichen Betrieb der Photovoltaikanlage.
Wie funktioniert eine Regenwasserwaschanlage?
Was in der Anpflanzphase wie eine exotische landwirtschaftliche Fläche in der Größe eines Fußballfeldes aussieht, ist eine Anlage zur Regenwasserbehandlung. Regenwasser ist normalerweise sauber. Es kann über Straßeneinläufe und Kanalrohre direkt in das nächste kleine Fließgewässer abgeleitet werden. Anders dagegen bei heftigem Gewitterregen: der herab prasselnde Regen wäscht die Straßen regelrecht sauber. Aus der im Nu vollgelaufenen Kanalisation gelangen zudem geringe Mengen an Mischwasser in die Regenflut. Mit dieser Schmutzfracht im Schlepptau schießen die Wassermassen mit so hoher Geschwindigkeit in den nächsten Bach, dass Boden, Pflanzen und Was-serlebewesen mitgerissen werden können. In solchen Fällen ist es erforderlich, den Abfluss zu bremsen und die Schmutzstoffe herauszufiltern. Dieses Ziel lässt sich mit Hilfe eines Retentionsbodenfilters erreichen. Eine künstliche Senke wird zum Schutz des Grundwassers nach unten abgedichtet. Auf den Boden der großen Wanne werden Kies und Sand geschichtet und hunderte von kleinen Schilfsetzlingen gepflanzt. Nach etwa einem halben Jahr Wachstums-zeit ist die biologische Kläranlage im Kleinformat kräftig genug, um ei-nen Gewitterregen aufzunehmen. Das Regenwasser wird zunächst in einem vorgelagerten Betonbecken aufgefangen und von dort in den Retentionsbodenfilter geleitet. Auf seinem Weg durch das Schilf und durch die Kies- beziehungsweise Sandschichten wird es auf natürliche Weise von Schmutzstoffen gereinigt. Gebändigt und sauber kann der ehemals reißende Strom in den nächsten kleinen Bach eingeleitet werden.
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