Walldorf/ Metropolregion Rhein-Neckar.Gemeinsam stark für ein gutes Miteinander
Aktivitäten von Stadt und Arbeitskreis Asyl vorgestellt
„Die Sprache lernen und Arbeit bekommen“ – so lautet der am häufigsten geäußerte Wunsch der in Walldorf lebenden Flüchtlinge. Dass dieser nicht leicht zu erfüllen ist, ist den Verantwortlichen des Rhein-Neckar-Kreises, der Stadt Walldorf und den zahlreichen ehrenamtlich engagierten des Walldorfer Arbeitskreises Asyl bewusst.
Die Flüchtlinge auf diesem Weg jedoch kontinuierlich zu begleiten und deren Integration zu fördern, ist Bürgermeisterin Christiane Staab und allen Beteiligten das wichtigste Anliegen. „Auch wenn eigentlich das Landratsamt zuständig ist, spielt die Stadt als Wohnort der Asylbewerberinnen und -bewerber eine bedeutende Rolle und muss einsteigen“, erklärte die Bürgermeisterin in einem Pressegespräch am 8. Dezember, in dem sie gemeinsam mit Erstem Beigeordneten Otto Steinmann, Michael Jungbauer sowie Dr. Rainer Eder und Alexandra Lienhardt vom Arbeitskreis Asyl über den Stand der Aktivitäten informierte. Mittlerweile leben in Walldorf in verschiedenen vom Rhein-Neckar-Kreis angemieteten Unterkünften 450 Flüchtlinge, überwiegend aus Syrien. In der schon länger bestehenden Gemeinschaftsunterkunft in der Albert-Einstein-Straße wohnen 50 Personen, in der großen Unterkunft in der Industriestraße, die erst im Sommer dieses Jahres belegt wurde, sind 300 ausschließlich alleinreisende Männer untergekommen und im „Boarding House“ in der Bahnhofstraße leben seit Oktober hundert Flüchtlinge. Hierbei handelt es sich vorwiegend um Familien oder alleinstehende Frauen mit Kindern, von denen einige zuvor in der Albert-Einstein-Straße gewohnt hatten und nun ins Zentrum umziehen konnten. Vor allem die Kinder haben sich bisher rasch integriert. Von den rund vierzig Kindern besuchen acht einen Kindergarten, elf sind in der Grundschule und sieben in weiterführenden Schulen, wo sie einfach dazugehören und Deutsch sozusagen spielend lernen. Für die Erwachsenen stellt das Erlernen der Fremdsprache eine größere Hürde dar. Mit Hilfe von Sprachkursen, die die VHS Südliche Bergstraße und weitere Sprachschulen anbieten, sowie Angeboten wie dem Sprechcafé im JUMP und durch ergänzende Sprachförderung durch Patinnen und Paten, wird diese Hürde jedoch zunehmend besser genommen. „Wir wollen die Kommunikation befeuern“, ist eines der Ziele des Arbeitskreises Asyl, der inzwischen rund 300 Aktive zählt.
„Der Mensch ist keine Akte, wir wollen vor allem die menschliche Komponente hineinbringen und auch Ansprechpartner bei Sorgen und Nöten sein“, so Dr. Rainer Eder und Alexandra Lienhardt, die als Koordinatorin des Familienzentrums auch stark in die Arbeit mit den Flüchtlingen eingebunden ist. Bei einem sehr gut besuchten „Runden Tisch“ unter Leitung von Diakon Oliver Tuscher hat der Arbeitskreis Asyl im September zwölf Arbeitsgruppen gebildet, die sich den Schwerpunktthemen widmen. Neben dem Spracherwerb gehören Angebote wie Stadtrundgänge und Informationen zum Leben in Deutschland, Hilfe bei Gesundheitsfragen, Beschaffen von Kleidung und Freizeitbeschäftigung durch Sport- und Musikangebote in Zusammenarbeit mit Vereinen dazu. Inzwischen gibt es den Kick-Treff des FC-Astoria und des Anpfiff ins Leben e. V., weiterhin sorgen Karate, Tischtennis, Schach und Leichtathletik für Abwechslung. Die Mitglieder des Arbeitskreises unterstützen auch bei Fragen zum Asylverfahren, bei der Koordination mit Behörden, knüpfen Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern, starten Spendenaufrufe und leisten vieles mehr. Patinnen und Paten für Flüchtlinge sind nach wie vor gefragt, um die Flüchtlinge in ihrer individuellen Situation noch besser auffangen und begleiten zu können. „Wir müssen Struktur geben und auch viel Frust auffangen, wenn die Asylverfahren sehr lange dauern“, erklärte Erster Beigeordneter Otto Steinmann, der sich mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fachdienstes Soziale Hilfen um die Flüchtlinge kümmert. Koordinator ist Michael Jungbauer. Sehr dankbar sind Bürgermeisterin und Erster Beigeordneter für die Unterstützung durch die Ehrenamtlichem im Arbeitskreis Asyl und die vielen Engagierten in der Kleiderstube, die Sonderschichten eingelegt haben, um die Flüchtlinge mit Bettwäsche zum Wechseln, Handtüchern und warmer Kleidung zu versorgen. Eine wichtige Rolle spielt auch die „Walldorfer Tafel“ für die Versorgung mit Lebensmitteln. Wichtig ist allen aber zu betonen, dass dadurch keinerlei Nachteile für bedürftige Walldorferinnen und Walldorfer entstehen, die bisher schon Kunden von Kleiderstube oder Tafel waren. Ein Meilenstein in den letzten drei Monaten war auch die Impfaktion für Flüchtlinge gewesen, an der sich zahlreiche Ärztinnen und Ärzte aus Walldorf und der Region beteiligten. Als herausragend loben alle auch das Engagement von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SAP, die sich im Gebäude des früheren Autohauses Hohlweck um Flüchtlinge kümmern. „Das ist ein wichtiges Standbein“, so Steinmann zu dieser Initiative, die in Kooperation zwischen SAP und Stadt läuft. Da das Gebäude nur noch bis zum 31. März zur Verfügung steht, wird nach einer Alternative gesucht.
Inzwischen ist die Stadt dabei, im Walldorfer Tierpark einige 1-Euro-Jobs zuschaffen, die Flüchtlinge ohne Probleme annehmen dürfen.Auch wer im Reinigungsteam der Gemeinschaftsunterkünfte mitmacht, kann sich etwas dazuverdienen. „Wir haben die Ausbildungen der Flüchtlinge mittlerweile analysiert“, berichtet Rainer Eder. Vom Analphabeten, der bisher sein Feld bestellt hat, bis zum hochqualifizierten Arzt oder Ingenieur reicht das Spektrum. Hospitationen sind zwar erlaubt, doch schon wenn es um Praktika geht, wie sie zum Beispiel die SAP und Rewe anbieten, kommt die Bundesagentur für Arbeit ins Spiel. „Die Bürokratie ist schon abschreckend, es dürfte unkomplizierter sein“, meint Eder. Dass die Hilfe zur Selbsthilfe schon erste Erfolge gezeitigt hat, war auf dem Walldorfer Weihnachtsmarkt zu erleben. Am Stand des Arbeitskreises Asyl gab es Handgefertigtes zu kaufen, das von Frauen in Näh- und Bastelkursen gefertigt wurde.
Zahlen über weitere Flüchtlinge, die Walldorf zugewiesen werden könnten, liegen laut Bürgermeisterin Christiane Staab nicht vor. Da Walldorf – wie andere Kommunen – aber auch für Wohnraum für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen sorgen muss, die nach zwei Jahren die Gemeinschaftsunterkunft verlassen müssen, wurde ein Konzept erarbeitet, das der Gemeinderat befürwortet hat (siehe gesonderter Artikel). Wichtig ist Bürgermeisterin Christiane Staab, dass Asylsuchende, die schon länger in Walldorf sind, hier auch bleiben dürfen und ein geregeltes Leben in einer Wohnung aufnehmen können.
Informationen des AK Asyl unter:
www.ak-asyl-walldorf.de
Kontakt zur Stadt: Michael Jungbauer, Fachdienst Soziale Hilfen, Tel. 35-11 6,
michael.jungbauer@walldorf.de
Dr. Rainer Eder, Alexandra Lienhardt, Erster Beigeordneter Otto Steinmann, Bürgermeisterin Christiane Staab und Michael Jungbauer (v.l.n.r.) informierten über die Aktivitäten für Flüchtlinge in Walldorf (Foto: Pfeifer)