Ludwigshafen/Metropolregion Rhein-Neckar.
(gek) „Schreib´ das“, flachste David Schmidt, „dass ich drei Mann auf mich gezogen habe, und dann musste er den nur noch reinmachen, er konnte gar nicht anders als treffen.“ Und der Linkshänder der Rothemden setzte dabei ein ganz breites Grinsen auf. Das Team von Ben Matschke wollte in der Partie beim TSV Bayer Dormagen unbedingt, dass sich auch Simon Schleidweiler in die Torschützenliste einträgt. Denn das Rückraumtalent der TSG feierte im finalen Match der Spielzeit 15/16 sein Debüt in der 2. Bundesliga. Und tatsächlich – der Youngster markierte in der Schlussminute den letzten Saisontreffer der Eulen und war ein gefeierter Mann. Die Pfälzer, von über 50 Fans kräftig unterstützt, gewannen bei der Mannschaft von Tobias Plaz schließlich mit 31:28, sammelten die Auswärtspunkte 22 und 23 und zogen mit dem insgesamt 27. Zweier mit dem Rangdritten HSC 2000 Coburg gleich. Ein Glückwunsch geht an Jan Gorr und seine Formation, die neben Erlangen und Minden den Aufstieg aufgrund des besseren Torverhältnisses geschafft hat – alles Gute in der ersten Liga. Gleichwohl bleibt festzuhalten: Was das Trainerteam um Ben Matschke und seine Auswahl heuer geleistet haben, ist einfach phänomenal: Chapeau!
Die Anfahrt nach Dormagen erwies sich als ein Wettrennen mit der Zeit. Als unwetterartige Niederschläge den Autobahnverkehr auf der A61 zum Erliegen brachten, verließ der Mannschaftsbus die A61. Die Weiterfahrt auf Land- und Kreisstraßen verlief indes schleppend, und die Uhr tickte erbarmungslos weiter. Schlussendlich war klar, dass ein pünktliches Eintreffen in Dormagen nicht mehr zu schaffen war. Exakt eine halbe Stunde vor Spielbeginn waren Marco Hauk und seine Kollegen an der Spielstätte. Da alle Begegnungen am letzten Spieltag zeitgleich angeworfen werden, war ein verspäteter Beginn nicht möglich.
Als das Match angepfiffen wurde, waren die TSG-Akteure nicht einmal vollzählig. Ein Aufwärmen fand zuvor im Kabinengang und auf dem Hallenparkett statt, was selbstredend alles andere als eine optimale Vorbereitung auf die letzten 60 Spielminuten war. Der künftig im Friesenheimer Trikot auflaufende Alexander Feld eröffnete den Torreigen, was freilich die einzige Führung des TSV bleiben sollte. Patrick Weber, der immer wieder als vorgezogener Akteur agierte und so nicht nur den Spielfluss des Gegners hemmte, sondern auch Ballgewinne zu verzeichnen hatte, machte mit einem Doppelschlag gleich einmal klar, welches Ziel die TSG hatte: zwei Punkte. Nach Nolls 4:4 traf zunächst Marco Hauk, danach erneut Patrick Weber ins Schwarze. Alexander Feld stellte den Anschluss her, und in den nächsten Minuten nahm Kevin Klier gleich drei gegnerische Würfe weg, musste aber in der 17. Minute dennoch das 6:6 hinnehmen. Mit einem schönen Aufsetzer brachte Nico Büdel seine Farben wieder in Front und läutete einen 5:1-Lauf der Eulen ein. Die Hausherren kämpften und kamen durch Maximilian-Leon Bettin in der 28. Minute zum Anschluss. Im Gegenzug nahm Kai Dippe ein Zuspiel von Nico Büdel auf und wuchtete die Kugel zum 13:11 ein. Björn Marquardt scheiterte in der nächsten Szene an Kevin Klier und Nico Büdel sorgte mit seinem dritten Treffer für den Halbzeitstand.
Nach der Pause blieb die Führung der Matschke-Crew erhalten, die ein, zwei oder drei Tore betrug. Nachdem Robin Doetsch in Überzahl das 16:18 gelungen war, sorgte ein 6:1-Lauf der Eulen für klare Verhältnisse. Zunächst fiel durch Stefan Lex das 16:19, dann netzte Philipp Grimm ein und schloss Niki Claus einen Gegenstoß perfekt ab. Patrick Hüter verkürzte auf 17:21, dem ein klasse Tor von Nico Büdel folgte: Täuschung, Wurf und Treffer. Das nächste Goal machte Philipp Grimm per Konter. Das wohl am herrlichsten herausgespielte Tor gelang Stefan Lex, der nach einem doppelten Kempa als Letzter am Ball war und diesen über die Linie beförderte. Die Eulen führten mit sieben Toren und die Schlussviertelstunde brach an. Roko Peribonio nahm seinen Job zwischen den Pfosten an und damit waren alle 14 Akteure zum Einsatz gekommen. In der 56. Minute machte auch Jonas Kupijai sein Tor, verwandelte Marius Kastening keine zwei Minuten später auch seinen zweiten Siebenmeter und ließ Marco Hauk ein weiteres Mal das Netz erzittern. Und in der Schlussminute kam der Moment, den Simon Schleidweiler nicht mehr vergessen wird – sein erstes Tor nach einem Zuspiel von David Schmidt. Den Endstand markierte Pascal Noll wenige Sekunden vor der Schlusssirene.
„Trotz der widrigen Umstände haben wir ein konzentriertes Spiel gemacht“, sagte Patrick Weber. „Das konnten unsere Fans auch erwarten und das hatten sie auch verdient. Der heutige Sieg ist das unfassbare Ende einer tollen Saison. Obwohl ich mich nun auch auf ein paar freie Tage freue, habe ich schon jetzt Bock auf die nächste Saison.“ Von einem „Start-Ziel-Sieg“ sprach Jonas Kupijai. „Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Hause.“ Debütant Simon Schleidweiler fand, dass „wir eine gute Leistung gebracht haben, auch wenn es in der Chancenverwertung etwas gehapert hat. Im Gesamtbild war das ein verdienter Sieg.“ Co-Trainer Carsten Hoffmann fand, dass „es ein zäher Anfang war, aber ab Mitte der ersten Halbzeit hatten wir Dormagen im Griff. Die Mannschaft wollte heute unbedingt gewinnen und hat nochmals alles rausgehauen. In der zweiten Halbzeit hat sie das clever runtergespielt. Insgesamt war es eine geschlossene Mannschaftsleistung.“ Cheftrainer Ben Matschke freute sich und hatte Lob parat: „Die Mannschaft hat nochmals Charakter gezeigt, obwohl die Vorbereitung auf dieses Spiel sehr bescheiden war. Alle haben ihre Spielanteile erhalten, bis auf Martin haben alle getroffen und unsere Fans sind einfach sensationell. Da hat es sich gelohnt zu fighten für die, die da mitgefahren sind.“ Und fuhr in seiner Analyse fort: „Unsere Rückrunde ist besser als die Hinrunde abgelaufen, wenngleich wir zu jenem Zeitpunkt auch schon Vierter waren. In der Rückrunde waren wir in vielen Spielen der Favorit, und damit ist die Mannschaft gut klargekommen. Sie hat sich schneller weiterentwickelt als zu erwarten war. Alles andere außerhalb der Mannschaft muss wachsen, da sind alle gefordert.“
Die Statistik:
TSV Bayer Dormagen: Jäger, Bartmann; Bettin (5), Muggli (1), Genz (2), Eisenkrätzer, Doetsch (3), Kübler (2), Damm, Noll (4), Hüter (3), Björn Marquardt (3), Dennis Marquardt (1), Feld (4/3); Trainer: Tobias Plaz
TSG Ludwigshafen-Friesenheim: Klier, Peribonio; Grimm (4/1), Claus (1), Lex (3), Kupijai (1), Hauk (3), Schleidweiler (1), Büdel (4), Weber (7), Dippe (2), Slaninka, Schmidt (2), Kastening (3/2); Trainer: Ben Matschke
SR: Van Hoang Chung (Bothfeld) & Jannik Otto (Fredenbeck) ◊ Zuschauer: 1049 ◊ Zeitstrafen (in Min.): 6:6, Dennis Marquardt (21., 23.), Feld (44.) – Kupijai (4.), Hauk (36.), Dippe (50.) ◊ Siebenmeter: 5/3 – 5/4, Feld scheitert an Peribonio (50.), Bettin trifft das Gebälk (60.) – Jäger hält gegen Grimm (53.) ◊ Team-Time-out: 17:15, 43:10, 52:17 – 25:34
Spielfilm: 2:2 (6.), 4:6 (11.), 6:8 (19.), 7:11 (23.), 10:12 (26.), 11:14 (HZ) – 14:15 (34.), 16:21 (40.), 17:24 (45.), 21:25 (49.), 23:28 (56.), 28:31 (Ende)
Foto Harry Reis:
Kai Dippes Tore sind noch schöner als die Musik, die er im Mannschaftsbus auflegt.