Viernheim / Metropolregion Rhein-Neckar – “Verborgene Botschaften des Normalen” – Margret Eicher war die erste Künstlerin, die im neugegründeten Kunstverein Viernheim ausstellte. Vor ziemlich genau 10 Jahren zeigte sie im Gewölbekeller ihre Installation „Boygroup“. Eine Dekade später zeigt sie nun u.a. ihre großformatigen Tapisserien, mit denen sie zwischenzeitlich auch international erfolgreich ist.
Die Gobelins in ihrer barocken Bild- und Materialpräsenz beziehen ihre zentralen Motive von aktuellen Medienbildern, Pressefotos und anderen Ikonen unserer Informationsgesellschaft, die in Akten konzeptuell begründeter Piraterie aus öffentlichen Bildresourcen unterschiedlichsten Ursprungs angeeignet wurden.. Der Künstler ist hier nicht Schöpfer, sondern produzierender Rezipient; mittels selektiven Konsums wird eine kulturelle oder politische Aussage getroffen. Die Aneignung als künstlerisch-konzeptueller Akt hat ihren Ursprung in der Collage und Montage. Hier bereits bezieht sie eine kritische und politische Position (Benjamin).
Die Produktion der Tapisserien erfolgt mittels eines digital gestützten Webverfahrens – es handelt sich nicht um „echte” Gobelins, sondern um Zitate dieses historischen wertkonnotierten Mediums; industrielle “Fälschungen”, hergestellt in Belgien, dem Ursprungsland der klassischen Tapisserie und heutiger Souvenir-Repliken.
Monumentale Wandteppiche, von der Intensität des sinnlichen Ausdrucks heutigen Großbildschirmen vergleichbar, gehören zu den eindrucksvollsten Bildmedien der höfischen Gesellschaft des 16. und 17. Jahrhunderts. Als Träger mythologischer, gesellschaftlicher und politischer Darstellungen erschienen sie überall dort, wo Position und Macht, Tradition und Glaube demonstriert wurden. Der aristrokratische Gobelin war unter diesem Gesichtspunkt ein Vorläufer des heutigen meinungsprägenden Medienbildes
In der konfrontierenden Zusammenführung des historischen Repräsentanzmediums und heutiger Kommunikationsmedien wird die Macht des Bildes untersucht, die Tragweite verschlüsselter, aber komplexer Wertaussagen und Weltbilder befragt. Die Neuinszenierung der barocken Tapisserie in einer medienkünstlerischen Position gewinnt vor dem Phänomen einer global kommunizierenden „Feudalgesellschaft” mit „Majestäten” aus Politik und Wirtschaft, Showbusiness und Sport eine hintergründige kritische Ironie.
“Verborgene Botschaften des Normalen ” – Margret Eicher
17. April – 30. Mai 2010
Kunstverein Viernheim
Ausstellungsort Kunsthaus
Rathausstr. 36 – 68519 Viernheim
Eröffnung: Freitag, den 16. April um 19 Uhr – im Kunsthaus, Rathausstr. 36
Begrüßung: Fritz Stier (Kunstverein Viernheim)
Einführung: Dr. Reinhard Spieler (Direktor Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen/Rh.)
www.kunstverein-viernheim.de
orgabuero@kunstverein-viernheim.de
Tel. 06204-6080369
Öffnungszeiten: Do + Fr 15-18 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr u. nach Vereinbarung – Sonderöffnung: Sonntag 30.Mai: 13:00-18:00