Speyer/ Metropolregion Rhein-Neckar.Frankfurter Dokumentarfilmer Enzio Edschmid bietet Einblick in die Speyerer Zeitgeschichte der 1970er Jahre
Am 21. Mai, 18.30 Uhr entführt das Stadtarchiv im Rahmen der „Mittwochabend-Vorträge“ in das Speyer der 70er Jahre. Im Historischen Ratssaal wird der mehrfach preisgekrönte Film „Wachsam Tag und Nacht“ (1977) des Frankfurter Dokumentarfilmers Enzio Edschmid über den Existenzkampf der Pfalz-Flugzeugwerke gezeigt. Neben Enzio Edschmid stehen auch ehemalige Mitarbeiter der Frankfurter Filmgruppe „Arbeit und Film“ als Gesprächspartner zur Verfügung. Die Gruppe produzierte zu Beginn des Arbeitskampfes einen kurzen Solidaritätsfilm, der in Hunderten von Bürgerversammlungen gezeigt wurde. Er machte Mut und sorgte für eine positive Stimmung. Sie begleiteten den Arbeitskampf über 3 Jahre mit der Kamera und trugen so das Filmmaterial von „Wachsam Tag und Nacht“ zusammen. Neben der Filmvorführung werden im Rathaus Dokumente und Fotos präsentiert. Im Anschluss an die Filmvorführung kann der Austausch mit Zeitzeugen bei einem Glas Wein vertieft werden.
Mitte der 1970er Jahre kämpften in Speyer rund 1700 Flugzeugbauer gegen die Schließung der Pfalz-Flugzeugwerke – die damals seit ihrer Fusion mit der niederländischen Fokker-Firma als „Vereinigte Flugtechnische Werke Fokker“ (VFW Fokker, Speyer) firmierten. Das Speyerer Werk wurde als unrentabel betrachtet – und es begann ein erstaunlicher Existenzkampf, der vielen älteren Speyerern noch im Bewusstsein ist. Mit Unterstützung der IG Metall mobilisierten die gewerkschaftlichen Vertrauensleute die Bevölkerung in der gesamten Region und schufen sich Bündnispartner in den Kirchen, im DGB und in der Politik. Eine besondere Rolle in diesem Arbeitskampf spielten die Frauen, die in der heißen Phase des Arbeitskampfes das Werk Tag und Nacht bewachten, um den Abtransport wichtiger Maschinenteile zu verhindern. Dieses erste „Bündnis für Arbeit“, wie es später scherzhaft genannt wurde, war nachhaltig erfolgreich. Die Schließung des Werks konnte verhindert werden. Entscheidend für den Erfolg war die Motivation der Belegschaft und ihr Wille, den Kampf nicht für eine Abfindung, sondern tatsächlich für den Erhalt der Arbeitsplätze zu führen.