Frankenthal/ Metropolregion Rhein-Neckar.
Am 8. März 2015 findet im Ludwigshafener Pfalzbau die bundesweite Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit statt. Im Rahmenprogramm organisiert der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal zwei Vorträge und eine Filmveranstaltung.
Am Dienstag, 10. März, 19 Uhr, informiert Pfarrer Helmut Foth in einem Vortrag über
„Martin Luther und die Juden. Ein dunkles Kapitel der Reformation“ im VHS-Bildungszentrum Frankenthal, Schlossergasse 8 – 10. Der Eintritt frei.
Mit dem Reformationsjubiläum 2017 erinnert die Evangelische Kirche an das Leben und Wirken Martin Luthers vor 500 Jahren. Seine Haltung gegenüber den Juden ist auch heute noch Anlass für Interpretationen und Diskussionen. Luthers Schrift von 1523 „Dass Jesus Christus ein geborner Jude sei“ setzte sich in nie dagewesener Weise für eine Reform des Zusammenlebens von Juden und Christen ein. Kein anderer Autor des 16. Jahrhunderts ist wirkungsvoller für die Forderungen eingetreten, Juden als Mitmenschen zu dulden und ihnen Rechte einzuräumen. Für Juden in ganz Europa war Luther ein großes Hoffnungszeichen. Doch nur wenige Jahre später wirft er den Juden „Verstocktheit“ und Feindschaft gegen die Christen vor und beschimpft sie, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. „In seinen späten Judenschriften entlädt sich dann ein wütender Judenhass, der selbst ihm nahe stehende Freunde erschrickt“, betont Helmut Foth. Er beschreibt die Auswirkungen der Schriften bis in den Nationalsozialismus des 20. Jahrhunderts.
Die Woche der Brüderlichkeit wird seit 1952 vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit organisiert.
Der Förderverein erinnert mit einem Bild-Vortrag am Donnerstag, 12. März, 19 Uhr,
ebenfalls im VHS-Bildungszentrum, an die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Frankenthal. Auch hier ist der Eintritt frei.
In einem Dokument vom 15. Februar 1785 wendet sich die „Frankenthaler Judenschaft“ an einen kurfürstlichen Beamten. „Den Brief interpretieren wir als den bisher frühesten Beleg für eine Jüdische Gemeinde“, informiert Herbert Baum, Erster Vorsitzender des Fördervereins. Auch heute, nach 230 Jahren, leben wieder Menschen jüdischen Glaubens in Frankenthal. Die zweite, größere Synagoge wurde am 28. August 1885 in der Glockengasse 12 eingeweiht, vor 130 Jahren. Die Einweihung der neuen Synagoge fand unter „reger Anteilnahme der Frankenthaler Bevölkerung“ statt, schrieb die Frankenthaler Zeitung am 29. August 1885. In seiner Festpredigt erinnerte der Bezirksrabbiner Dr. Jakob Salvendi aber auch daran, dass die Zeit leider nicht frei sei von betrübenden Merkmalen des Glaubens- und des Rassenhasses. Er beendete seine Rede mit den Worten: „Herrlich ist es, wenn Menschen sich als Brüder erkennen und lieben.“
Am 23. März 2015 zeigen die LUX-Kinos in Zusammenarbeit mit dem Förderverein für Schulklassen den Film „Im Labyrinth des Schweigens“. Der Film setzt denjenigen ein Denkmal, die die Auschwitz-Prozesse ins Rollen gebracht haben. Ab 1959 wurde gegen Mitglieder der Lagermannschaft des nationalsozialistischen Vernichtungslagers Auschwitz ermittelt.
Informationen im Internet: www.juden-in-frankenthal.de
Foto: Brief der „Frankenthaler Judenschaft“ vom 15. Februar 1785 an einen kurfürstlichen Hofrat. (Foto: Stadtarchiv Frankenthal)