Ludwigshafen/Metropolregion Rhein-Neckar.Schnee
Mit dem Schauspiel Schnee nach dem Roman von Orhan Pamuk als Gastspiel des Thalia Theaters Hamburg werden am Freitag, 14.10.2016 um 19.30 Uhr die Festspiele Ludwigshafen 2016 sowie der Themenschwerpunkt OFFENE WELT eröffnet.
In der Romanvorlage reist der Icherzähler, ein Schriftsteller, nach vielen Jahren des Exils in die ostanatolische Grenzstadt Kars, um seine Studentenliebe wiederzusehen, aber auch, um als Journalist eine Reihe religiös motivierter Selbstmorde junger Frauen in der Region zu recher-chieren. Regisseur Ersan Mondtag, soeben von der Zeitschrift Theater heute zum Nachwuchsregisseur des Jahres gekührt, stellt die verschiedenen Szenen nicht konkret nach, sondern er wählte eine abstrahierende und zugleich sinnlich faszinierende Inszenierungsform, in der durch Musik und monologisierendes bzw. chorisches Sprechen eine hohe Intensität entsteht, die die Zuschauer verzaubert. Klug filterte er zentrale Motive und Themenblöcke aus dem Roman und setzt diese in einem türkisfarbenen Oktagon mit gemusterten Fliesen (Bühne: Paula Wellmann) gleichsam choreographisch in Szene.
Die sieben Darsteller (Marie Löcker, Cathérine Seifert, Pascal Houdus, Thomas Niehaus, Steffen Siegmund, Tilo Werner, Sebastian Zimmer) stehen mit hoch aufgetürmten, zerzausten weißen Perücken und in schwarze, lange Gewänder gehüllt (Kostüme: Josa David Marx), eng aneinander geschiegt in der Bühnenmitte. Wie ein lebender Organismus, ein perfekt aufein-ander abgestimmtes System bewegen sie sich in einer Art Ritual über die Bühne, bilden immer wieder neue Formationen, summen, stehen stumm und lauschen auf die sphärische Musik (Max Andrzejewski). So verweist Mondtag auf Machtstrukturen, kollektive Zwänge, Massen-phänomene. Stets sind die Mitwirkenden Teil eines nicht näher definierten Ganzen, konkrete Personen lösen sich in einem assoziativen Geschehen auf, das einen eigenen Bilderzauber ent-faltet und Assoziationsräume öffnet. Viele Bilder lassen sich nicht sofort entschlüsseln, und dennoch entsteht aus akustischen und visuellen Signalen, komödiantischen Szenen, Bewe-gungen von abrupten Stopps und Beschleunigung eine dynamische und zugleich distanzie-rende Darstellungsform, eine Art „Lehrstück des Gefühls“, das noch lange nachhallt.
Zur offiziellen Eröffnung der Festspiele Ludwigshafen laden Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg und Intendant Tilman Gersch um 19.00 Uhr ins Gläserne Foyer. Hier fin-det im Anschluss an die Vorstellung auch ein feierlicher Empfang der Pfalzbau Freunde statt.
Preise 40 € / 34 € / 28 € / 22 €