Worms/Metropolregion Rhein-Neckar. Einem verbreiteten Missverständnis zufolge wird „Kolorismus“ in der Malerei gern mit strahlend-bunten Farben und starken Kontrasten gleichgesetzt. Und auf den ersten Blick könnte ein unbedarfter Betrachter auch meinen, die farbgewaltigen, ausdrucksstarken Bilder des russischen Malers Gregory Dembowsky würden dieser vordergründigen Auffassung einer farbbestimmten Malerei ganz entsprechen. „Kolorismus“ bedeutet aber in Wahrheit den Vorrang der Farbe als prägendes Gestaltungselement über die Form und nicht etwa eine grelle, kontrastreiche Farbzusammenstellung. Durch die bewusst eingesetzte und dennoch zugleich unmittelbar, spontan und authentisch anmutende Malweise erlangen koloristische Bilder wie hier eine vitale Sinnlichkeit und lebensvolle Präsenz.
Mit dem gebürtigen Moskauer Dembowsky, der seiner inneren Berufung als freier Künstler begleitend zu seiner Berufs- und Lehrtätigkeit als Architekt seit nunmehr vierzig Jahren konsequent nachgeht, beschließt das Museum Heylshof in Worms sein diesjähriges Ausstellungsprogramm. Rund vierzig Ölgemälde mit expressiv verfremdeten figürlichen Motiven und leuchtender Farbgebung geben einen Eindruck von seinem künstlerischen Schaffen, wobei der Schwerpunkt der Auswahl deutlich auf den neueren, freier gestalteten Arbeiten liegt. Stilistisch bleibt der 1955 geborene Dembowsky seinem Schaffen stets treu, sodass Verweise auf Vergleichsbeispiele aus der Kunstgeschichte nur selten direkten Vorbildcharakter haben, sondern eher als Seitenkommentare gelten müssen, die zu der die Kunstdiskurse des 20. Jahrhunderts prägenden Überlieferung Stellung nehmen und der eigenen Verortung in diesem größeren Zusammenhang dienen. Zu seinem Kardinalthema der Polaritäten des Seins (Werden und Vergehen, Schuld und Unschuld, Liebe und Kampf der Geschlechter, Jäger und Opfer etc.) kehrt dieser thematisch engagierte Künstler stets zurück. Ganz offenkundig kreist Dembowskys Kunst nicht um gestaltungsästhetische Fragen, die zum Selbstzweck verkommen sind, sondern die Gegenstandsmotive und der Gehalt stehen im Brennpunkt des Bildgeschehens.
Die Sonderausstellung „Lebenslinie – Gregory Dembowsky. Malerei“ im Museum Heylshof Worms dauert von 11. Oktober bis 30. Dezember 2015 und ist geöffnet dienstags bis samstags 14. bis 17 Uhr, sonntags 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt Euro 3,50 (Museum einschließlich Sonderausstellung).
Die Ausstellungseröffnung findet im Beisein des Künstlers statt am Samstag, dem 10. Oktober, um 16 Uhr. Die interessierte Öffentlichkeit und die Vertreter von Medien und Presse sind hierzu herzlich eingeladen.