Mannheim /MEtropolregion Rhein-Neckar -Studie zu Ohrgeräuschen: Probanden gesucht – Mannheimer Wissenschaftler erforschen Behandlungsansätze des Tinnitus
Es rauscht, brummt oder pfeift – aber nirgendwo ist eine Schallquelle, an der man das nervtötende Geräusch einfach abstellen könnte. Wem dies so geht, der leidet unter einer Erkrankung, die weit über Fachkreise hinaus als Tinnitus bekannt ist. Eine Arbeitsgruppe der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) befasst sich mit diesem Leiden – genauer gesagt: mit der Erforschung verschiedener Behandlungsansätze.
Die in der Phoniatrie und Pädaudiologie – einem Bereich der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde – angesiedelte Arbeitsgruppe nimmt sich seit gut einem Jahr dieser Erkrankung an, besteht jedoch aus Forschern, die sich teilweise schon seit 20 Jahren erfolgreich mit dem Problem Tinnitus beschäftigen. Sie sucht nun für zwei neue Studien Patienten, die seit mindestens drei Monaten an Tinnitus leiden. Professor Dr. Wolfgang Delb, Leiter der Arbeitsgruppe: “In früheren Studien ist es uns gelungen, die spezifischen Reaktionen des Gehirns auf diese Töne mittels verschiedener Verfahren sichtbar zu machen, zum Beispiel im Kernspintomographen oder mittels eines EEG, das die Gehirnaktivität aufzeichnet. Darauf bauen wir nun mit zwei neuen Studien auf.”
In der einen nun geplanten Studie wird der störende Ton ganz individuell so modelliert, dass er genau dem empfundenen Tinnitus entspricht. Die Beschallung mit diesem Ton will Professor Delb mit einer auf die Erkrankung abgestimmten Form der Psychotherapie kombinieren, die er zusammen mit dem Psychologen Roberto D’Amelio entwickelt hat. Veränderungen im Gehirn, die durch die kombinierte Behandlung hervorgerufen werden, können im EEG erfasst werden.
Im Mittelpunkt der zweiten Studie steht das so genannte Neurofeedback, kombiniert mit einem Verfahren zur Körperentspannung. Die damit verbundene Idee ist, dass die Patienten lernen, eine Tinnitus-verdächtige Gehirnaktivität gezielt zu unterdrücken. Gelingt nämlich ein solches “Wegtrainieren”, so sollte dies den Gesundheitszustand erheblich verbessern.
Interessierte Patienten können sich unter der Telefonnummer 0621 / 383-6922 mit der Arbeitsgruppe in Verbindung setzen. Die E-Mail-Adresse lautet: andrea.seegmueller@medma.uni-heidelberg.de.
Experten schätzen die Zahl der Deutschen, die an einem Ohrgeräusch leiden, auf rund drei Millionen Menschen, was vier Prozent der Bevölkerung entspricht. Im Bewusstsein der Betroffenen stellt der chronische Tinnitus einen permanenten “Störfaktor” dar, der mit Gefühlen der Hilflosigkeit, Angst, Verzweiflung, Wut und Ohnmacht einhergehen kann.
Bei beiden Studien arbeiten die Mannheimer Wissenschaftler mit Professor Dr. Pawel Jastreboff von der Emory Universität Atlanta zusammen, einem der weltweit führenden Tinnitusforscher.