Barbara Bandel: Dadurch, dass ich schon sehr lange Teil der Mannschaft bin und zu den alten Hasen gehöre, hat mich Nadine auch schon in der Vergangenheit oft einbezogen. Auch Jo stand ihr schon früher beiseite und hat sowohl auf als auch neben der Matte immer 100 Prozent eingebracht. Wir wussten daher beide, dass der Job, den Nadine gemacht hat, immens aufwendig ist und wir aktuell vor allem zeitlich nicht in der Lage wären, diese Aufgabe alleine zu stemmen. Ich bin sehr froh über die Idee der Doppelspitze und dass ich Jo an meiner Seite habe. Momentan sind wir noch in der Findungsphase, jede bringt sich ein, unterstützt die andere, ist sich aber auch nicht zu schade, um Hilfe zu bitten oder auch bei der „Altmeisterin“ um Rat zu fragen. Jo ist noch viel näher an den Athletinnen dran als ich, da sie als Mitglied in der Nationalmannschaft bei Wettkämpfen und Trainingslagern viel Zeit mit den Kämpferinnen verbringt.
Wie schwierig wird es für euch sein, die Nachfolge einer so erfolgreichen Teamchefin anzutreten?
Johanna Müller: Wie bereits gesagt, hinterlässt Nadine riesige Fußabdrücke. Sie hat das Team groß gemacht und die bisherigen Erfolge eingefahren. Es wird schwer, dem gerecht zu werden, aber wir werden unser Bestes geben und wollen sie stolz machen. Es ist aber auch toll, so ein starkes, eingeschworenes Team zu übernehmen, da fallen kleinere Fehler unsererseits nicht so ins Gewicht.
Barbara Bandel: Nadine war nicht nur auf sportlicher Ebene erfolgreich, sondern sie versteht es auf außergewöhnliche Weise, auch neben der Matte für alle da zu sein. Im Zwischenmenschlichen ist sie ein absoluter Gewinn und ein großes Vorbild für mich. Daher gibt es zwei sehr hohe Messlatten: der sportliche Erfolg ebenso wie das Team zu stärken, die Truppe so fabelhaft zusammenzuhalten und immer wieder junge, motivierte und charakterlich passende Sportlerinnen für uns zu gewinnen.
Ist es für euch persönlich auch eine Umstellung, in dem Team, dem ihr schon lange angehört, jetzt diese neue Rolle zu haben? Ändert dies das Verhältnis zu den anderen Teammitgliedern? Johanna Müller: Es ist eine riesige Umstellung. Ich bleibe als Kämpferin im Team, muss aber gleichzeitig Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Ich hoffe, dass ich diesen Spagat gut meistern werde. Ich denke, das Verhältnis wird sich ändern, da man als Chefin schon eine andere Position hat, Aber ich hoffe, dass es so harmonisch bleibt, und ich den Job zu aller Zufriedenheit ausfülle.
Barbara Bandel: Selbstverständlich ist es eine immense Umstellung für mich. Als Athletin muss man im Wettkampf alles geben, muss sich aber um die Organisation oder die Aufstellung nicht kümmern. In Zukunft aber werden Jo und ich entscheiden müssen, wer zu welchem Kampftag kommen kann und wer schließlich auf die Matte geht. Das ist eine große Verantwortung. Ich hoffe, dass wir weiterhin das volle Vertrauen des Teams genießen und nah an den Mädels dran sind, auch wenn wir jetzt nicht mehr jeder gerecht werden können.
Was verspricht ihr euch von der kommenden Saison?
Johanna Müller: Wir wünschen uns, dass die Saison erfolgreich wird, das wäre ein super Einstieg für uns. Schön ist, dass wir von allen Seiten Unterstützung haben . Der Verein unterstützt uns, unser Vorsitzender Michael Görgen -Sprau und Geschäftsführerin Gerlinde Görgen sind jederzeit ansprechbar, und Hannah Wehr nimmt uns einen großen Teil der Organisation ab. Das Bundesliga-Finale sollte auf jeden Fall drin sein, wie weit wir kommen: mal schauen. Auch die European Club Championship schwebt im Hinterkopf, das entscheiden wir aber im Laufe der Saison.
Barbara Bandel: Der JSV und auch die Stadt Speyer sind dank Nadine sehr erfolgsverwöhnt. Selbstverständlich wollen wir an diese Erfolge anknüpfen, und wir haben auch eine Mannschaft, mit der alles drin ist. Die Bundesliga-Finalrunde ist auf jeden Fall angepeilt, alles weitere zeigt sich im Laufe der Saison. Auch ein internationaler Start ist nicht ausgeschlossen. Gleichzeitig wollen wir versuchen, immer wieder eigenen Nachwuchs aus dem Verein und der Region in die Mannschaft zu integrieren und ihnen Einsätze zu geben. Das bedeutet, es kann auch mal zu Niederlagen kommen. Die nehmen wir dann aber als Mannschaft und als Verein in Kauf und wachsen daran.