Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – 25 Jahre „Frauen-Power“ im Fahrdienst
„Von zarter Hand sicher gelenkt“ stand gut sichtbar auf dem Schild im Seitenfenster und gleich daneben zeigte ein großes Schwarz-Weiß-Bild, wer damit gemeint ist: 20 Damen hatten am 14. Mai 1984 als Straßenbahnfahrerinnen in Mannheim ihre Ausbildung begonnen. Neun von ihnen sind auch heute noch im Dienst bei der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH und hatten daher allen Grund, an diesem Samstag ihr silbernes Dienstjubiläum in einer besonders geschmückten Straßenbahn zu feiern.
Bild – Es handelt sich um ein „Gruppenbild mit Herrn“, denn mit von der Partie war auch der einzige Mann, der seinerzeit gemeinsam mit den 20 Damen seine Ausbildung begonnen hatte und noch heute für die RNV fährt.
Was inzwischen für die RNV-Kunden ein vertrauter Anblick ist, bedeutete vor einem Vierteljahrhundert schon eine kleine Revolution. Weibliches Fahrpersonal hatte es bis dahin in Mannheim nur während des Zweiten Weltkrieges gegeben, als wegen akuten Personalmangels Schaffnerinnen zum Dienst an der Fahrkurbel abkommandiert wurden. „Gibt es etwa wieder Krieg?“, fragten da schon mal einige verdutzte Fahrgäste, als sie die ersten Frauen im Führerstand einer Straßenbahn sahen – und manch ein Traditionalist kündigte sogar an, lieber auf die nächste Bahn warten zu wollen. Für die 20 Damen, die im Mai 1984 von der damaligen Mannheimer Verkehrsgemeinschaft zusammen mit einem Mann in den Fahrschulkurs aufgenommen wurden, waren dies aber nur anfängliche Erlebnisse. Schnell akzeptierten die Kunden den Fall einer weiteren „Männerdomäne“ und eine neue Ära im Nahverkehr der Metropolregion brach an. Nicht nur in der Öffentlichkeit wurden die Damen positiv wahrgenommen, „auch das Klima auf dem Betriebshof änderte sich grundlegend“, erinnern sich altgediente Straßenbahner bei der RNV. Nach vier Monaten Theorie und Praxis bestanden alle 20 Kandidatinnen ihre Fahrprüfung und chauffierten dann ab September 1984 mit sicherer Hand die Straßenbahn-Fahrgäste durch die Quadratestadt.
Inzwischen ist aus der Mannheimer Verkehrsgesellschaft die MVV Verkehr und später die Rhein-Neckar-Verkehr geworden, doch von den Fahrerinnen der ersten Stunde sind immer noch fünf im Fahrdienst der RNV tätig, vier weitere Damen sind zur Leitstelle, zur Fahrzeugdisposition oder zum Marketing gewechselt. Derzeit arbeiten bei der RNV allein am Standort Mannheim 90 Frauen im Fahrdienst, die meisten in Vollzeit. Bei 370 Stadtbahnfahrern insgesamt sind das 24,3 Prozent. Damit liegt der Standort Mannheim bei der „Frauen-Power“ eindeutig vorne, denn insgesamt sind bei der RNV im Fahrdienst rund 160 Frauen und 870 Männer beschäftigt.
Im Namen der RNV-Geschäftsführung bedankte sich Franz-Wilhelm Coppius, Leiter des Centers Fahrbetrieb, an Bord der festlich geschmückten Sonderbahnbahn für das Engagement seiner Mitarbeiterinnen. Für viele von ihnen bedeute Straßenbahnfahren noch immer ein Traumberuf und dies spiegle sich in den positiven Rückmeldungen der Kunden wider. „Es ist beileibe nicht selbstverständlich, dass Sie auch bei Stress und Hektik jeden Tag mit Leib und Seele dabei sind. Dies verdient allergrößten Respekt“, betonte Coppius.
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