Speyer (is)/ Metropolregion Rhein-Neckar. „Die Freude des Evangeliums spüren“
Gedenken an die Amtseinführung von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Papstsonntag – Persönliche Erinnerungen als Appell zum Glauben
„Du bist das Licht, das die Finsternis vertreibt.“ Diesen Leitsatz gab Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann den Gläubigen mit auf den Weg, die am Sonntagmorgen zum Pontifikalamt im Speyerer Dom gekommen waren. Der Papstsonntag gab gleichzeitig Anlass zum Gedenken an die Einführung Wiesemanns als Bischof in Speyer vor acht Jahren. In einer engagierten Predigt motivierte er durch persönliche Erinnerungen zum Glauben an Jesus Christus.
Sein eigenes Leben legte Wiesemann zugrunde beim Aufruf zur Suche nach Gott, der das Licht bedeutet. Bedeutend sei das Wissen, dass Gott die Menschen führt und leitet. „Ich habe selbst immer wieder festgestellt, dass ich nicht allein den Plan für mein Leben schreiben konnte“, so Wiesemann, der am 30. März 1984 an seiner Studienstätte Rom zum Diakon geweiht wurde. „Das“, erklärte er, „war die erste wichtige Indienstnahme, die Gott mir gegeben hat.“
Begleitet in seinem Leben hat ihn das neunte Kapitel des Johannes-Evangeliums, „Der Sehende und die Blinden“. Darin habe er vieles aus seinem eigenen Leben wieder erkannt, merkte der Bischof an. Zwar solle der Mensch die Augen öffnen, nicht blind durchs Leben gehen. Trotzdem dürfe er nicht vergessen, dass Gott ihn immer übersteige. Im Evangelium, das auch beim Pontifikalamt am Sonntag gewählt wurde, sagt Jesus: „Wenn ihr blind wärt, dann wärt ihr ohne Schuld. Weil ihr aber behauptet, Sehende zu sein, bleibt eure Schuld bestehen.“
Auch die Lesungen befassten sich mit Sehenden und Suchenden. „Der Mensch sieht, was vor den Augen ist. Der Herr aber sieht das Herz an“, heißt es im Buch Samuel, 16,7. Das wurde den Gläubigen gleichsam mit auf den Weg gegeben wie die Aussage aus dem Brief des Apostel Paulus an die Epheser: „Das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.“
Die anhaltende Suche nach Gott sei das Größte im Leben der Gläubigen. In Papst Franziskus, der im März vor einem Jahr als neuer Oberhirte der katholischen Kirche auf den Balkon des Petersdomes trat, sah Wiesemann das in besonderer Weise verkörpert. Dennoch werde die Zukunft offen gehalten. Der Papst lasse sich auf die Menschen ein, auf das Leben und die Wirklichkeit.
Nicht vergessen dürfe der Mensch, dass er als Sünder vor Gott trete. „Dagegen stehen die, die meinen, schon alles zu wissen, die nicht einsehen, dass sie schwache Menschen sind“, betonte der Bischof und erinnerte die Gläubigen an ihre Aufgabe zu bezeugen, dass Gott die lebendige Quelle ist: „Wunderbarer, tröstender, geheimnisvoller und liebender als wir selbst“.
Wiesemann unterstrich: „Wir dürfen in das Licht schauen und die Freude des Evangeliums spüren. Das liegt darin, dass Gott uns alles gut bereitet hat und nicht daran, dass wir alles wissen.“
Untermalt mit feierlichen Klängen wurde das Pontifikalamt von der Dommusik Speyer unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori.
