Mannheim/ Metropolregion Rhein-Neckar – Über 35m in Wolken oder Sonnenschein
Der Wind schlägt immer wieder auf den Turm. Die Aussichtsplattform schwankt im Wind. Ab über das Geländer und 35m nach unten – einmal mitten in den Wolken, einmal bei strahlendem Sonnenschein: Erstmals trainierten Ende Dezember und am vergangenen Wochenende Strömungsretter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Bezirk Rhein-Neckar e.V., den Einsatz von Seiltechniken in großer Höhe. Dank der Unterstützung der Gemeinde Wilhelmsfeld konnten die Retter den insgesamt 41m hohen Teltschik-Turm nutzen. Das Übungsprogramm umfasste dabei die Kameradenrettung sowie die Rettung von Patienten mit Trage am Schrägseil. Jeweils zehn Helfer waren an den beiden Übungstagen beteiligt. Eisiger, böiger Wind und mitunter erschwerte Sicht, stellten neben der für viele der ehrenamtlichen Retter neuen Höhe besondere Schwierigkeiten dar.
Bereits am 22. Dezember trainierten die DLRG-Verantwortlichen mit anderen Strömungs- und Höhenretter-Ausbildern und –spezialisten am Teltschik-Turm. „Im dichten Wolkennebel und bei starkem Wind war das Abseilen aus der großen Höhe fast wie ein Blindflug aus dem All auf die Erde“, beschrieb einer der Teilnehmer das Gefühl, am Seil zu hängen. Für diese erste Aktion lud Strömungsretter-Ausbilder Matthias Starker sogar besonders erfahrene Kollegen aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen ein.
„Im ersten Ansatz mussten wir mit diesen Kameradinnen und Kameraden ausloten, ob unsere Vorstellung über verschiedene Übungsszenarien an den Strukturen des Teltschik-Turms zutreffend sind“, holte sich der Übungsleiter Unterstützung aus einem Kreis, der regelmäßig an dem bundesweiten Austausch von ehrenamtlichen Spezialisten der Strömungs-, Höhen- und Bergrettung der verschiedenen Rettungsorganisationen und Feuerwehren teilnimmt. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es zudem, dass die Helfer bei gemeinsamen Einsätzen die mitunter sehr unterschiedlichen Sicherungs- und Aufbautechniken in der Strömungs- und Höhenrettung zu gemeinsamen Standards zusammenführen. Denn insbesondere das eingesetzte Material ist in den verschiedenen Bereichen unterschiedlich.
Von der Aussichtsplattform galt es einen verunfallten Arbeiter zu retten, so das Übungsszenario. Dieser hatte sich während Wartungsarbeiten der Holzkonstruktion verletzt. Ein Transport über die gewundene Treppe um den Turmmittelpunkt war aufgrund der Schwere der Verletzungen nicht möglich, so die Annahme. Die Helfer richteten eine Seilbahn ein, mit der der Patient, begleitet von einem Retter, sanft zu Boden gebracht werden konnte. Immer wieder wurde die Übung neu gestartet und der Aufbau neu hergerichtet.
Damit der Weg geebnet für die erste Übung der Strömungsretter des Bezirks Rhein-Neckar an diesem Aussichtspunkt. Bei strahlendem Sonnenschein stand auf Starkers Ausbildungsplan die Höhengewöhnung der Helfer. „Dieser Schritt war wichtig, um den Kollegen das Vertrauen in sich und ihr Material, auch unter diesen besonderen Bedingungen zu geben.“. Denn selbst das Gefühl des auf den Turm treffenden Windes, war für den einen oder anderen Wasserretter etwas Besonderes.
Der DLRG-Mann kündigte schon jetzt weitere Übungen am Teltschik-Turm an. „Durch die tolle Unterstützung der Gemeinde Wilhelmsfeld, können wir nach der Gewöhnung an die Höhe nach und nach mit den ersten Rettungsübungen aus dieser Situation beginnen und unsere Fähigkeiten entsprechen steigern“, dankte der Ausbilder im Namen des Bezirks Bürgermeister Hans Zellner. Dieser hatte die Überlassung des Turms an die DLRG befürwortet.
Strömungsretter sind für den Einsatz in Hochwassern aber auch schwer zugänglichen Wildwasserbächen und vergleichbare Gewässer ausgebildet. Sie erlernen Techniken im Strömungsschwimmen, aber auch Klettertechniken. Nach Starkregenereignissen können auch an sonst harmlosen, trockenen Stellen reißende Bäche entstehen, an die nur schwer heranzukommen ist. Daher seien die Ausbildungen an ungewöhnlichen Stellen für die Rettungsschwimmer so wichtig. Beim Hochwasser 2013 an der Elbe waren alleine 15 Strömungsretter des Bezirks Rhein-Neckar in der Lutherstadt Wittenberg und deren Umgebung im Einsatz.