Odenheim – Am Sonntag, dem 7.12.2014, feierte der Kirchenchor St. Michael Odenheim sein 280jähriges Bestehen mit einem Adventskonzert.
In stimmungsvoller Atmosphäre – das Kirchenschiff wurde in Kerzenlicht getaucht – wurde der Abend mit dem Concerto grosso op. 6 Nr. 8 von Arcangelo Corelli eröffnet. In dem speziell für die Weihnachtszeit komponierten Konzert spielten sich die Instrumentalsolisten (Ulrike Braun und Ute Baumann, beide Violine, Roselore Poigné-Blendinger, Violoncello) und das Kammerorchester Cappella Michaelis die musikalischen „Bälle“ zu. Ein musikalischer Leckerbissen war hierbei natürlich die berühmte Pastorale, mit der dieses Werk abschließt.
Danach konnten die Besucher der voll besetzen Kirche in der Kantate „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ von Georg Philipp Telemann zum ersten Mal dem „Jubilar“ lauschen. Choräle und Chöre wechselten sich mit den von Matthias Eschli (Bass) gesungenen Rezitativen und Arien ab.
Eine echte Entdeckung waren „Danse Sacrée – Danse Profane“ des Impressionisten Claude Debussy für Harfe und Streichorchester. Solistin des anspruchsvollen Harfenparts war Frauke Adomeit. Das 1904, an der Schwelle zur Neuen Musik, entstandene Werk lebt von aparten Klangfarben. Über den sich ablösenden weich, expressiv gespielten Melodien mit gezupften und rhythmischen Passagen der Streicher entfaltete sich der virtuose Part der Harfe.
Hauptwerk und Höhepunkt des Abends war das „Oratorio de Noël“ des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns. Er vollendete die Komposition 1860 bereits im Alter von 25 Jahren. Allerdings mussten Druck und Uraufführung noch 9 Jahre warten. Den 10 Sätzen des Oratoriums liegen biblische Texte in lateinischer Sprache zu Grunde. Die neutestamentlichen Texte entstammen dem Lukas- und dem Johannes-Evangelium, die alttestamentlichen Texte sind den Psalmen, dem Buch Jesaja und den Klageliedern entnommen. Zusammengestellt wurden die Textauszüge nach liturgischen Gesichtspunkten. Die Komposition zeigt verschiedene musikalische Einflüsse. Für den ersten, rein instrumentalen, Satz gibt Saint-Saëns selbst in der Partitur an, diesen im Stil Johann Sebastian Bachs geschrieben zu haben. Im rezitativischen Beginn des zweiten Satzes klingt liturgisches Psalmodieren an. Tenor (gesungen von Dieter Hauß) und Alt (Monika Keggenhoff) erzählen die Weihnachtsgeschichte. Der Chor schlüpft in die Rolle der himmlischen Heerscharen. Anklänge an romantische Opernarien finden sich in der Tenorarie „Domine, ego credidi“ (Herr, ich glaube, dass du Christus bist, der in die Welt gekommen ist). Das Bekenntnis wird von einem 4stimmigen Frauenchor, welcher als Fernchor vom Hochaltar aus erklang, bekräftigt. Der harmonische Charakter der Musik erinnert immer wieder an die Klangsprache Felix Mendelssohn-Bartholdys. Ebenso die Dramatik in dem beeindruckenden Chor „Quare fremuerunt gentes“ (Warum toben die Nationen). Danach kehrte in dem gemächlich dahin fliesenden „Gloria Patri“ wieder Ruhe ein. Eine ganz eigene Wirkung entfaltete auch die instrumentale Besetzung mit Harfe und Orgel (Thomas Weidemann) in dem sich anschließenden Trio zwischen Sopran (Christiane Fiedler), Tenor und Bass. Vervollständigt wurde das Solistenquintett durch die Mezzosopranistin Sonja Dussel. Das Werk endete mit dem festlichen Chor „Tollite hostias“.
Nach anhaltenden stehenden Ovationen verabschiedeten sich die Akteure unter dem Dirigat von Markus Braun mit dem mitreißenden und feierlichen Schlusschor aus Georg Friedrich Händels Oratorium „Judas Maccabäus“ als Zugabe.
Rike Schnittker