Worms/Metropolregion Rhein-Neckar. „Unser Verteidiger hätte das Leder mit Leichtigkeit stoppen können, doch der Ball wurde auf dem Rasen wie von Geisterhand abgelenkt und sauste mühelos übers ausgestreckte Bein“, blickte Wormatia-Chef Tim Brauer beim Ortstermin am vergangenen Donnerstag im Stadion mit sorgenvollem Blick auf die aufgeweichte und mit kleinen Erdhäufchen übersäte Rasenfläche.
Sobald die Regentropfen kräftig vom Himmel fallen, sammelt sich das Wasser und durchnässt den Boden, zum Leidwesen der Mannschaften, die sich dann unter schwierigsten Bedingungen um den Sieg bemühen. Auf den Plan gerufen wird dann auch Lumbricidae, der allgemeine Regenwurm, den es bei nasser Witterung zuhauf an die Oberfläche treibt. Rund 1,5 Millionen dieser eigentlich nützlichen Tiere besiedeln den Untergrund des Spielfelds und sorgen für Verdruss bei den Ligisten und dem Wormatia-Team. Mit biologischen Mitteln und in einer groß angelegten Sammelaktion wurde bereits versucht, der Würmerplage Einhalt zu gebieten, jedoch ohne größeren Erfolg.
Dass sich mit der Rasensituation etwas ändern muss, darüber sind sich die Verantwortlichen bei Wormatia und Stadt schon lange einig. Ein weiteres Problem, das sich bei Regen ergibt, sind die an die Spielfläche angrenzenden Aschebahnen für den Schulsport, auf denen sich das Wasser sammelt und nicht abfließen kann.
Jetzt trafen sich Tim Brauer, Beigeordneter Uwe Franz, Sportreferent Gerd Vogt sowie Fachleute der Stadt und von Wormatia im Stadion, um dem Abteilungsleiter für Kommunales und Sport im rheinland-pfälzischen Innenministerium, Gunter Fischer, die Situation vor Ort zu erläutern und mit ihm über eine mögliche Unterstützung seitens des Landes zu besprechen.
Uwe Franz gab zuerst einen Überblick über die bisherigen Planungen und die veranschlagten Kosten. Vorgesehen seien die Sanierung der „vierspurigen“ Rundlaufbahn und der sechs Kurzstreckenbahnen inklusive einer neuen Oberflächenentwässerung, sowie die Rasensanierung mit Drainage und dem Einbau einer Beregnungsanlage für die heißen Sommertage. Die Rundlaufbahn im Wormatia-Stadion werde dem Schulsport auch weiterhin zur Verfügung stehen. Zudem sei angedacht, eine Sprunggrube in das Südsegment zu verlegen und wegen des mangelnden Abstandes zum Rasenspielfeld die zweite Sprunggrube innerhalb des nördlichen Segments neu zu bauen. „Summa summarum reden wir hier mit allen erforderlichen Maßnahmen über Kosten von rund 400.000 Euro“, verdeutlichte Uwe Franz den hohen Investitionsbedarf, um den Rasenplatz und die Laufbahnen nachhaltig zu sanieren.
„Seitens VfR Wormatia werden wir uns an den Kosten für die Rasensanierung beteiligen und könnten uns auch vorstellen, die Bauherrenrolle zu übernehmen“, ergänzte Tim Brauer. Über die konkrete Höhe der Beteiligung seien jedoch noch vertiefende Gespräche mit dem Vereinsvorstand zu führen.
„Da Stadt und Wormatia diese Investitionen nicht aus eigener Kraft bewältigen können, stehe ich schon seit Längerem mit der Landesregierung in Kontakt. Erst vor zwei Wochen war ich wieder im Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur in Mainz, um mit den dort für den Sport zuständigen Mitarbeitern über eine mögliche Förderung zu sprechen“, erklärte Bau- und Sportdezernent Uwe Franz.
„In der Tat, hier ist dringender Handlungsbedarf“, bestätigte Gunter Fischer die Notwendigkeit umfänglicher Sanierungsmaßnahmen. Für eine finanzielle Förderung seitens des Landes bedürfe es einer nachhaltigen Lösung, von der Wormatia wie auch der Schul- und Vereinssport gleichermaßen profitieren, stellte der Abteilungsleiter im Ministerium unter diesen Voraussetzungen eine bis zu 40-prozentige Landesförderung in Aussicht.
In puncto Rasen habe sich bei Nässe ein sogenannter „Hybridrasen“ bewährt, der aufgrund seiner Beschaffenheit zugleich auch Regenwürmer effizient zurückhalte, berichtete Harry Herrmann, Referatsleiter Investitionsförderung und Sportstättenbauberatung im Innenministerium, über positive Erfahrungen bei verschiedenen rheinland-pfälzischen Fußballvereinen und nannte den Sportplatz in Winningen als Referenz. Dieser Hybridrasen bestehe in der Regel aus einer normalen Rasenoberfläche und einer darunter befindlichen mit Kunststofffasern versetzten Lavaschicht.
„Wir werden uns jetzt baldmöglichst mit den Wormatia-Verantwortlichen den Hybridrasen in Winningen anschauen und uns bei dem dortigen Verein über die bisherigen Erfahrungen informieren“, so Beigeordneter Uwe Franz. Sollte dieser Rasenaufbau eine nachhaltige Problemlösung ergeben, seien damit allerdings auch Mehrkosten verbunden. Aus diesem Grund müsse unter Beteiligung des Sondervermögens Vermietung und Verpachtung der Stadt Worms als Eigentümer das Wormatia Stadions und in Zusammenarbeit mit VfR Wormatia unter Berücksichtigung des Schul- und Vereinssports schnellstens ein konkretes und angepasstes Maßnahmen- und Finanzierungskonzept erstellt werden, betont der Dezernent. Da im Wirtschaftsplan 2014 keine Mittel für die Sanierung des Rasens und der Laufbahn im Sondervermögen Vermietung und Verpachtung vorgesehen seien, müsse nach Vorlage des Finanzierungskonzepts ein Nachtragswirtschaftsplan erstellt werden. Dieser sei allerdings zunächst vom Stadtrat und anschließend noch von der Kommunalaufsicht zu genehmigen, verdeutlicht Uwe Franz, welche Hürden noch zu nehmen sind, bis das Projekt umgesetzt werden kann.