Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Strauss „Tod und Verklärung“ und Dvořáks Neunte Sinfonie bilden den Rahmen des 3. Mannheimer Meisterkonzerts, das am 10. Februar um 19.30 Uhr unter der Leitung von Clemens Schuldt im Rosengarten stattfindet. Zugleich steht mit „Cantus“ eine eindrucksvolle Begegnung zwischen Jörg Widmann und Aribert Reimann auf dem Programm. Letzterer widmete Widmann die Komposition, aufgrund seines sanglichen Klarinettenspiels. Das Stück zeichnet die erstaunlich enge Verwandtschaft zwischen dem Klang der menschlichen Stimme und der Klarinette effektvoll nach und ist darüber hinaus beredtes Zeugnis einer besonderen Freundschaft zwischen zwei der bedeutendsten Komponisten unserer Zeit.
„Einen bedeutenden Fortschritt auch in der Wahl meines künstlerisch zu gestaltenden Stoffes“. Mit diesen Worten kündigte Richard Strauss seine neue Tondichtung „Tod und Verklärung“ 1889 an. „Es ist ja schwer zu entscheiden, inwieweit der Künstler auch für seinen Stoff verantwortlich ist, derselbe drängt sich ihm eben mit unabwendbarer Notwendigkeit auf, und das ‚Wie‘ der Gestaltung ist des Künstlers nächste Frage […] Die ‚höhere Verantwortlichkeit‘, von der Schopenhauer so schön am Schlusse seines ersten Buches der Ehtik: ‚von der Freiheit des Willens‘ spricht, hat auch hierauf Bezug.“ Seit seinem Engagement in Meiningen war der dortige Konzertmeister Alexander Ritter für Strauss zur geistigen Autorität geworden. Als Exeget Schopenhauers, als Mittler der Welten von Wagner und Liszt verfasste er ein Gedicht, das Strauss als Vorlage für seine naturalistische Schilderung des Todes verwendete.
Es ist eine glückliche Fügung, dass sich bei diesem 3. Mannheimer Meisterkonzert Jörg Widmann und Aribert Reimann musikalisch begegnen. Ersterem galt unser Komponistenportrait in der vergangenen Spielzeit, Reimann gibt uns in der aktuellen Saison die Ehre. Reimann und Widmann sind nicht nur Komponistenkollegen, sondern sie verbindet auch eine Freundschaft als Komponist und Interpret. Mit seinem Werk „Cantus“ schrieb Reimann ein Werk für den Klarinettisten Jörg Widmann, vollends abgestimmt auf seine unvergleichliche Virtuosität, sein herausragendes Instrument und seine musikalische Hingabe. Für Reimann ist der Gesang existenziell, „um in Schichten des Bewusstseins vorzudringen, die mit der Ratio allein nicht aufzuschließen sind.“ So ist es keine Überraschung, dass die Wahl des Komponisten, die Wunschbesetzung für „Cantus“ betreffend, auf Jürgen Widmann fiel. Wie kein zweiter drückt er mit seinem Instrument eine ganze Palette an musikalisch gewordenen Emotionen aus und schafft so eine direkte Verbindung zum Hörer.
„Inwieweit ist der Künstler für seinen Stoff verantwortlich?“ Nicht nur Richard Strauss ließ diese Frage aufkommen. Sinfonische Meisterwerke bedürfen oft nicht nur der inneren Inspiration des Komponisten, sondern auch eines äußeren Impulses. Neue Lebensumstände oder ein besonderer Auftrag wären solche Auslöser, die auch Antonín Dvořák zu seinem ‚Mammutwerk‘, der Neunten Sinfonie „Aus der neuen Welt“ verhalfen. Für einen fulminanten Abschluss des 3. Mannheimer Meisterkonzerts, lässt die Staatsphilharmonie dieses Werk mit böhmisch-amerikanischen Timbre im Rosengarten Mannheim erklingen und folgt den Worten des Komponisten: „Den Einfluss von Amerika muss ein jeder, der Gespür hat, herausfühlen …”.
Die Mannheimer Meisterkonzerte sind gewissermaßen ein kleines Nachwuchsfestival mit Künstlern, die auf dem Weg zu einer internationalen Karriere sind. Nach der Pianistin Sophie Pacini und dem Cellisten Julian Steckl, steht nun der junge Dirigent Clemens Schuldt auf dem Podium. Der gebürtige Bremer Clemens Schuldt. Seit dem Gewinn des Donatella Flick Dirigerwettbewerbs 2010 hat sich der gebürtige Bremer zu einem der spannendsten jungen Dirigenten Deutschlands entwickelt und machte sich schnell bei den renommiertesten Orchestern auf der ganzen Welt eine Namen. In Großbritannien ist Schuldt ein gern gesehener Gast und debütierte kürzlich bei BBC Philharmonic Orchestra, Royal Scottish National Orchestra und Philharmonia Orchestra. Außerdem war Clemens Schuldt ein Jahr lang Assistant Conductor des London Symphony Orchestra, wo er mit so renommierten Dirigenten wie Sir Colin Davis, Valery Gergiev und Sir Simon Rattle arbeitete. Umso mehr freut sich die Staatsphilharmonie, dass Clemens Schuldt nun auch das Dirigentenpult in der Metropolregion an sich genommen hat!
Die Konzertdaten auf einen Blick:
Freitag, 10. Februar 2017, 19:30 Uhr
Mannheimer Meisterkonzerte
3. Sinfoniekonzert
Mannheim, Rosengarten, Musensaal
Clemens Schuldt, Dirigent
Jörg Widmann, Klarinette
Richard Strauss, „Tod und Verklärung“
Aribert Reimann, Cantus für Klarinette und Orchester
Antonin Dvořák, Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op.95 „Aus der neuen Welt“
Konzerteinführung: 18:45 Uhr im Stamitzsaal