Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar.Mittwoch, 20.09.2017: Die Rechtsanwältin Ruhan Karakul hat das Ergebnis der Untersuchungen vorgestellt, die sie zusammen mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young durchgeführt hatte.
Ende April 2017 war auf youtube die rnv belastendes Material von einem ehemaligen Mitarbeiter des Unternehmens veröffentlicht worden. Mitte Juni hatte die Bildzeitung letztmals hierzu berichtet. Die rnv Geschäftsführung hatte unmittelbar nach Bekanntwerden der schweren Vorwürfe gegen das Unternehmen Rechtsanwältin Ruhan Karakul als Ombudsfrau verpflichtet sowie Ernst & Young als externe Ermittler mit der Unterstützung bei der internen Klärung beauftragt.
Grundlage der Untersuchungen waren neben Video und Datenauswertungen hauptsächlich Befragungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die im Verlauf der Untersuchungen gehört wurden. Ebenfalls wurden Erkenntnisse aus einer vertraulichen „Hinweisgeber“ – Hotline gewonnen, an die sich die Belegschaft der rnv ebenso wenden konnte wie Kunden und Fahrgäste, um die Ermittlungen zu unterstützen.
„Dass sich ein Unternehmen wie die rnv einer solch harten Untersuchung durch externe Dritte öffnet, ist laut der Antidiskriminierungsstelle des Bundes deutschlandweit einzigartig. Klar ist auch, dass eine solche Ermittlung eine Belastung für die Befragten und das Unternehmen darstellt. Ich kann verstehen, dass wir nicht gerade beliebt waren. Wir sind dahin gegangen, wo es wehtut“, sagt Karakul in Ihrem Eingangsstatement.
„In jedem größeren Unternehmen gibt es Mitarbeitende mit rassistischem Gedankengut, eine andere Sichtweise wäre naiv. Der rnv kann das nicht per se zum Vorwurf gemacht werden. Das Unternehmen stellt hier einen Spiegel der Gesellschaft dar. Rassismus ist kein Problem am Rand der Gesellschaft, sondern in unserer Mitte“, so Karakul. „In puncto Rassismusbekämpfung muss jedoch konstatiert werden, dass das Unternehmen nicht konsequent genug gehandelt hat. Wie so oft, geschah dies nicht deshalb, weil man die rassistischen Auffassungen teilte, sondern vielleicht aus Konfliktscheue, Bequemlichkeit und falsch verstandener Kollegialität“, führt Karakul weiter aus.
In den Fällen, in denen Fehlverhalten nachgewiesen werden konnte, hat die rnv arbeitsrechtliche Maßnahmen eingeleitet und Kündigungen ausgesprochen. Neben diesen unmittelbaren Konsequenzen geht es der Geschäftsführung und dem Aufsichtsrat insbesondere darum, derartiges Fehlverhalten mit allen rechtlichen Mitteln zu sanktionieren. Reine arbeitsrechtliche Maßnahmen seien nicht ausreichend, vielmehr müssen ein Strukturwandel und ein Kulturwandel erfolgen, sind sich Ombudsfrau Karakul, Aufsichtsrat sowie Geschäftsführung einig.
„Die rnv hat Ihre subjektive Sicht aufgebrochen und eine neutrale Sicht von außen zugelassen und steht jetzt am Beginn eines langen Weges. Damit kann das Unternehmen auch zu einem Modell für andere Organisationen werden“, so Karakul weiter.
Dazu äußert sich Klaus Dillinger Beigeordneter der Stadt Ludwigshafen für Bau, Umwelt und Verkehr, in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der rnv. „Es sind deutliche Ergebnisse, die schrecklich und nicht zu verharmlosen sind. Wir gehen eine Reihe von Maßnahmen an, die die angesprochenen Probleme bearbeiten. Wir wissen schon jetzt, das wird ein langfristiger und schwerer Prozess. Gerade für ein öffentliches Unternehmen, das jeden Tag Menschen verschiedener Kulturen nicht nur transportiert, sondern auch beschäftigt, ist es wichtig, hier Vorbild zu sein.“
Dillinger bedankte sich bei der Ombudsfrau Ruhan Karakul, bei Ernst&Young sowie bei der rnv-Geschäftsführung für die geleistete Aufklärung. „Der große Aufwand ist richtig und wichtig“, so Dillinger. Der Grundstein für einen dauerhaften, nachhaltigen Prozess, sei gelegt. Die rnv habe Werte, die bereits von vielen Mitarbeitern gelebt werden. Und sie habe Anspruch darauf, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Werte leben. Dillinger bedankte sich auch bei der Öffentlichkeit und der Presse für die Geduld und das Verständnis für die Dauer der Untersuchung. „Es galt, nichts zu verharmlosen und nicht nur an der Oberfläche zu kratzen“, so Dillinger.
rnv-Geschäftsführer Martin in der Beek: „Wir begrüßen ausdrücklich die vorgeschlagene Richtung.“ So werde die rnv neben der Weiterführung der neutralen externen Stelle und der Einführung eines Vielfalts-Managements eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, die die Kulturvielfalt des Unternehmens in den Mittelpunkt stellen. In der Beek: „Wir werden künftig mit aller Entschlossenheit gehen Diskriminierung jeder Art vorgehen. Dies sind wir unseren Fahrgästen und Mitarbeitern schuldig. Die Untersuchung mag einmalig gewesen sein, unsere eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt. Wo kulturelle Vielfalt Alltag ist, hat Rassismus wenig Chancen.“
Quelle: Rhein-Neckar-Verkehr GmbH