Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Im Rahmen eines Festaktes im Rosengarten wurde heute (Sonntag, 16. März 2014) der Bertha-und-Carl-Benz Preis 2013 von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz an Prof. Dr. José del R. Millán übergeben.
„Der Preis entstand in Erinnerung an Bertha und Carl Benz, und würdigt ihren unternehmerischen Wagemut und die gesellschaftliche Umsetzung ihrer Erfindung“, so Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zur Begrüßung. Er sei auch Ausdruck des Stolzes der Stadt auf ihre besondere Geschichte der Innovation. „Mannheim ist die Stadt, in der die Räder laufen lernten“, so Kurz mit Blick auf die Erfindung des Automobils, des Fahrrads und des Lanz-Bulldogs in Mannheim.
Mit dem Bertha-und-Carl-Benz-Preis würdigt die Stadt Mannheim Personen, Gruppen oder Organisationen, die sich um eine bedeutende Verbesserung der Mobilität – insbesondere um eine umweltgerechtere, sozialere oder einfachere Mobilität – verdient gemacht haben. Beim Preisträger 2013, Prof. Dr. José del R. Millán, steht insbesondere die soziale Dimension im Vordergrund.
„Die Gedanken sind frei“, zitierte deshalb auch Laudator Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, Direktor des Zentralinstituts für seelische Gesundheit, das deutsche Volkslied, „und die Interaktion zwischen Geist und Körper ist wesentlich für uns Menschen.“ Es gebe eine Verbindung zwischen geistiger Freiheit und körperlicher Mobilität, „und Sie, Prof. Millán, leisten einen wesentlichen Beitrag zur geistigen Freiheit mobilitätseingeschränkter Menschen.“ Millán habe die Forschung im Feld der Brain-Computer-Interfaces wesentlich vorangebracht – einmal durch die Entdeckung der elektrischen Signale und deren Messung an der Oberfläche des Kopfes, dann durch die Umsetzung dieser Signale in Befehle an den Computer, und schließlich auch durch die Ermöglichung einer „virtuellen Präsenz“. „Ihre Forschung eröffnet dem Geist neue Kanäle, und ich hoffe, dass sich der Kreis in Zukunft schließen wird, dass die Realität auch Eindrücke im Gehirn der Patienten hinterlässt“, so Meyer-Lindenberg.
Millán sagte in seiner Dankesrede, er sei berührt und fühle sich sehr geehrt, den Bertha-und-Carl-Benz-Preis zu erhalten. „Ihre Vision und ihre Erfindung hat die Art und Weise, wie Mensch sich fortbewegen und miteinander umgehen, revolutioniert“, so Millán. Er träume davon, mit seiner Forschung ebenfalls die Möglichkeiten zu erweitern, die Menschen zur Mobilität und Interaktion hätten. Seine Forschung dauere jetzt schon wesentlich länger, als er zu Anfang gedacht habe, sagte Millán, aber jeder einzelne Patient, dessen Leben er verbessern könne, sei alle Anstrengungen wert. „Wir haben eine große moralische Verantwortung“, so Millán, „dieser Traum darf nicht sterben!“
Hintergrund:
Prof. Dr. José del R. Millán promovierte 1992 an der Universität Politècnica de Catalunya Barcelona in Informatik und hat momentan den Lehrstuhl für „Non-Invasive Brain-Machine Interface“ an der École Polytechnique Fédérale in Lausanne inne. Er forscht seit Jahren erfolgreich an Brain-Computer-Interfaces zur Steuerung von Mobilitätshilfen für bewegungseingeschränkte Menschen. Durch diese Technologie können vom Gehirn erzeugte elektrische Aktivitätsmuster in von einem Computer interpretierbare Steuersignale übersetzt werden. Im Zuge dieser Forschung haben Prof. Millán und sein Forscherteam den Prototyp eines Rollstuhls für vom Hals abwärts gelähmte Menschen entwickelt.
Die Stadt Mannheim stiftete 2011 den Bertha-und-Carl-Benz-Preis anlässlich des 125-jährigen Automobiljubiläums. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen. Als Preisträger kommen Personen, Gruppen und Organisationen in Betracht, die sich um eine bedeutende Verbesserung der „Mobilität“ – insbesondere um eine umweltgerechtere, sozialere oder einfachere Mobilität – verdient gemacht haben.
Die Satzung des Preises sieht vor, dass er nicht öffentlich ausgeschrieben, sondern auf Vorschlag des Preisgerichts durch den Gemeinderat zuerkannt wird.
Das Preisgericht unter Vorsitz des Oberbürgermeisters hatte seine Entscheidung damit begründet, dass Prof. Milláns Forschungsansätze einen bedeutenden Beitrag zur Teilhabe körperlich sehr stark eingeschränkter Menschen leisten. „Mit seinen bereits mehrfach ausgezeichneten Forschungsarbeiten verbindet Prof. Millán in herausragender Weise Vision und technische Innovation mit einer sozialen Dimension. Er wirkt damit als Vorbild für die Entwicklung neuer und zukunftsorientierter Mobilitätskonzepte sowie die Lösung weiterer globaler Zukunftsherausforderungen“, heißt es weiter in der Begründung. Der Gemeinderat schloss sich der Empfehlung es Preisgerichts am 23. Juli 2013 einstimmig an.