Mannheim/ Metropolregion Rhein-Neckar. Finanzielle Unterstützung für Migrationsberatung gefordert
Der Caritasverband Mannheim und das Diakonische Werk fordern von der Stadt Mannheim eine finanzielle Unterstützung ihrer Migrationsberatung aus dem Integrationsfonds. Das haben die beiden Träger gestern bei einem gemeinsamen Pressegespräch mitgeteilt. Mit der so genannten Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer erfüllen die beiden Träger einen gesetzlichen Auftrag nach dem Zuwanderungsgesetz. Allerdings werden die Kosten dafür lediglich vom Bund bezuschusst, 40 Prozent tragen Caritas und Diakonie selbst durch eigene Mittel. Durch Personalkostensteigerungen wird die Migrationsberatung für die Träger immer teurer, denn die Zuschüsse sind gleich geblieben.
Hinzu kommt, dass die vorhandenen Stellen nicht ausreichen, weil die Zahl der Klienten stetig steigt und die Beratungsthemen immer komplexer werden. Deshalb fordern die beiden kirchlichen Träger auch Mittel für zusätzliche Personalstellen. „Es ist ein christlicher Auftrag, sich um diese Menschen zu kümmern. Aber der Staat muss sich auch angemessen daran beteiligen“, sagt Diakonie-Direktor Peter Hübinger. „Wir brauchen von der Stadt eine größere Unterstützung der Migrationsberatung“, fügt Caritas-Vorstandsvorsitzende Regina Hertlein hinzu. „Integration ist kein Selbstläufer. Für ein gelingendes Zusammenleben verschiedener Kulturen braucht es Engagement – auch finanzielles.“ Die Mittel dazu sehen die beiden kirchlichen Träger im Integrationsfonds.
Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer steht allen Migranten offen, die eine Aufenthaltserlaubnis haben. Die Mitarbeiterinnen von Diakonie und Caritas beraten und begleiten sie bei der Integration in Deutschland. Sie sorgen dafür, dass die Menschen an Integrationskursen teilnehmen können, beantragen Sozialleistungen, helfen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, organisieren den Nachzug der Familie, unterstützen bei der Berufsanerkennung und beraten in rechtlichen Fragen sowie in Trennungs- und Scheidungsfällen.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat dafür beim Caritasverband 1,25 Personalstellen und bei der Diakonie 0,4 Personalstellen vorgesehen. „Das war immer schon zu wenig“, sagt Caritas-Abteilungsleiterin Sigrid Kemptner. „Was wir machen, ist viel mehr als Beratung, man könnte es Integrationsmanagement nennen.“ Und die Zahl der Klienten ist gestiegen: in den vergangenen drei Jahren bei der Caritas um 31 Prozent, bei der Diakonie um 5 Prozent. 2014 verstärkt sich dies noch: Allein im ersten Quartal 2014 kamen zur Diakonie 62 neue Beratungsfälle, das sind 78 Prozent der gesamten Vorjahreszahl. Bei der Caritas kamen im ersten Quartal 147 neue Klienten, fast die Hälfte der Zahl wie im ganzen Jahr 2013.
Pro Klient finden im Durchschnitt drei bis vier Beratungen statt. Eine Beratung dauert ein bis zwei Stunden. „Die Inhalte haben sich verändert“, berichtet Migrationsberaterin Regine Nock-Azari von der Diakonie. Insbesondere Probleme mit der Berufsanerkennung und dem Familiennachzug nähmen viel Zeit in Anspruch. „Gerade bei Afrikanern gibt es oft dramatische Situationen, wenn beispielsweise der Mann als anerkannter Flüchtling hier bleiben darf und seine Frau und Kinder noch in einem Flüchtlingslager in Afrika sind.“
Aber statt die Arbeit der etablierten Migrationsberatungsstellen zu unterstützen, nutze die Stadt Mannheim den Integrationsfonds dazu, Parallelstrukturen aufzubauen, kritisiert Sigrid Kemptner. „Es werden Personalstellen bei der Stadt geschaffen, obwohl wir solche Stellen bei der Migrationsberatung haben. Wir wurden überhaupt nicht eingebunden. Das verstehe ich nicht. “ (juk)