Ludwigshafen/Metropolregion Rhein-Neckar -Erfolgreiche Friesenheimer Dienstfahrt nach Korschenbroich
Ludwigshafen(gek) Philipp Grimm ging leer aus – als er auf dem Rastplatz nach einem Einkauf wieder zu seinen Kollegen stieß, war vom Kuchen bis auf ein paar Krümel nichts mehr zu sehen. Nach der Partie aber hatte der 25-jährige Linksaußen so viel wie die anderen: zwei Punkte im Gepäck. Der Trip der TSG Friesenheim in das Niederrheingebiet nach Korschenbroich hat sich ausgezahlt, die Pfälzer gaben sich in der Waldsporthalle keine Blöße. Die Auswahl von Thomas König gewann das Duell beim heimstarken Neuling mit 36:31 (19:16), weil sie sich im zweiten Abschnitt in der Abwehr stabiler präsentierte und deutlich engagierter auftrat als noch in den ersten 30 Minuten. Die Rothemden gingen mit einer glücklichen 3-Tore-Führung in die Pause, versäumten freilich in der zweiten Hälfte, das Match frühzeitig zu entscheiden, lagen sie doch in der 43. Minute bereits mit acht Treffern vorne. Gunnar Dietrichs fünftes Tor knapp fünf Minuten vor dem Ende raubte dem Gastgeber schließlich den allerletzten Glauben daran, aus dem Vergleich mit dem Spitzenreiter etwas Zählbares zu ergattern. Korschenbroich verlor damit zum vierten Mal in Folge, während Friesenheim zuletzt vier Siege hintereinander zu verzeichnen hat. Die Khan-Equipe rutschte nach der vierten Heimniederlage und der zehnten insgesamt auf Platz acht ab. Die TSG festigte durch den 15. Saisonsieg den Platz an der Sonne, da der ärgste Verfolger Hüttenberg dem ThSV Eisenach auf eigenem Parkett unterlagen war und auch Bittenfeld in Aue verloren hat.
Der TV Korschenbroich machte im Vorfeld der Partie auf Understatement, sah das Team vor einer unlösbaren Aufgabe. “Gegen Friesenheim haben wir keine Chance”, so Trainer Khalid Khan, “wir geben uns da überhaupt keinen Illusionen hin. Wenn die Normalform an den Tag legen, dann ist die TSG definitiv eine Nummer zu groß für uns.” Doch auch für diesen Vergleich galt – er musste erst einmal gespielt werden.
Beim TVK, das war klar, wollte TSG-Chefcoach Thomas König mit seiner Truppe das Punkten fortsetzen. “Korschenbroich hat eine eingespielte Mannschaft, die immer am Limit spielt”, erläuterte der 46-Jährige. “Die bisherige Heimbilanz von 12:6 Punkten unterstreicht die Heimstärke des Aufsteigers. Es ist sicher keine leichte Aufgabe, die uns in Korschenbroich erwartet, aber wir versuchen, zwei wichtige Punkte zu holen.”
Mit dem langwierigen Ausfall von Mindaugas Veta und der Tatsache, dass Nils Brandt noch Zeit benötigt, um seinem Team helfen zu können, fehlte Thomas König eine ganze Menge Erfahrung auf der rechten Rückraumseite und in der Abwehr. Aber die Jungen, wie Jan-Lars Gaubatz zum Beispiel, hatten es gerade jüngst gegen Bietigheim bewiesen, wie weit sie in ihrer Entwicklung schon sind. Neben den beiden Linkshändern kann auch Andreas Friedrich derzeit Handball nur als Zuschauer verfolgen. Dafür war Rechtsaußen Thomas Zellmer wieder im Kader. Beim Gastgeber konnte Dennis Marquardt nicht mitwirken.
Von Beginn an zeigte die Khan-Truppe, angefeuert von ihrem Anhang, großen kämpferischen Einsatz und war auf Augenhöhe mit der TSG, die durch Benjamin Matschke das erste Tor in dieser Partie erzielte. Marcel Görden glich aus, und Matschke legte erneut vor. Nach Christoph Piskes 2:2 schlug Matschke zwei Mal vom Punkt aus zu, und die Rothemden lagen erstmals mit zwei Toren vorne. Piske traf nochmals, es sollte freilich sein letzter Treffer an diesem Abend sein. Jörn Ilper legte nach und glich aus. Noch musste der Neuling stets einem Rückstand hinterherlaufen, doch das änderte sich, als der stark aufspielende Evgeni Pevnov seine Farben mit 8:7 in Führung geworfen hatte. Denn zuerst sorgte David Breuer für den siebten Gleichstand, und nach Matschkes Stürmerfoul ließ dann Robin Doetsch das Netz hinter Kevin Klier erzittern. Der Tore-Vorteil des TVK hatte nicht lange Bestand, weil auf der Gegenseite Matschke und Gunnar Dietrich Treffer machten. Die Hausherren legten sich weiter mächtig ins Zeug und kamen in der Folge zu zwei 2-Tore-Führungen. Immer wieder schlossen die Rückraumakteure David und Simon Breuer sowie Christoph Gelbke erfolgreich ab, weil die TSG-Abwehr die nötige Aggressivität vermissen ließ. Nachdem David Breuer auch seinen dritten Siebenmeter zum zwischenzeitlichen 15:13 untergebracht hatte, waren noch knapp sechs Minuten im ersten Durchgang zu spielen. Nun brannte der Friesenheimer Angriff ein kurzes Feuerwerk ab, und die Abwehr, im Verbund mit Keeper Klier, ließ nur noch einen einzigen Gegentreffer zu. Die Regie hatte mittlerweile Frank Müller übernommen, dessen Zuspiel Pevnov zum 15:14 nutzte. Müller machte die nächsten beiden Goals selbst, und Philipp Grimm baute den Vorsprung in Unterzahl per Konter aus. In der nächsten Spielszene blockte Dietrich einen Wurf von Christian Peter Rommelfanger, und die TSG hatte wieder Ballbesitz. Gabor Ancsin fackelte nicht lange und erhöhte auf 18:15. Die Treffer von David Breuer und Pevnov, der 21-Jährige mit dem dritten Tor in Unterzahl innerhalb von zweieinhalb Minuten, erbrachten das Halbzeitresultat, das den Gästen etwas schmeichelte.
Im zweiten Abschnitt begann der TVK mit Thomas Bauer im Gehäuse, der später aber Marcel Leclaire wieder Platz machte. Ihr Gegenüber, Klier, stach beim Stand von 17:21 zwei Würfe von Rommelfanger und Doetschs Konter landete an der Latte. Klier leitete mit seinen Paraden eine zehnminütige Phase ein, in der Friesenheim seine Klasse zeigte. Aus dem 21:17 machte der Spitzenreiter bis zur 43. Minute ein 27:19. Hätte das König-Personal auf diesem Niveau weiter agiert, wäre der TVK auf eigenem Parkett um ein Debakel wohl kaum herumgekommen. Obwohl Korschenbroich den 8-Tore-Abstand minimieren konnte, brannte bei Friesenheim nichts mehr an. Die zusehends müder werdenden Gastgeber lagen bei Domonic Kasals Tor zum 27:31 (54.) und Jörn Ilpers Treffer zum 28:32 (54.) nur noch vier Tore hinten, aber gefährden konnten sie die Pfälzer nicht. Niklas Ruß und Dietrich machten fünf Minuten vor dem Ende den Sack endgültig zu. Das Sahnehäubchen auf Friesenheims siebten Auswärtssieg setzte Pevnov, dem per Rückhandwurf das letzte TSG-Tor gelang. Sehr zur Freude auch des mitgereisten, rund 40-köpfigen Anhangs.
“Das war heute die erwartet schwere Partie,” gestand TSG-Chefcoach Thomas König. “Leider haben wir in der ersten Halbzeit nicht an die Abwehrleistung, die wir im Spiel gegen Bietigheim geboten haben, anknüpfen können. Ein 10:10 nach einer guten Viertelstunde, das kann nicht sein. Nach dem Zwischenresultat von 14:12 sind wir in der Abwehr, zum Teil auch in Unterzahl, besser ins Spiel gekommen und sind mit einem glücklichen Vorsprung in die Pause gegangen. In der zweiten Halbzeit sind wir in der Abwehr wesentlich besser, weil kompakter gestanden, und sind engagierter gewesen. Wir haben es aber verpasst, früher den Sack zuzumachen. Unser Spiel über den Kreis war heute überragend, und Kevin Klier hat uns gerade in der 2. Halbzeit die nötige Sicherheit gegeben. Im Ganzen war das heute eine ordentliche Mannschaftsleistung. Es ist ein verdienter Sieg für uns und ein wichtiger obendrein.” Königs Pendant Khalid Khan attestierte seiner Formation “eine sensationelle Leistung im kämpferischen Bereich. Sie hat heute für die aktuellen Verhältnisse sehr gut gespielt und sportlich eine tolle Antwort gegeben.”Nils Brandt, der verletzte Linkshänder, vertrat die Ansicht, dass “das Spiel in der ersten Halbzeit eine Angriffsschlacht ohne Abwehr war. Wichtig für uns war, dass wir uns gegen Ende der ersten Hälfte einen Vorsprung herausarbeiten konnten. In der zweiten Halbzeit haben wir uns in der Defensive stabilisiert und Kevin hat mehr Bälle gehalten. Nicht optimal haben wir da in der Offensive gespielt, mussten nur kurz zittern, ehe wir die Sache klargemacht haben. Am Ende war das okay.” Torwart Kevin Klier fand das Match im ersten Abschnitt “ein bisschen chaotisch. Wir hatten in der Abwehr Probleme, die sich darin zeigten, dass wir keinen Kontakt aufnahmen. Da haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht. In der zweiten Halbzeit sind wir in der Abwehr stabiler gestanden, das war der Schlüssel zum Sieg.”
Das Vorhaben, zwei Zähler aus Korschenbroich mit auf den Heimweg zu nehmen, ist den Ballwerfern der TSG Fiesenheim geglückt. Eine bessere zweite Halbzeit gab den Ausschlag für die Auswärtspunkte 13 und 14, nachdem der erste Durchgang ausgeglichen verlaufen war, das König-Team dennoch mit einer 3-Tore-Führung in die Pause gegangen war. Das nächste Spiel bestreiten Jan-Lars Gaubatz und seine Mitstreiter gegen den Tabellensiebten Delitzsch, der zuletzt Saarlouis 34:31 geschlagen hat.
Die Statistik:
TV Korschenbroich: Bauer, Leclaire; Deppisch, Gelbke (4), Kasal (2), David Breuer (11/5), Doetsch (2), Simon Breuer (6), Görden (1), Markus Breuer (1), Piske (2), Ilper (2), Rommelfanger; Trainer: Khalid Khan
TSG Friesenheim: Klier, Pfeiffer; Grimm (4), Zellmer (1), Dietrich (5), Müller (3), Pevnov (8), Ruß (2), Matschke (6/3), Ancsin (4), Becker (1), Dissinger, Gaubatz (2), Eusterholz; Trainer: Thomas König
SR: Harald Schembs (Nackenheim) & Markus Weyell (Nieder-Olm) ? Zuschauer: 720 ? Zeitstrafen (in Min.): 12:10, Simon Breuer (7.), Görden (15., 22. und 38.), Khan (48.), Ilper (48.) – Grimm (4. und 29.), Becker (22. und 46.), Pevnov (27.) ? Rote Karte: Görden (38., dritte Zeitstrafe) ? Siebenmeter: 6/5 : 4/3, David Breuer setzt die Kugel an die Latte (58.) – Matschke verwirft gegen Bauer (22.) ? Team-Time-out: 27:36 und 38:54 – 28:12
Spielfilm: 2:4 (6.), 6:6 (9.), 9:8 (15.), 12:11 (21.), 15:13 (25.), 15:17 (28.), 16:19 (HZ) – 18:22 (37.), 19:25 (41.), 20:28 (44.), 24:30 (47.), 27:32 (54.), 29:34 (58.), 31:36 (EN)