Weinheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Weinheims OB Bernhard und Landrat Dallinger sichern dem scheidenden Forstamtsleiter Dr.Ulrich Wilhelm weitere Unterstützung zu. Es würde nicht wundern, wenn auf einmal ein paar Bäume die Köpfe hängen lassen. Wenn sich ein Mammut-Baum kurzzeitig klein und verlassen vorkommt oder Wassertropfen wie Tränen von den Blättern tropfen. Denn es herrscht Abschiedsstimmung in diesen Tagen im Weinheimer Exotenwald, dem mit 60 Hektar größten zusammenhängenden in Europa. Nach fast 30 Jahren geht Forstmeister Dr. Ulrich Wilhelm in den Ruhestand. Er betreute das dendrologische Kleinod oberhalb des Weinheimer Schlossparks mit großer Akribie und Leidenschaft, die meiste Zeit als Weinheimer Forstamtsleiter, zuletzt als Leiter des Kreisforstamtes des Rhein-Neckar-Kreises. Aber trotz aller Verwaltungsreformen: Der Exotenwald lag dem gebürtigen Freiburger besonders am Herzen. Er verfasste zahlreiche Bücher und Schriften, pflegte die alten Bestände und pflanzte neue nach. „De Exotenwald war Ihr Baby“, so bezeichnete es jetzt Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard, um beruhigend hinzuzufügen: „Wir werden uns auch künftig darum kümmern, dass es genügend zu trinken bekommt.“
Wilhelm hatte den Weinheimer OB und Stefan Dallinger, den Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, jetzt zum letzten Spaziergang durch den Exotenwald eingeladen. „Weil ich Ihnen dieses Stück Wald einfach ans Herz legen will und wissen will, dass es weitergeht“, erklärte er den beiden Behördenchefs und rannte damit offene Türen ein. „Seien Sie gewiss, der Rhein-Neckar-Kreis ist sich dieses Juwels bewusst“, versicherte Landrat Dallinger.
Das spätsommerliche Wetter hätte zu dieser letzten Wanderung nicht passender sein können. Wilhelm erklärte schon am Waldrand deutlich, dass der Exotenwald, der geschichtlich auf die im 19. Jahrhundert im Weinheimer Schloss ansässige Grafenfamilie von Berckheim zurückgeht, zwei Funktionen auf einmal erfüllt. Er ist Erholungswald mitten in der Stadt und erhebt einen wissenschaftlichen Anspruch. Immer wieder habe er Försterkollegen und Dendrologen bei Forschungstouren begleitet, berichtete Wilhelm. Unter anderem gelte der Weinheimer Exotenwald sogar in den USA als forstwissenschaftliches Anschauungsobjekt.
Auch nach 30 Jahren kann der scheidende Forstamtschef von seinem Exotenwald schwärmen. „Hier müssen Sie unbedingt nochmal im Herbst herkommen, der schönste Indian Summer, den Sie sich vorstellen können“, empfahl er an der Kreuzung von Schwarzkiefern- und Weihertalweg.
Und Geschichten konnte er erzählen, von seinen Freunden den Bäumen. Etwa als er mit Hilfe der Weinheimer Feuerwehr im Sahara-Sommer des Jahres 2003 acht Tage die nordamerikanischen Mammut-Bäume bewässerte und trotzdem ein Dutzend von ihnen verlor. Wie er sich mit seiner Frau kabbelte, ob denn der japanische Katsurabaum (auch Kuchenbaum genannt) eher nach Marmor- oder Zwetschgenkuchen rieche, oder wie ihn einmal ein ausgebuffter Holzhändler über den Tisch ziehen wollte, weil er erst nicht wusste, dass der Tulpenholzbaum ein besonderer Rohstoff für den Klavierbau war. Im Moment gehe es dem Exotenwald mit seinen 139 Jahren Lebensalter gut, berichtete der baldige Ruheständler, den es als Pensionär privat wieder nach Freiburg zieht. Allerdings behält er sich vor: „Ab und zu werde ich mir einen Kontrollgang nicht verkneifen können.“ Darauf Bernhard und Dallinger unisono: „Wir freuen uns über jeden Besuch.“
Info: Der Weinheimer Exotenwald ist jetzt im Spätsommer und im Herbst besonders reizvoll. Öffentliche Führungen findenvon April bis Ende Oktober immer samstags um 16 Uhr statt, Treffpunkt am Minigolfplatz im kleinen Schlosshof. Oder nach Vereinbarung mit dem Büro für Stadt- und Tourismusmarketing, Telefon 06201-874450 oder info@weinheim-marketing.de