Worms / Metropolregion Rhein Neckar – Am 21. Februar und am 18. März 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, wird Worms das Ziel alliierter Kampfbomber. Das Ergebnis ist verheerend: 380 Zivilisten verlieren bei diesen beiden Angriffen ihr Leben, die Stadt verliert ihr jahrhundertealtes Gesicht. Am Ende des Krieges werden es mehr als 700 Tote sein, etwa 8000 Wormser werden obdachlos, 2200 Wohnhäuser sind vollkommen zerstört, 1800 stark beschädigt. Die Ereignisse jener verhängnisvollen Zeit wirken bis heute nach.
„Bombennacht – Es brennt die Stadt am Strom“ ist die mittlerweile sechste „Matinee im Heylshof“. Die Veranstaltungsreihe verbindet Gedichte der Zeit mit lokalhistorischen Schilderungen und ergreifender Musik.
Paul Streich und Preisträger der Lucie-Kölsch-Jugendmusikschule bereichern die Veranstaltung mit Ausschnitten aus Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 5 cis-moll, Dr. Jörg Koch schildert fesselnd die Ereignisse im Worms jener Tage. Walter Passian und Karl-Heinz Deichelmann rezitieren Gedichte von Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky und Wolfgang Borchert. Der Reinerlös der Veranstaltung kommt einem wohltätigen Zweck zugute.
Die Matineen im Heylshof haben sich mittlerweile schon ein kleines Stammpublikum erobert und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Deshalb wird es am 22. März auch zwei Veranstaltungen geben. „Damit wollen wir den Wünschen unserer Zuschauer nach einem zusätzlichen Termin gerne entgegenkommen“, freut sich Karl-Heinz Deichelmann über den großen Erfolg der Veranstaltung.
Die im Rahmen einer Kooperation des Förderkreises Museum Heylshof mit dem Museum der Stadt Worms im Andreasstift organisierte und vom EWR, der Sparkasse Worms-Alzey-Ried, der Volksbank Alzey-Worms und der Stadt Worms unterstützte Gedenkveranstaltung findet am 22.03.2015 als Matinee um 11.00 Uhr und um 17.00 Uhr als Nachmittagsveranstaltung im Museum Heylshof, Stephansgasse 9 in Worms statt. Der Eintritt beträgt 8 € (5 € ermäßigt). Karten sind erhältlich an der Tageskasse sowie im Vorverkauf bei Bücher Bessler, der Kunsthandlung Steuer und im Museum Heylshof. Aufgrund der begrenzten Anzahl von Sitzplätzen und der freien Platzwahl ist es ratsam, sich Karten bereits im Vorverkauf zu sichern und rechtzeitig zur Veranstaltung zu erscheinen.
Hintergrund
„Mit den Matineen im Heylshof möchten wir einen Beitrag zur Erinnerungskultur in unserer Stadt leisten. Die Bombenangriffe jähren sich dieses Jahr zum 70. Mal und sind schmerzhafte Einschnitte in der Geschichte unserer Stadt. Deshalb war es klar, dass wir die Tage des Februar und März 1945 in den Mittelpunkt unserer Gedenkveranstaltung stellen. Schließlich wurde gerade der Heylshof damals bis in den untersten Keller von Bomben getroffen und schwer beschädigt.“ So begründet Karl-Heinz Deichelmann, Initiator und Organisator der Veranstaltungsreihe, die Auswahl des Themas.
Die Zahl der Zeitzeugen jener Tage wird immer weniger. „Umso wichtiger ist es, konkret daran zu erinnern, welches Leid der Krieg gebracht hat. Wir versuchen dies durch die Kombination von Gedichten und Musik. Die Gedichte sind oft sehr bewegend und entfalten durch das Wechselspiel mit der Musik eine ganz besondere Wirkung. Und durch die Schilderungen von Jörg Koch, der als Autor des Buches „Als Worms unterging“ kenntnisreich von den Ereignissen in unserer Heimatstadt und den Erlebnissen der Zeitzeugen erzählt, bekommt die ganze Veranstaltung eine zusätzliche Nähe“.
„Bei der Auswahl der Gedichte bin ich auf einen Text von Wolfgang Borchert gestoßen, ein heute etwas vergessener Dramatiker und Lyriker, der aber damals erfolgreich war wie kaum ein anderer, weil er mit seinen Stücken und Gedichten den Ton seiner Zeit wie kein zweiter traf. Grund genug, eines seiner bekanntesten Gedichte zu rezitieren, das kurz vor seinem Tod entstand und wie ein Vermächtnis wirkt und dessen Sehnsucht nach Frieden in einen eindringlichen Appell gegen jede Form des Krieges mündet: „Sag nein!“.
Bisheriger Erfolg der Matineen
„Jetzt muss ich extra aus Bautzen kommen, um so eine wunderbare Veranstaltung miterleben zu dürfen“. Das sagte einer der Besucher der Matinee „Mein Land ist mir zerfallen“, die am 9. November letzten Jahres zum Gedenken an den 25. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer stattfand. Ein anderer Zuschauer schrieb in das Gästebuch: „Eine berührende und bereichernde Veranstaltung“. Ähnlich begeistert war das Publikum von den vorherigen Matineen, die verschiedene Gedenktage zum Anlass nahmen, um an so unterschiedliche Themen wie die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten, den Ausbruch des Ersten Weltkrieges oder die Reichspogromnacht 1938 zu erinnern.
Unterstützung von Asylbewerbern mit Reinerlös der Gedenkveranstaltung am 22. März
Aufgrund des guten Zuspruchs konnten die Matineen im Heylshof lokale Organisationen wie die Hospizhilfe und die Wormser Tafel unterstützen. Der Reinerlös der Veranstaltung im März wird dieses Mal den Asylbewerbern zukommen, die als Opfer der aktuellen Kriege ihre Heimat verlassen mussten und in Worms Hilfe und Unterstützung finden sollen.