Ludwigshafen/Metropol Rhein-Neckar. Nicolas Stemanns 2012 zum Berliner Theatertreffen eingeladene Inszenierung von Faust I ist am Donnerstag, 10.11.2016 um 19.30 Uhr im Rahmen der Werkschau des Thalia Theaters Hamburg im Theater im Pfalzbau zu sehen. Johann Wolfgang von Goethes sprachmächtiges Drama liest der Regisseur als inneren Monolog, als Bewusstseinsstrom eines einzigen Individuums, das, an der Schwelle zur Moderne stehend, mit seinem Drang nach Fortschritt und Selbstbestimmung ringt. Er betont die Ambivalenz dieser Figur, die große Schuld auf sich lädt und die Konsequenzen ihres Handelns nur zu gern verdrängt. Die Widersprüchlichkeit der Standpunkte, der Streit zwischen dem Menschlichen und dem Diabolischen, die reine Liebe und der jede Verant-wortung von sich weisende Egoismus – all das sind in dieser Inszenierung Facetten eines Menschen, der versucht, mit sich selbst ins Reine zu kommen.
Den komplexen Texten und Szenen Goethes begegnet Nicolas Stemann mit Purismus. Für Faust I braucht er nur zwei Darsteller und eine Darstellerin. Auf der mit wenigen Requisiten ausgestatteten Bühne (Thomas Dreißigacker, Nicolas Stemann) und in den heutigen Kostü¬men von Marysol del Castillo zeigen die drei grandiosen Akteure Sebastian Rudolph, Philipp Hochmair und Patrycia Ziolkowska großes Schauspielertheater, das sich voll und ganz auf Goethes Dichtung konzentriert. Unterstützt werden sie von Friederike Harmsen (Gesang) und Franz Rogowski (Tanz) und von den Musikern Sven Kaiser, Thomas Kürstner und Sebastian Vogel, Burkhard Niggemeier. Eine treffendere Umsetzung für das Drama eines Menschen, der nicht nur in seiner engen Studierstube, der vor allem in sich selbst gefangen ist, ist kaum denkbar. Und so entwickelt sich Faust I ausgehend von der Lektüre des ‚Reclam-Heftes zu einem inhaltlich wie atmos¬phärisch äußerst dichten, berührenden Texttheater, einem einzigartigen Theater¬ereignis.
Preise 40 € / 34 € / 28 € / 22 €