Walldorf / metropolregion Rhein-Neckar – Gemeinderat billigt Bedarfsplanung – Interimslösung in der Schulstraße.
„Wir werden in diesem Jahr weitere Plätze sowohl für Kinder unter drei Jahren als auch über drei Jahren schaffen müssen“, stellte Erster Beigeordneter Otto Steinmann in der Gemeinderatsitzung am 21. Januar fest. Er hatte dem Gremium zuvor einen ausführlichen Überblick über die Belegungssituation in den Walldorfer Kindertagesstätten gegeben und die daraus resultierende Bedarfsplanung für 2014 vorgestellt. Der Gemeinderat stimmte der Planung einhellig zu.
In die Planung für Krippen- und Kindergartenkinder sind von Seiten der Stadt das Haus der Kinder, der Kommunale Kindergarten und die von den Zipfelmützen geführte städtische Kinderkrippe einbezogen, weiterhin die drei konfessionellen Kindertagesstätten sowie der Waldkindergarten der Zipfelmützen, deren Spielgruppen in der Dannhecker Straße und das Haus der kleinen Hände von „family&kids@work UG“ sowie die Tagesmütter. Dass die Zahl der Kinder in Walldorf nicht ab- sondern zunimmt, sei dem Zuzug junger Familien in Walldorf-Süd zu verdanken, erklärte Steinmann. Fünfzig Kinder im Alter von null bis drei Jahren seien hier daheim und insgesamt 120 Kinder bis zum Alter von sieben Jahren.
Kinder über drei Jahren
Aktuell, so Steinmann, gebe es bei den Kindern über drei Jahren bereits eine Warteliste für rund zehn Plätze, vorrangig Ganztagesplätze. In den für die Planung maßgeblichen vier Jahrgängen von Juli 2007 bis Juni 2011 sind in Walldorf 583 Kinder gemeldet, denen ein Angebot von 533 Plätzen in den Kindertagesstätten gegenübersteht, die noch um 21 Notplätze aufgestockt werden können. Der Erste Beigeordnete kündigte an, dem Gemeinderat im Februar einen Vorschlag vorzulegen, wo und wie die noch fehlenden Plätze für Kinder über drei Jahren geschaffen werden könnten. Ins Auge gefasst wird als Domizil der ehemalige Evangelische Kindergarten in der Schulstraße, der zurzeit leersteht.
… und unter drei
Für die Kinder unter drei Jahren bietet Walldorf derzeit 116 Plätze. Ausgehend von einer Jahrgangsstärke von etwa 135 Kindern erfüllt Walldorf mit diesem Angebot einen Versorgungsgrad von 43 Prozent, wenn man – wie juristisch gefordert – zwei Jahrgänge zugrunde legt. Geht man allerdings, was laut Steinmann realistischer sei, von drei Jahrgängen aus, so liegt die Quote bei 29 Prozent. „Die Leiterinnen der Einrichtungen sind sich einig, dass zum Jahreswechsel 2014/2015 die Nachfrage noch weiter steigen wird“, stellte Steinmann fest, der aktuell 27 unversorgte Krippekinder nannte mit unterschiedlichen Betreuungszeiten. Die Spielgruppen der Zipfelmützen in der Dannhecker Straße bieten für die Jüngsten zwar rund sechzig Plätze, die aber dem Rechtsanspruch nicht genügen. Im „Haus der kleinen Hände“ auf dem Gelände der SAP AG kann die Stadt dreißig Krippenplätze belegen. Wegen Personalmangels stehen momentan jedoch derzeit nur fünfzehn Plätze bereit. Über kurz oder lang ist hier ein Tausch mit den von SAP-Kindern belegten Plätzen im städtischen Haus der Kinder vorgesehen.
Personal gewinnen
Wie Steinmann zur Personalsituation erklärte, habe der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz landesweit dazu geführt, dass die Träger und Einrichtungen immer größere Probleme hätten, qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher zu finden. Als tarifgebundener Träger habe die Stadt derzeit nicht die Absicht, von der Bezahlung nach dem TVöD abzuweichen, was auch im Konsens mit den umliegenden Sprengelgemeinden so vereinbart worden sei. Die pädagogische Qualität solle in jedem Fall erhalten bleiben. Wie attraktiv die Stadt als Arbeitgeberin sei, wolle man bei einem „Bewerbertag“ am 13. Februar zeigen.
Kinder sind willkommen
Stadträtin Hannelore Blattmann (CDU) erinnerte daran, dass ihre Fraktion bereits 2013 Bedenken hinsichtlich eines Engpasses geäußert habe. Man müsse die Zahlen genau beobachten, forderte sie. Den früheren Evangelischen Kindergarten als Interimslösung zu nutzen, konnte sie sich vorstellen. Sie lobte, dass in allen Einrichtungen durch die neuen Betreuungsformen gute Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geschaffen worden seien. Sie – wie auch alle anderen Rednerinnen und Redner – dankten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Kinderbetreuung sehr für ihren Einsatz. Dr. Günter Willinger (FDP) fand es „schon bemerkenswert“, dass man trotz der Quote von 43 Prozent im Bereich der Kinder unter drei Jahren nicht bedarfsgerecht sei. Den Zuzug junger Familien begrüßte er und konnte sich ebenfalls die Interimslösung im früheren Evangelischen Kindergarten gut vorstellen. Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) erwähnte den noch zur Entscheidung zu bringenden zweiten Bauabschnitt in Walldorf-Süd, der weiteren Zuwachs bringe. Man brauche dann eine weitere Betreuungseinrichtung, prognostizierte sie. Sie sprach auch an, dass im nord-östlichen Gürtel Walldorfs eine Kindertagesstätte fehle und man über eine “gutflächige” Verteilung der Einrichtungen nachdenken müsse. Den ehemaligen Evangelischen Kindergarten konnte auch sie sich als Zwischenlösung vorstellen, maßgeblich sei ja die dortige Betreuung. Für das „Haus der kleinen Hände“ hoffte sie, dass alle Plätze bald belegt werden könnten und dass man dafür alles tun solle. Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) lobte das gut ausgebaute Betreuungsnetz Walldorfs. Den vormaligen Evangelischen Kindergarten sah auch er als geeigneten Ort an, um die fehlenden Plätze zu schaffen. Danach könne man der Entwicklung gelassen entgegensehen. Er mahnte noch an, dass gerade Berufe wie der der Erzieherin oder Altenpflegerin zu niedrig bezahlt würden. Hier gelte es, auf gesamtpolitischer Ebene aktiv zu werden und diese attraktiver zu machen.
Bewerbertag am 13. Februar
Den informativen Bewerbertag am 13. Februar sahen alle Rednerinnen und Redner als gute Möglichkeit, die beruflichen Chancen in den Kindertagesstätten darzustellen und die Stadt Walldorf als attraktive Arbeitgeberin.