Mannheim/ Metropolregion Rhein-Neckar/Stuttgart – Junge Baden-Württemberger wollen vor allem Freude an der Arbeit
IHK-Jugendstudie: Jugendliche gezielter für Berufsausbildung interessieren
Rund drei Viertel der Jugendlichen in Baden-Württemberg glauben an die Erfolgsaussichten, die eine Berufsausbildung bietet. Nur 42 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sie mit einem Studium bessere Karrierechancen haben. Doch nur ein Viertel der Jugendlichen plant eine Berufsausbildung. Dies belegt die jetzt veröffentlichte Jugendstudie der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg, in der rund 1.000 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 24 Jahren in Baden-Württemberg nach ihrer beruflichen Orientierung befragt wurden. Zum Stichtag 1. Oktober dieses Jahres haben im Südwesten 43.900 junge Leute eine Ausbildung in Industrie, Dienstleistung oder Handel begonnen. Das sind ein Prozent oder 540 junge Leute weniger als zum selben Stichtag des vergangenen Jahres. „Will man die jungen Menschen heute für eine Berufsausbildung gewinnen, müssen sie deutlich zielgerichteter angesprochen werden. Unsere Untersuchung soll den Unternehmen dabei helfen, sich als attraktiver Ausbildungsbetrieb zu präsentieren und die gesuchten Jugendlichen zu erreichen“, erläutert Georg Fichtner, Präsident der IHK Region Stuttgart und Federführer Ausbildung der zwölf IHKs im Land.
Die wesentlichen Studienergebnisse lauten:
• Für die Jugendlichen in Baden-Württemberg sind es vor allem immaterielle Werte, auf die sie in ihrer Berufsorientierung achten: Nach den fünf wichtigsten Berufskriterien gefragt, antworten 85 Prozent der Jugendlichen, dass die Arbeit ihnen Freude machen muss. Auf Platz zwei listen die Jugendlichen den Wunsch, dass der Beruf den eigenen Fähigkeiten entsprechen sollte.
• Bei den Erwartungen an Unternehmen steht ein sehr gutes Verhältnis zwischen Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kollegen auf Rang eins der Prioritätenliste. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen legt großen Wert auf diesen Aspekt.
• Gute Karriereaussichten setzen 50 Prozent der Jugendlichen ganz oben auf diese Skala.
• Dem Wunsch nach Selbstverwirklichung kommt für die Befragten die gleiche Bedeutung zu wie das Gehalt. Jeweils rund die Hälfte der Jugendlichen erklärt diese Aspekte zu den fünf wichtigsten Berufswahlkriterien.
• Die jungen Menschen im Südwesten sind leistungsbereit. Mehr als die Hälfte der Befragten würde sich nicht daran stören, sehr hohen Ansprüchen gerecht werden zu müssen. 58 Prozent von ihnen messen aber ebenso einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie hohe Bedeutung bei.
• Zur beruflichen Orientierung setzen die Jugendlichen vor allem auf Praktika und auf den Austausch mit Menschen, die den angestrebten Beruf gut kennen. Für 60 Prozent der Befragten sind dies die wichtigsten Informationsquellen. Dies bestätigt IHK-Initiativen wie Bildungspartnerschaften zwischen Unternehmen und Schulen oder auch die Ausbildungsbotschafter, ein Projekt, in dem junge Auszubildende in Schulen über ihre Erfahrungen berichten.
• Der direkte Kontakt zum Unternehmen, etwa über eine Telefonhotline, hat große Bedeutung für die Jugendlichen. Erste Anlaufstelle bei der Informationssuche ist das Internet.
• Wichtig sind den jungen Menschen auch eine gute Verkehrsanbindung ihres Arbeitgebers und günstige Wohnmöglichkeiten. 36 Prozent geben zudem an, der Unternehmensstandort solle in erreichbarer Nähe zum Heimatort liegen.
Aus diesen Ergebnissen lassen sich für die Unternehmen hilfreiche Handlungsempfehlungen ableiten. „Arbeitgeber, die einen wertschätzenden Führungsstil pflegen, die sich um interessante Aufgaben für ihre Auszubildenden kümmern, den jungen Leuten eigene Verantwortungsbereiche geben, Karrierewege transparent machen und auf Work-Life-Balance achten, sind im Ausbildungsmarkt im Vorteil“, fasst Fichtner zusammen.
Insgesamt sei der Informationsbedarf der jungen Menschen hoch. „Scheinbar werden die jungen Leute trotz der Fülle an Informationen zur beruflichen Ausbildung noch nicht im gewünschten Maß erreicht“, erklärt der IHK-Präsident. Die zielgruppengenaue Ansprache müsse verbessert werden. „Aus diesem Grund hat das von uns mit der Studie beauftragte Sinus-Institut (www.sinus-institut.de) die Untersuchungsergebnisse ganz detailliert auch nach verschiedenen Lebenswelten der Jugendlichen aufbereitet.“ Damit können Unternehmen ihr Ausbildungsmarketing sehr gezielt auf die zu ihrem Unternehmen passenden Jugendlichen – vom konservativen bis zum experimentierfreudigen Typ – abstimmen. „Die aus der Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse und die entsprechenden Handlungsempfehlungen für kleine und mittlere Unternehmen werden wir in entsprechenden Seminaren an die Betriebe weitergeben“, kündigt Fichtner an.
Der vollständige Bericht der IHK-Jugendstudie steht auf www.bw.ihk.de zum Download bereit.