Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – Gustav Kluge – Egocinema (24. März bis 28. Mai 2012)
Das große Thema der Malerei von Gustav Kluge (Jahrgang 1947; Professor an der Staatlichen Kunstakademie Karlsruhe) ist der Schmerz, das Leiden an und in der Körperlichkeit, die Verstrickung des Menschen in Gewalt, Erniedrigung und Unfreiheit. In beengenden Raumkonstruktionen wie auch in ihrer meist dunklen Farbigkeit und ihrer kruden, fast verletzenden Materialität vermitteln Kluges Bilder ein geradezu körperliches Gefühl von existenzieller Bedrückung und Bedrohung. Obwohl sich seine Malerei im Kontext großer Vertreter der expressiven Figuration wie Francis Bacon, Lucian Freud oder Georg Baselitz bewegt, ist Kluge im Kunstgeschehen der letzten 20 Jahre ein unbequemer und sperriger Außenseiter geblieben. Im Rahmen unserer Reihe aktueller Malereipositionen widmen wir Gustav Kluge nun die bislang umfangreichste Ausstellung seines Werks mit einem Überblick über seine Malerei von 1988 bis 2012, darunter ein Block von 80 Porträts und 8 Künstlerbildnissen.
Punkt.Systeme – Vom Pointillismus zum Pixel (16. Juni bis 30. September 2012)
Die Wahrnehmung und entsprechend auch die Darstellung der Welt haben sich im 20. Jahrhundert grundlegend verändert. Die Abstraktion als Emanzipation von der sichtbaren Wirklichkeit, die Autonomie der künstlerischen Mittel und schließlich auch technische Entwicklungen in Reproduktionsverfahren bis hin zur Digitalisierung der Welt haben dazu beigetragen. Der Zerfall einer einst erlebten Einheit in der Wahrnehmung der Welt spiegelt sich in Bildgebungsverfahren, die die sichtbare Wirklichkeit in kleinste Einheiten zerlegen und wieder neu zusammensetzen. Der Punkt ist die kleinste Einheit, gewissermaßen das “Atom” der Bildgebungsverfahren, mit dem sich in unterschiedlichsten Systemen die Welt als Bild neu ordnen und darstellen lässt. Die Ausstellung Punkt.Systeme untersucht solche auf dem Punkt basierende Bild- und Darstellungssysteme quer durch das 20. Jahrhundert. Der Querschnitt reicht vom Pointillismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts. mit Paul Signac und Georges Seurat über Paul Klee und Josef Albers, über die Raster von Sieb- und Offset-Druck, wie sie in derKunst von Roy Lichtenstein oder Sigmar Polke explizit zum Thema gemacht wurden, bis in die Welt der Pixel unserer Gegenwart. Eine besondere Position nimmt die japanische Künstlerin Yayoi Kusama ein, die ihre gesamte künstlerische Welt als einen Punkte-Kosmos formuliert.
Schwestern der Revolution – Künstlerinnen der Russischen Avantgarde
(20. Oktober 2012 bis 17. Februar 2013)
Die Avantgarde war weiblich! – Zumindest im von gesellschaftlichen Umschwüngen geprägten vor- und nachrevolutionären Russland. Die Aufbruchsstimmung erfasste auch die Kunstszene, war doch eine Vielzahl russischer Künstlerinnen und Künstler davon überzeugt, mit ihrem Schaffen zur Entstehung einer neuen, klassenlosen und gerechten Gesellschaft beizutragen. Ihre künstlerischen Ansätze entstanden in engem Austausch mit den künstlerischen Avantgarden anderer Länder – neben Paris zählten Italien und Deutschland zu den Fixpunkten. Gegenüber den übrigen Avantgarden zeichneten sich die russischen Strömungen durch einen hohen Anteil an Frauen aus. Ohne die künstlerische Visionskraft von Künstlerinnen wie Alexandra Exter, Natalja Gontscharova, Ljubov Popova, Olga Rozanova, Warwara Stepanova und Nadeshda Udalzova hätten die Avantgarde-Bewegungen um Kasimir Malewitsch, Michail Larionow oder Wladimir Tatlin kaum ihre weitreichende Wirkung entfalten können. Erstmals in der Geschichte der Kunst behaupteten sich Künstlerinnen derart zahlreich und selbstbewusst neben ihren männlichen Kollegen. In ihrem Glauben an eine Kunst, deren gestalterische Kraft die Erneuerung der Gesellschaft voran brachte, überwanden sie die traditionellen Grenzen zwischen Malerei, Textil, Architektur, Theater, Tanz und Kino. Mit rund 100 Meisterwerken aus der spektakulären Sammlung der Moskauer Tretyakov-Galerie, ergänzt durch weitere Leihgaben aus europäischen Museen und Privatsammlungen und nicht zuletzt auch aus unserer eigenen Sammlung, zeichnet die Ausstellung Schwestern der Revolution die bedeutende Rolle nach, die russische Avantgarde-Künstlerinnen bei der Entwicklung einer das ganze Leben umfassenden Kunst spielten. Die Ausstellung entsteht in
Kooperation mit der Staatlichen Tretyakov-Galerie, Moskau. Hauptsponsor der Ausstellung ist die BASF SE.
Kunst auf dem Hans-Klüber-Platz
hack-museumsgARTen (21.03.2012 – 28.10.2012)
Mit Frühlingsbeginn im März erobert das Museum mit dem seinem hack-museumsgARTen auf dem Hans-Klüber-Platz, nach dem mobilen Atelier-Container von Peter Lang im Sommer 2011, ein weiteres Mal den Außenraum. In flexiblen Beeten aus Kisten werden essbare Kulturpflanzen (Gemüse, Kleinobst, Kräuter) für eine Gartensaison angebaut. Das Thema “Kunst und Natur” innerhalb der Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums ist Ausgangspunkt für Methoden, Angebote und Aktionen. Thematische Bestandteile des Projekts sind Geschichte, Herkunft, Nutzung und Verwertung von Kulturpflanzen, kulturhistorische Bedeutung von Gärten, Artenvielfalt und gesunde Ernährung. Jede und Jeder ist herzlich willkommen, mit zu pflanzen und zu pflegen. Der hack-museumsgARTen ist ein urbaner Garten für alle – Begegnungsprojekt von Kultur und Garten, von Jung und Alt und von allen Pflanz- und Kulturinteressierten in Ludwigshafen.
Aktuelle Informationen zur Teilnahme und Anmeldung, das Programmen für Schulen, Kindertagesstätten, Workshopangebote und den aktuellen Stand der Dinge sind zu finden unter www.wilhelmhack.museum/austellungen/hackmuseumsgarten.
Sonderpräsentation Ständige Sammlung
hackstücke # 3 – Theo van Doesburg Komposition (17. März bis 17. Juni 2012)
Die wissenschaftliche Bearbeitung von Hauptwerken aus der Sammlung des Museums setzt sich mit der Kabinettausstellung hackstücke # 3 fort. Theo van Doesburg (1883-1931),
Hauptinitiator der niederländischen De Stijl-Bewegung, zählt in der Vielseitigkeit seines Schaffens und Scharfsinnigkeit seines Denkens zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Ab 1915 komponierte er seine Gemälde und Architekturentwürfe aus elementaren Gestaltungsmitteln, deren Zusammenspiel eine harmonische Ordnung ergeben sollte, die er eng mit der Hoffnung auf gesellschaftlichen Einklang verknüpfte. Fasziniert von der Fragilität eines jeden Gleichgewichts, bedenkt van Doesburg in seinen Werken auch die Kraft des Disharmonischen, Unabgeschlossenen und Widersinnigen. Ausgehend von der sammlungseigenen Zeichnung Komposition rückt das hackstück # 3 diesen spannungsreichen Aspekt seines Schaffens in den Blick.
hackordung # 4 – hier, dort und anderswo (22. September 2012 – 15. September 2013)
Messen wir dem Raum oder der Zeit eine größere Bedeutung zu? Diese zunächst absurd klingende Frage entscheidet der Blick in unsere Umgebung: Überall sind Uhren zu sehen, nur selten jedoch ein Kompass. Immerzu fragen wir nach der Zeit, unser Standort in der Welt scheint dagegen zumeist bekannt. Doch wo befinden wir uns eigentlich, wenn wir zu Hause, auf der Straße, in den Bergen, einem weit entfernten Land oder gar im All sind?
Was zeichnet diese Orte aus? Und in welchem Verhältnis stehen wir zu ihnen und damit zur Welt? Angesichts der aktuellen ökologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen bergen solche einfachen Fragen weitaus mehr Brisanz als es zunächst scheint, so dass ihnen unter dem Titel hier, dort und anderswo die Neupräsentation der Sammlung hackordnung # 4 gewidmet ist.
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Adi Hoesle – STYX (13. Januar bis 11. März 2012)
In der WHM-Plattform für bewegte und projizierte Bilder zeigen wir ab Januar Adi Hoesles (Jahrgang 1959) ebenso einfühlsame wie bewegende Bilder aus der Sicht eines Jungen, der aufgrund einer unheilbaren Krankheit in vollkommene Bewegungs- und Kommunikationslosigkeit gezwungen ist.
Thomas Henke – liquid identities (17. März bis 28. Mai 2012)
Thomas Henke (Jahrgang 1972, Professor für Neue Medien an der Fachhochschule Bielefeld) stellt unter dem Titel “Liquid Identities” Porträts von Jugendlichen vor, die sich gegenseitig mit der Kamera begleiten und einander in Gesprächen näher kommen.
Corinna Schnitt – Tee trinken (16. Juni bis 15. September 2012)
In Corinna Schnitts (Jahrgang 1964, Professorin für experimentellen Film und Video an der HBK Braunschweig) Videoarbeit “Tee Trinken” geht es um Jugend und Alter, um Aktion und Kontemplation.
Sebastian Stumpf – Brücken ( 22. September 2012 bis 6. Januar.2013)
Sebastian Stumpf (Jahrgang 1980) beschreibt in seiner Videoarbeit Brücken urbane Räume als feste Strukturen vor, in denen er Lücken und Zwischenräume aufzuspüren sucht – und etwa von Brücken aus den fest gefügten Räumen herausspringt.
Rudolf-Scharpf-Galerie
Joachim Grommek – Never know (14. Januar bis 9. April 2012)
Bei den Gemälden und Skulpturen von Joachim Grommek (Jahrgang 1957) ist immer alles anders als man denkt: scheinbar roh belassene Spannholzplatten und vermeintliche Klebestreifen entpuppen sich als minutiös gemalte Kompositionselemente. Auch ein Stapel an Holzresten oder ein Skateboard führen zunächst in die Irre, da sie nicht – wie man zunächst meinen könnte – in der Ausstellung vergessen wurden. Vielmehr stoßen sie uns einmal mehr auf die Leichtgläubigkeit unserer Wahrnehmung und unsere Sehnsucht nach Gewissheit. In ihrem Spiel zwischen abstrakter Komposition, darstellender Illusion und materieller Faktizität
beanspruchen die Werke von Grommek augenzwinkernd eine Wahrheit, die den schein gegen die Wirklichkeit ausspielt und umgekehrt.
Realisiert in Kooperation mit der städtischen Galerie Wolfsburg, der Galerie der Stadt Remscheid und dem Haus Konstruktiv in Zürich. Begleitend erscheint im Verlag Hatje Cantz der Katalog “Joachim Grommek – Ohne Eichhörnchengrün”.
Rajkamal Kahlon (21. April bis 22. Juli 2012)
Die amerikanische Künstlerin Rajkamal Kahlon arbeitet mit dem Bild-Material des Kolonialismus: sie variiert die Repräsentationen der “kolonialen Anderen”, eignet sie sich an, verwandelt und zerstört sie. In ihrem differenzierten zeichnerischen und malerischen Herangehen an das Bildrepertoire grotesker, pathologisierter und kriminalisierter Körper zeigt sie Blickwechsel in kolonial geprägten Räumen und historischen Epochen auf. In ihrer Arbeit mit “rassekundlichen” und ethnographischen Büchern und Bildtafeln oder kolonialmilitärischen Strategiebüchern nähert sie sich, manchmal spielerisch, manchmal ernst und nachdenklich, der Frage nach dem Recht auf eigene Selbst-Repräsentation und einer Spiegelung der Positionen. Sie entwickelt dabei eine eigene, faszinierende, vielleicht postkolonial zu nennende Ästhetik.
Anne Neukamp (15. September bis 23. Dezember 2012)
In den Gemälden von Anne Neukamp (geboren 1976 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Berlin) tauchen vermeintlich vertraute Formen, Figuren und Buchstaben auf – und wieder ab. Nicht nur bedient sich die Malerin souverän verschiedenster Maltechniken, sondern auch der Abstraktion und der Figuration, ohne einer von beiden den Vorzug zu geben. Bekanntes erscheint im nächsten Augenblick unbekannt und zieht sich zurück in die vielschichtigen Bildräume, die aus Schichtungen und Waschungen mit Öl, Eitempera und anderen Mitteln entwickelt werden. so entsteht auf der Leinwand ein komplexes Geflecht von Farb- und Bedeutungsebenen.