Ludwigshafen / Metropolregion Rhein Neckar – Bei 29,7 Prozent der Erwerbspersonen wird innerhalb eines Jahres mindestens einmal eine psychische Erkrankung diagnostiziert. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der BARMER GEK hervor. Frauen erkranken demnach merklich öfter als Männer, Ältere häufiger als Jüngere und Arbeitslose öfter als Berufstätige. Allerdings führen psychische Leiden nur bei etwa sechs Prozent der Erkrankten zur Arbeitsunfähigkeit. Werden Betroffene aber krank geschrieben, dann fallen sie durchschnittlich für 52 Tage im Job aus. Deshalb sind die psychischen Erkrankungen für 17,4 Prozent der bundesweit angefallenen Fehltage verantwortlich.
Berufstätige in Ludwigshafen sind häufiger und länger krank
Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fehlzeiten in Rheinland-Pfalz leicht, nämlich um 1,2 Prozent beziehungsweise um 0,2 Tage je Person, gestiegen. Maßgeblich resultiert der Anstieg aus höheren Fehlzeiten wegen Krankheiten des Atmungssystems (Grippewelle). Dagegen waren die Fehlzeiten wegen psychischer Störungen und wegen Rückenschmerzen leicht rückläufig. „Die Fehlzeiten in Ludwigshafen liegen über dem Bundesdurchschnitt“, sagt Regionalgeschäftsführerin Heike Knapp. Im Kreis waren im vergangenen Jahr im Vergleich zum Bundesdurchschnitt 4,6 Prozent mehr Arbeitsunfähigkeits-Fälle und 12 Prozent mehr Fehltage zu verzeichnen. Je 100 Versicherte waren das in Ludwigshafen 132 Krankheitsfälle und 1.928 Fehltage (zum Vergleich bundesweit: 126 Fälle und 1.721 Tage).
Mehr Psychische Erkrankungen in Ludwigshafen
Bundesweit gehen 17,4 Prozent aller Fehlzeiten auf psychische Erkrankungen zurück. Nur Muskel-Skelett-Erkrankungen, überwiegend Rückenschmerzen, waren häufigere Ursache für eine Krankschreibung (21,9 Prozent). Die Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen lagen in Ludwigshafen um 37,1 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Bezogen auf 100 Versicherte gingen damit bundesweit 300 Tage auf das Konto psychischer Erkrankungen, in Ludwigshafen waren es sogar 411 Tage. Deutlich unter dem Bundesschnitt lagen die Fehlzeiten wegen Rückenschmerzen (-9,8 Prozent). Unter dieser Diagnose kamen auf 100 Versicherte bundesweit 377 Fehltage, in Ludwigshafen waren es nur 340.
Interpretation nicht einfach
Wichtig bei der Interpretation der Ergebnisse erscheint der Hinweis, dass gesundheitliche Einschränkungen erst ab einer bestimmten Schwelle zu einer Arbeitsunfähigkeit mit Fernbleiben vom Arbeitsplatz führen. „Ein Arbeitnehmer kann beispielsweise durchaus schon lange unter leichteren Kopfschmerzen gelitten haben, ehe er wegen zunehmender Beschwerden vom Arzt krankgeschrieben wird“, betont Knapp. Eine leichtere Fußverletzung kann bei ausschließlicher Bürotätigkeit am Schreibtisch weitgehend ohne Fehlzeiten heilen. Dagegen kann eine identische Verletzung bei körperlich belastenden Tätigkeiten zu unzweifelhaft begründeten mehrwöchigen Arbeitsausfällen führen. Auch das Klima am Arbeitsplatz dürfte unterschiedliche Auswirkungen haben. Höhere Krankenstände können Folge eines schlechten Betriebsklimas oder allgemein hoher Belastungen am Arbeitsplatz sein. Zählt man Angst um den Erhalt des Arbeitsplatzes als einen Aspekt des Betriebsklimas, kann ein negatives Betriebsklima jedoch auch zur Vermeidung von berechtigten Fehlzeiten führen.
Hintergrund: Das Göttinger Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA) hat im Auftrag der BARMER GEK die pseudonymisierten Daten von rund 3,59 Millionen Versicherten der Krankenkasse ausgewertet. Davon lebten rund 186.000 in Rheinland-Pfalz. Damit konnten Daten zu etwa 14,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus Rheinland-Pfalz berücksichtigt werden.