Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar.
Die Bilanzsumme um 1,8 Prozent auf 4,86 Milliarden Euro erhöht, das Kreditvolumen um 11,2 Prozent gesteigert, 63 Existenzgründer in die Selbstständigkeit begleitet, Immobilien im Wert von 57,3 Millionen Euro vermittelt und ein Einlagenplus von 1,8 Prozent erzielt: Bei der Bilanzpressekonferenz zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 legte die Sparkasse Rhein Neckar Nord positive Zahlen vor. Allerdings rechnet der Vorstand aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase mit einem etwas niedrigeren Bilanzgewinn als im Jahr zuvor.
„Das Markt- und vor allem das Zinsumfeld, in dem wir uns bewegen, ist heute deutlich anspruchsvoller als noch vor zehn Jahren. Mit der kleiner werdenden Zinsspanne schmilzt eine unserer wichtigsten Ertragsquellen“, so Vorstandsvorsitzender Stefan Kleiber. Trotzdem blickt er positiv auf das abgelaufene Geschäftsjahr: „Wir sind in nahezu jedem Geschäftsfeld gewachsen. Das zeigt zum einen, dass unsere strukturellen Maßnahmen aus den vergangenen zwei Jahren greifen. Und zum anderen, dass wir mit unserer Beratung nach dem Sparkassen-Finanzkonzept – und die dadurch individuell auf die Bedürfnisse unserer Kunden angepassten Produkte – Antworten auf das schwierige Markt- und Zinsumfeld gefunden haben.“
Kreditnachfrage hoch – Start-up-Finanzierungen nehmen zu
In Zahlen spiegelt sich das vor allem im Kreditgeschäft wider, das auf ein Gesamtvolumen von 2,86 Milliarden Euro gestiegen ist (plus 11,2 Prozent).
Getragen wird das Wachstum sowohl vom Privat- (plus 11,6 Prozent) als auch vom Unternehmenskundenbereich (plus 10,8 Prozent). „Wir verzeichnen allein bei den Unternehmenskunden ein Darlehensneugeschäft von 351 Millionen Euro. Das sind fast 7 Prozent mehr als im Vorjahr“, sagt Stefan Kleiber.
Er sieht das als Zeichen weiter gestiegener Investitionsbereitschaft.
Anteil an den aktuellen Erfolgen hatte auch das Geschäft mit Existenzgründern. Während die Sparkasse in 2017 – dem ersten vollen Jahr, in dem sie spezialisierte Existenzgründungsberatung anbot – 34 Gründungsprojekte erfolgreich begleitete, waren es 2018 schon 63.
Insgesamt 156 Arbeitsplätze wurden in diesen neu gegründeten Unternehmen allein im vergangenen Jahr geschaffen.
Die Darlehensvalutierungen im Privatkundengeschäft der Sparkasse legten gegenüber dem Vorjahr um 11 Millionen Euro auf nunmehr 230,4 Millionen Euro zu. Dabei standen insbesondere Immobilienfinanzierungen im Fokus der Kunden. „Der Trend zum Wohneigentum hält ungebrochen an“, kommentiert Helmut Augustin, der als stellvertretender Vorstandsvorsitzender unter anderem das Privatkundengeschäft verantwortet. Diese Tendenz bestätigen auch die neu abgeschlossenen Bausparverträge mit einem Volumen in Höhe von
147,9 Millionen Euro, rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr. „Der Wunsch, sich die niedrigen Zinsen auch langfristig zu sichern, ist präsenter denn je bei unseren Kunden“, so Augustin. Was auch für die Immobilienvermittlung gilt: 163 Objekte mit Verkaufserlösen in Höhe von
57,3 Millionen Euro konnte die Immobiliengesellschaft der Sparkasse Rhein Neckar Nord 2018 an ihre Kunden vermitteln.
Einlagen trotz Niedrigzins gesteigert – Wertpapiersparen immer beliebter
„Es ist für mich ein Ausdruck von Vertrauen, dass unsere Kundeneinlagen, trotz der niedrigen Zinsen, um rund 60 Millionen Euro auf 3,45 Milliarden Euro angewachsen sind“, findet Helmut Augustin. Zwei Drittel davon sind in Anlageformen mit kurzen Laufzeiten angelegt. „Das ist die Folge der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. In der Hoffnung auf steigende Zinsen führt sie dazu, dass sehr viel Geld in Liquidität gehalten wird. Diese Hoffnungen werden allerdings seit Jahren enttäuscht, was nun sehr langsam zu einem Umdenken in den persönlichen Sparpräferenzen führt“, sagt Augustin mit Blick auf das Wertpapiergeschäft, in dem die Sparkasse ihren Nettoabsatz um 32,6 Prozent erhöhen konnte. „Allein 1 327 regelmäßige Fondssparpläne wurden abgeschlossen, das sind über 25 pro Kalenderwoche.“
Im Bereich der Lebensversicherungen verzeichnete die Sparkasse in 2018 ein Abschlussvolumen von fast 71,2 Millionen Euro (plus 6,4 Prozent). „Im Zuge des Betriebsrentenstärkungsgesetzes erhöhte sich vor allem der Bedarf unserer Firmenkunden zur Versorgung der eigenen Mitarbeiter“, so Helmut Augustin. Bei den Sachversicherungen erzielte die Sparkasse einen Zuwachs von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Abschluss wenig beratungsintensiver Sachversicherungen wie Reise-, Internet- oder Geräteschutz ist mittlerweile auch über die Sparkassen-App möglich.
Pro Monat 400 neue App-Nutzer
Von den insgesamt 151 000 Kundenkonten in der Sparkasse werden 77 000 online geführt (plus 7,5 Prozent). Die Anzahl der Sparkassen-App-Nutzer wuchs um 26,5 Prozent auf 23 500. Allein 2018 waren das pro Monat etwa 400 neue Nutzer. Den stetigen Zuwachs führt der Vorstand auf die einfache Handhabung, die Multi-Banken- Fähigkeit und den Umfang der Funktionen zurück – von Foto- und Echtzeitüberweisung, über das elektronische Postfach bis hin zum elektronischen Safe für vertrauliche Dokumente. „Mein privates Banking wickle ich mittlerweile zu großen Teilen über die App ab.
Sie ist komfortabel, sicher und wurde im vergangenen Jahr zu Recht von der Stiftung Warentest als beste Banking-App ausgezeichnet“, so Helmut Augustin.
An 62 Standorten im Geschäftsgebiet präsent
Neben der digitalen Leistungsfähigkeit ist die Sparkasse mit 32 Filialen und 30 Selbstbedienungs-Standorten in der Region vertreten. Mit den Filialen Neckarstadt und Seckenheim wurden 2018 zwei Standorte neu eröffnet. Das Kunstkonzept der neuen Zweigstellen stammt von dem Mannheimer Fotografen Horst Hamann. Der mit den New York Verticals weltberühmt gewordene Künstler fertigte exklusiv für diesen Zweck eine Werkgruppe, die laut Augustin „einen bildlichen Brückenschlag der Quadrate-Städte Mannheim und New York vornimmt.“ Das Gestaltungskonzept ist außer in den neuen Filialen Neckarstadt und Seckenheim auch in der Hanauer Straße, in Neckarau sowie in einer Galerie am Paradeplatz zu finden. Die aus dem Konzept entstandene Fotoreihe verlegte die Sparkasse gemeinsam mit Hamann als exklusiven Bildband unter dem Titel „MANY“. Im laufenden Jahr liegt der Fokus auf Filialrenovierungen: „Wir bringen unser Filialnetz technisch und gestalterisch auf den neuesten Stand. Das ist wichtig, um in der Fläche leistungsfähig zu bleiben. Eine kundenfreundliche und dennoch auf maximale Diskretion ausgerichtete Gestaltung ist nicht nur unser Anspruch, sondern auch das, was die Kunden von uns erwarten dürfen“, erklärt Helmut Augustin.
Sparkasse schafft studentischen Wohnraum – Café am Paradeplatz kommt
Neben den baulichen Maßnahmen im Filialnetz, entstehen unter der Regie der Sparkasse vier neue Wohnungen in bester Lage Mannheims, die als studentischer Wohnraum genutzt werden sollen. „Unsere Quadratestadt ist mit der Universität und ihren zahlreichen Hochschulen ein attraktiver Studienort. Doch wer zum Studium hierher kommt, steht schnell vor dem Problem des knappen Wohnraumangebots“, sagt Stefan Kleiber und kündigt an:
„Alle vier Wohnungen werden WG-tauglich und bieten Platz für insgesamt 16 Studierende.“ Auf ebenfalls neues Terrain wagt sich die Sparkasse mit dem S-Café, das im Laufe des Frühlings neben der Filiale Paradeplatz in D 1 eröffnen soll. Mit dem etwa 50 Plätze inklusive Außenbereich fassenden Café, das an einen externen Betreiber verpachtet wird, soll für eine Aufwertung des Areals um den Paradeplatz gesorgt werden.
400 000 Euro für gemeinnützige Organisationen
„Einen Teil unseres wirtschaftlichen Erfolgs in die Region zurückzugeben, ist Bestandteil unserer Philosophie“, sagt Stefan Kleiber. So hat die Sparkasse gemeinnützige Organisationen in ihrem Geschäftsgebiet durch Spenden und Sponsoring im abgelaufenen Geschäftsjahr mit mehr als 400 000 Euro unterstützt. „Doch mit der bloßen Übergabe von Spendenschecks ist es heute nicht mehr getan“, findet der Vorstandsvorsitzende, der mit der 2017 gegründeten Stiftergemeinschaft auch andere dazu animieren möchte, gemeinnützig aktiv zu werden.
„Mit der Stiftergemeinschaft erreichen wir langfristig deutlich mehr, als durch alleiniges Spenden. Unsere spezialisierten Stiftungsmanager erleichtern es den Menschen, selbst als Stifter aktiv zu werden. Das gilt für jeden, der sein Lebenswerk gemeinnützig und nachhaltig sichern und Gutes tun möchte.“ Laut Kleiber ist dies ab einem Euro als Spende möglich, ab 5 000 Euro als Zustiftung und ab 25 000 Euro als zweckgebundener Stiftungsfonds unter dem eigenen Namen. Soll, wie bei der Bülent Ceylan für Kinder Stiftung und der Franziska van Almsick Stiftung, eine eigene Treuhandstiftung errichtet werden, so ist das ab 100 000 Euro realisierbar.
Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr optimistisch
„Bereits 2017 begannen unsere Maßnahmen, den Rückgang der Erträge aus der kleiner werdenden Zinsspanne aufzufangen, zu greifen. Im letzten Jahr bestätigte sich dieser Trend und ich bin mir sicher, dass er sich auch
2019 fortsetzt“, blickt Stefan Kleiber optimistisch auf das laufende Geschäftsjahr. Zwar glaubt auch er, dass sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland rückläufig entwickeln wird, doch ein abruptes Ende der Wachstumsphase erwartet er nicht. Ebenso wenig ein Ende der Niedrigzinsphase. „Natürlich wird auch das aktuelle Jahr schwierig. Das Umfeld lässt auch gar keine andere Prognose zu. Doch wir sind sehr gut vorbereitet.“
Bildunterschrift:
Der Vorstand der Sparkasse Rhein Neckar Nord (v. l.): Helmut Augustin, Stefan Kleiber und Ulrich Sonntag.